Eisbären: Junge Truppe zahlt auch gegen Hamburg Lehrgeld
Berlin, 20. August
EHC-Coach Pierre Pagé brauchte etwas mehr Zeit, bevor er sich den Journalisten nach dem Testspiel gegen die Hamburg Freezers stellte. Gerade hatte seine Mannschaft, die wieder mehrheitlich mit Förderlizenzspielern besetzt war (ohne Denis Pederson und Kelly Fairchild), deutlich mit 2:6 (0:0; 2:4; 0:2) gegen die Gäste aus der Hansestadt verloren. Es ist kein Geheimnis, dass sich der Kanadier in Diensten des Meisters mit Niederlagen schwer tut. Da spielt es kaum eine Rolle, dass der Kader, der ihm derzeit zur Verfügung steht, einer verstärkten U-20-Auswahl ziemlich nahe kommt. Pagés Ansprüche sind auch gegenüber den „jungen Wilden“ hoch und nicht leicht zu erfüllen. Und das am Freitagabend im Wellblechpalast von seinen Schützlingen Gebotene entsprach diesen offensichtlich nur wenig, wie das Fazit des Meistertrainers beweist: „Wir fühlen uns bescheiden nach dem heutigen Spiel. Die einzig guten News, die ich heute habe, sind, dass wir heute nicht um drei Punkte gespielt haben.“ - In der Tat ging es in den Reihen der Eisbären ziemlich vogelwild zu, was vom torlos gebliebenen ersten Abschnitt noch etwas überdeckt wurde. Dort hatten auch die Mannen von Neu-Coach Mike Schmidt noch mehr damit zu tun, Ordnung in das eigene Spiel zu bekommen. Mit einem Lattentreffer von Sven Felski für die Hausherren und einem erfolglos gebliebenen Break vom nach Hamburg abgewanderten Alex Barta sind die Höhepunkte des ersten Drittels auch schon aufgezählt.
Im Mittelabschnitt brachen dann aber alle Dämme: Benjamin Hinterstocker brachte die Freezers in Führung (23.), Steve Walker glich kurz darauf aus (24.) und der erneut sehr auffällige Richard Mueller brachte den Meister sogar mit 2:1 in Führung (25.). Hierauf reagierten die Berliner Young Guns aber gar zu euphorisch und ließen Defensive Defensive sein, was Björn Bombis sogleich mit dem 2:2 bestrafte (26.). Als Warnung verstanden das die immer ungeordneter zu Werke gehenden Hauptstädter nicht, weshalb die Dinge ihren Lauf nahmen: Francois Fortier (28.) und Jacek Plachta (29.) schossen bis zur zweiten Pausensirene eine 2:4-Führung für die Hanseaten heraus.
Das Heft des Handelns blieb auch im Schlussdrittel in den Händen der Gäste, die in einer eher schwachen Partie dennoch das etwas reifer agierende Team stellten. In der 48. Spielminute legte erneut Plachta zum 2:5 und später Freezer-Neuzugang Benoit Gratton zum 2:6 (48.) nach. Auch den Eisbären boten sich noch weitere Einschusschancen, doch versagten denen vor Goalie-Routinier Boris Rousson ein ums andere Mal die Nerven, weshalb das Ergebnis nicht mehr freundlicher gestaltet werden konnte.
Gäste-Coach Mike Schmidt ließ nach dem Match die Bäume nicht in den Himmel wachsen und resümierte nüchtern: „Wir sind glücklich das wir das Spiel heute gewonnen haben, bewerten diesen Sieg aber nicht über. Unsere Tore waren gut herausgespielt, und fünf Torschützen für sechs Tore sprechen für sich.“ Zudem lobte Schmidt das Nachwuchsprojekt der Eisbären und freute sich über weitere neue junge Gesichter im Kader der Berliner, „die trotz der Niederlage munter mitgespielt haben“. Zweifelsohne, so waren sich viele Beobachter einig, gab es durchaus auch Lichtblicke zwischen all dem Schatten, der EHC-Coach Pierre Pagé so finster drein blicken ließ. Zu diesen ist einmal mehr der atemberaubend schnelle Richard Mueller zu zählen oder
der erst 17-jährige Marcel Müller (17 Jahre / 100 kg / 1,93 m - Das nenn ich mal heftig!), dessen körperliche Robustheit der sicherlich nicht zimperliche Christian Hommel per sauberen Open Ice Hit zu spüren bekam. Das Lehrgeld, das die Young Guns mit solchen Niederlagen zu entrichten haben, dürfte für die nahe Zukunft gut angelegt sein. - Da sei ihr Lehrer Pierre Pagé vor! (mac/ ovk)
Eisbären Berlin - Hamburg Freezers 2:6 (0:0,2:4,0:2)
Tore:
0:1 Hinterstocker B. 22:28 (Hinterstocker M., van Impe)
1:1 Walker 23:57 (/)
2:1 Mueller 24:44 (Ustorf,Busch)
2:2 Bombis 25:19 (Manning,Polkovnikov)
2:3 Fortier 27:35 (Fox,van Impe)
2:4 Plachta 28:49 (Bombis,Beaucage)
2:5 Plachta 44:40 (Beaucage,Bombis)
2:6 Gratton 47:53 (Fortier,van Impe)
Schiedsrichter: Harald Deubert
Strafminuten:
Berlin - 8 (2,2,4)
Hamburg – 12 (4,6,2)
Zuschauer: 1800
Quelle: hockeyweb.de