Der ESV Bayreuth bricht sein Schweigen - Verein sei in ?ernster und angespannter Lage? / Joe West ist neuer Trainer

31.05.2004

Klar ist, dass nichts klar ist. Mit einer Mischung aus Andeutungen, Hilferufen und Beschwörungen von Fans und der Öffentlichkeit, sich in Geduld zu üben, ist der Eishockey-Oberligist ESV Bayreuth gestern nach Wochen des Schweigens mit einer Pressemitteilung an die Öffentlichkeit gegangen. ?Fazit ist, dass die momentane Situation des Vereins sehr ernst und angespannt, aber nicht hoffnungslos ist?, resümiert Pressesprecher Michael Birkhan darin.
Konkreteres ist in der über 50-zeiligen Mitteilung nicht zu erfahren. Der Gang zu den Medien besteht nur aus einer Sammlung unbestimmter Formulierungen, die zumeist nichts anderes sagen, als dass der Verein mit großen finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Wie groß diese Probleme sind, bleibt wiederum unbestimmt: ?Aktuell beläuft sich der Stand der aufgelaufenen Verbindlichkeiten auf eine schmerzliche, nicht unerhebliche Summe?, heißt es in der Presseerklärung.
Die Kräfte des Vorstands richten sich schon seit Wochen vorrangig darauf aus, die Schuldenlast zu reduzieren. Schon zum Ende der vergangenen Spielzeit waren wie aus dem Nichts alte Verbindlichkeiten aufgetaucht, die noch aus der Zeit stammen, in der die heutige Führungsmannschaft noch gar nicht im Amt war.
Und kaum hatte man sich beim ESV sicher gewähnt, dass dieses Problem gelöst sei, tauchten plötzlich neue Ansprüche auf. Diesmal jedoch aus der Zeit, in der Klaus Wiesenmüller, Stefan Pletl und Co. bereits an der Vereinsspitze standen. Die neuen Forderungen machen heute ?einen Großteil? der Schuldenlast aus, die den Verein zu erdrücken droht. Dabei heißt es in der Pressemitteilung nur wenige Zeilen weiter unten, es sei noch unklar, ob die Forderungen überhaupt berechtigt sind: ?Die Klärung (dieser Frage) wird sich noch lange hinziehen.?
Mit einer Umschuldung soll dem Verein nunmehr wieder finanzielle Luft verschafft werden ? auch damit das Lizenzierungsverfahren für die Oberliga bei der Eishockey-Spielbetriebsgesellschaft (ESBG) nicht gefährdet ist. Einen ?realistischen Etat?, bei dem Gelder für Schuldentilgung bereits eingerechnet seien, habe man bereits bei der ESBG eingereicht. Unklar bleibt bei dieser Formulierung allerdings, ob die Finanzmittel auch ausreichen würden, um notfalls die volle Höhe der Schulden begleichen zu können.
Die Hoffnungen des ESV ruhen nun auf einem privaten Geldgeber, der dem Verein ein Darlehen geben soll. Schon das Finanzloch, das sich am Ende der jüngsten Spielzeit aufgetan hatte, stopfte der ESV mit Geld von Gönnern und Sponsoren. Zusätzlich sollen neue Geldgeber gewonnen werden. Ob sich neue Firmen angesichts der derzeitigen Situation des Vereins ohne weiteres bereit erklären, dem ESV Finanzspritzen zu geben, darf zumindest mit Skepsis betrachtet werden, auch wenn der Oberligist freudig vermeldet, dass die Suche nach neuen Partnern für die kommende Saison so ?positiv, wie seit vielen Jahren nicht mehr? läuft.
Dabei ist die nächste Spielzeit noch alles andere als gesichert ? ein Grund, warum der Verein auch keine Neuverpflichtungen und Vertragsverlängerungen bestätigen will. Alles läuft derzeit nur unter Vorbehalt ? endgültige Verträge gebe es noch nicht. Während andere Vereine bereits seit Wochen kräftig ihre Kader füllen, schaut der ESV noch in eine ungewisse Zukunft.
Allerdings steht zumindest der neue Trainer fest ? wenn es denn mit dem Verein weitergehen sollte. In Vereinskreisen ist es seit Wochen ein offenes Geheimnis, dass Joe West der Nachfolger von Doug Irwin an der Bande wird. Der 41-jährige Kanadier war zuletzt Co-Trainer beim Zweitligisten Bietigheim-Bissingen. Relativ sicher ist auch, dass keiner der ausländischen Spieler aus der vergangenen Saison erneut das Trikot der Tigers überstreifen wird. Zudem kehren Thomas Gödtel (Mighty Dogs Schweinfurt) und Thomas Brandstädter (Star Bulls Rosenheim) den Tigers definitiv den Rücken. Auch Christoph Splitter wird den Verein wohl in Richtung Rosenheim verlassen, vermeldet die Eishockey News. Ebenfalls unklar ist, ob Torhüter-Talent Dennis Endras in Bayreuth gehalten werden kann. Das hängt von den Zielvorstellungen der Tigers für die kommende Saison ab ? in der Abstiegsrunde will der junge Keeper eigentlich nicht mehr spielen.
Die Zielvorgabe wiederum wird sich aber an der finanziellen Leistungsfähigkeit des Vereins orientieren müssen ? und damit bleibt die Lösung der Bayreuther Geldprobleme die vordringlichste Aufgabe. Genügend Erfahrung im Umgang mit Finanzkrisen hat man in Bayreuth in den vergangenen Jahren ja zur Genüge gesammelt. Die Lage ist eben ?sehr ernst und angespannt, aber nicht hoffnungslos?. Was immer das heißen mag. Ingo Schorlemmer

Quelle: Bayerische Rundschau

Kommentar: Eishockey am seidenen Faden

29.05.2004

Bayreuths Oberligastandort im Eishockey ist in Gefahr: Massiv in Gefahr sogar, wenn es den Verantwortlichen in den nächsten Tagen nicht gelingt, eine wirtschaftliche Gesamtlösung für den Bayreuther Publikumsmagneten zu finden.

Konkret: Der Club ringt um eine Bürgschaft, die sich in erster Linie aus Altlasten aus früheren Chaoszeiten zusammensetzt. Verbindlichkeiten also, die der gegenwärtigen Vorstandschaft nicht anzulasten sind. Und die Zeit drängt, denn die Lizenzvergabe des Deutschen Eishockeybundes steht an. Sollten die ESVB-Verantwortlichen zu diesem Zeitpunkt die geforderten Unterlagen nicht vorlegen können, ist das Thema Oberliga erledigt. Und nicht nur für eine Saison.

Für viele Sportanhänger wäre das nach dem viel versprechenden Neustart unter der Regie des Vorsitzenden Klaus Wiesenmüller sicherlich schade. Auch deshalb, weil die Marketingabteilung des ESV Bayreuth in den letzen Wochen vieles positive Signale aus der Wirtschaft erhalten hatte. Eine Aufstockung des Werbeetats hätte den positiven Effekt, dass Darlehen bedient werden könnten. Doch die Umwandlung der fälligen Verbindlichkeiten in ein langfristiges Konzept mit garantierten Abzahlungsraten bereitet den ESVB-Verantwortlichen über de Pfingstfeiertage großes Kopfzerbrechen. Es ist dabei sicherlich nur ein kleiner Trost, dass die Verbindlichkeiten bei anderen Oberligisten vermutlich höher sind. Doch haben dieses Vereine ihre Lösung geschafft. Der attraktive Standort Bayreuth mit seiner großen Anhängerschar steht jedenfalls auf der Kippe.

Die Lage sei ernst, aber nicht hoffnungslos, hatte der ESV Bayreuth in einem Hilferuf zum Ausdruck gebracht und damit sein langes Schweigen gebrochen. Diese Aussage lässt den Schluss zu, dass die Verantwortlichen trotz finanziell höchst prekärer Situation noch nicht die Flinte ins Korn werfen. Vielleicht gelingt im letzten Augenblick eine ähnliche Aktion wie vor zwei Jahren, als ein so genanntes Rettungsteam doch noch einen Start der Tigers in der Oberliga ermöglichte und damit ein Verschwinden von der Bildfläche abwenden konnte.

Beliebig wiederholbar sind jedoch solche Klimmzüge nicht. Das wissen die Fans und machen sich Sorgen.

Quelle: Nordbayerischer Kurier

"Lage ernst, aber nicht hoffnungslos" / ESV Bayreuth: Neue Altlasten aus früheren Jahren

28.05.2004

Die Entwarnung vor gut fünf Wochen war offensichtlich voreilig! Fakt ist: Die wirtschaftliche Situation bringt die Verantwortlichen des Oberligisten ESV Bayreuth weiterhin ins Schwitzen, denn nach Angaben des Clubs wurden die Tigers mit "neuen, überraschenderweise an den Verein herangetretene Verbindlichkeiten" konfrontiert. Die Lage sei "sehr ernst, aber nicht hoffnungslos."

Ob der Bayreuther Oberliga-Standort in Gefahr ist, wird sich vermutlich erst in einigen Wochen herausstellen. Über die Höhe der Verbindlichkeiten hüllten sich Klaus Wiesenmüller und Co. in Schweigen.
Mit einem Statement brach gestern der Eissportsportverein die Ruhe der letzten Wochen, wobei versichert wurde, dass in dieser Zeit intensiv für das Wohl und die Zukunft des Vereins gearbeitet wurde. "Zwischenzeitlich schien die schwierige Situation - Finanzierung und Überbrückung der angefallenen Altlasten aus Zeiten früherer Vorstandszeiten - bereits geklärt.
Ein Termin für die Pressekonferenz sei bereits fixiert gewesen, ehe weitere, unvorhergesehene Altlasten aufgetaucht seien. "Die Klärung, ob diese Forderungen berechtigt seien, wird sich nach Einschätzung des Führungsgremiums noch lange hinziehen. Die Weg in die Öffentlichkeit sei vor Wochen vertagt worden, "um in weiteren Gesprächen Möglichkeiten zu suchen, auch diese finanziellen Belastungen aus der Vergangenheit in den Griff zu bekommen.
Wörtlich heißt es in der gemeinsamen Erklärung der Vorstandschaft: "Aktuell beläuft sich der Stand der aufgelaufenen Verbindlichkeiten auf eine schmerzliche, nicht unerhebliche Summe. Der Großteil dieser Summe besteht aus nach Amtsübernahme der aktuellen Vorstandschaft aufgetretenen Altlasten, die kurzfristig zu bedienen sind." Das Bestreben der Vereinsführung bestehe nun darin, diese Summe von kurzfristigen in langfristige Verbindlichkeiten umzuwandeln.
Wie vor Wochen berichtet, hatten Firmen und private Gönner des Vereins bei der Zwischenfinanzierung eines Darlehens Unterstützung signalisiert. Der ESVB werde bei seinem Bemühen um Umschuldung diese Gespräche fortsetzen und parallel dazu weitere Sponsoren um Hilfe bitten.
Die Planungen zur neuen Saison seinen schon fortgeschritten. "Konkrete Gespräche mit einem Trainer wurden geführt - und zwar erfolgreich," meldet der Verein, womit die natürlich die Gerüchteküche brodelt. Als neuen Coach sollen die Verantwortlichen den Deutschkanadier Joe West an der Angel haben, der früher für die Hannover Scorpions in der DEL tätig war. Doch der ESVB schränkt ein: "Solange sich die finanzielle Situation nicht entspannt hat und die Aufnahme des Spielbetriebs noch nicht gesichert ist, können auch keine endgültigen Verträge geschlossen werden. Das gelte auch für Verhandlungen mit Spielern.
Immerhin: Die zur Lizensierung erforderlichen Unterlagen wurden an die Eissportbetriebsgesellschaft des Deutschen Eishockey-Bundes geschickt. Im Etat 2004/05 sei bereits eine Summe zur Deckung der Rückzahlungen von Verbindlichkeiten eingerechnet. Positiv seinen nach ESVB-Auskunft die Signale aus der Wirtschaft für Sponsorenverträge in der neuen Saison.
Als Termin für die ESVB-Mitgliederversammlung wurde die 25. Kalenderwoche (14 bis 20. Juni) genannt.

Quelle: Nordbayerischer Kurier
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