Interview mit D. Kornett

Interssantes Interview aus der Mopo, insbesondere die letzte Antwort!!

Interview der Woche mit Detlef Kornett, Europa-Boss der Anschütz-Gruppe

Er gehört zweifelsohne zu den wichtigsten Männern im deutschen Eishockey. Schließlich ist Detlef Kornett Boss von zwei DEL-Klubs. Die MOPO sprach vor dem "Bruderduell" zwischen den Freezers und den Eisbären mit dem Europa-Chef der Anschütz-Entertainment-Group (AEG), die bei beiden Teams Hauptgesellschafter ist.

MOPO: Die Vorrunde ist beendet. Wie fällt Ihr persönliches Fazit der bisherigen Saison aus?

KORNETT: Es ist ein toller Erfolg für die Freezers, dass sie die Play-offs erreicht haben. Dafür, dass Hamburg gehandicapt gestartet ist, hat das Team sich am Ende wirklich eindrucksvoll durchgesetzt.

MOPO: Sie scheinen beim "Vorrunden-Finale" ja richtig mitgefiebert zu haben.

KORNETT: Ich habe mich permanent auf dem Laufenden gehalten, mich im Internet über die Spielstände informiert. Das war eine ganz schöne Aufregung.

MOPO: Ihre beiden Klubs treffen gleich im ersten Play-off-Spiel aufeinander. Sind Sie unglücklich, dass ein Team bereits im Viertelfinale die Segel streichen muss?

KORNETT: Nein. Es ist doch gut für das Eishockey, wenn zwei so starke Teams gleich zu Beginn aufeinander treffen. Beide haben das Zeug dazu, den Titel zu holen. Es würde mich überhaupt nicht wundern, wenn das Viertelfinale über volle sieben Spiele gehen würde. Außerdem haben wir ausverkaufte Häuser - in Berlin wird sogar in der Deutschlandhalle gespielt. Da passen fast 9000 Fans hinein.

MOPO: Wem halten Sie eigentlich die Daumen?

KORNETT: Ich kann meinen Emotionen da leider keinen freien Lauf lassen. Eigentlich bin ich natürlich dafür, dass Hamburg und Berlin gewinnen.

MOPO: Die Freezers warten auf die Absegnung des Etats für die kommende Saison. Wann können Sie dem Verein Planungssicherheit garantieren?

KORNETT: Wir legen Wert darauf, dass der Wirtschaftsplan komplett erstellt wird. Das ist viel Arbeit, denn es geht dabei schließlich nicht nur um Stöcke und Helme. Es fehlt noch an der Feinarbeit. In Los Angeles wird der Plan dann endgültig abgesegnet. Bis ich ihn vorlegen kann, ist eine Menge Koordinationsarbeit nötig.

MOPO: Aber vor allem die Spieler wollen wissen, wie ihre Zukunft aussieht ¼

KORNETT: Die Stimulanz muss gewahrt bleiben. Man hat es doch oft genug erlebt: Kurz vor der entscheidenden Phase erhält ein Spieler einen neuen Vertrag und in den Play-offs passiert dann nichts mehr. Durch späte Verpflichtungen und Vertragsabschlüsse werden nur die Preise in die Höhe getrieben. Das machen wir nicht mit.

MOPO: Wirkt sich das Erreichen der Play-off-Runde positiv auf den Saisonetat aus?

KORNETT: Das kommt darauf an, wie weit man kommt. Ich betrachte die Play-offs als das Sahnehäubchen. Wir hoffen, dass die Sponsoren den vollen Wert der Freezers erkennen und sich noch intensiver engagieren. Wir hatten da mit einigen Widrigkeiten zu kämpfen.

MOPO: Hat Sie der Zuschauerboom überrascht?

KORNETT: Natürlich. Aber trotz des tollen Zuspruchs ruhen wir uns nicht auf unseren Lorbeeren aus. Die Arena ist ein Forum für aufregende Inszenierungen. Was das anbelangt, müssen wir noch dazulernen. Es ist eine spannende Aufgabe, das Schiff auf den richtigen Weg zu führen und eine absolute Herausforderung, das Niveau zu halten.

MOPO: Welche Maßnahmen sind angedacht, um den Unterhaltungswert weiter zu verbessern?

KORNETT: Es ist ein großes Stück Arbeit für die Nachsaison, neue Anreize zu schaffen. In dieser Spielzeit ging es darum, die Leute einzubinden. Das hat viel Mühe gekostet. Je öfter die Zuschauer kommen, desto besser sind sie mit dem Ablauf vertraut. Es darf aber nicht langweilig werden. Das Event im Event muss attraktiv bleiben.

MOPO: Der kalkulierte Zuschauerschnitt wurde nahezu verdoppelt. Steht dadurch mehr Geld zur Verfügung?

KORNETT: Es sind eine ganze Menge außerordentlicher Kosten angefallen. Es geht hier um ein Wirtschaftsunternehmen, das vernünftig planen muss. Unser Ziel war immer, am Ende der Saison eine schwarze Null unter dem Strich zu haben. Die ist vielleicht erreichbar. Aber Gewissheit hat man erst nach der Play-off-Runde.

MOPO: Wie ist es um die langfristige Perspektive für das Hamburger-Eishockey bestellt, wie sieht Ihre Freezers-Vision aus?

KORNETT: Es herrscht mächtig Bewegung im Markt. In Stuttgart, Krefeld oder Augsburg werden neue Arenen gebaut. Das ist natürlich gut für das Eishockey in Deutschland. Ich bin während der Saison ein paar Mal in Hamburg gewesen, konnte mich auch von der tollen Partnerschaft mit der Color Line Arena überzeugen. Ich bin sicher, die Freezers werden kurzfristig zu einem der erfolgreichsten Eishockey-Teams in der DEL werden - vielleicht in Konkurrenz mit Köln und Berlin. Die Truppe wirkt sympathisch, die Jungs sind nah am Zuschauer. Dieser Eindruck soll bleiben. In ein paar Jahren wird das Eishockey ein noch festerer Bestandteil in der Stadtlandschaft sein. Diese Umstände lassen sich nutzen, um auch andere Events nach Hamburg zu holen. Zum Beispiel internationale Turniere oder auch mal eine Weltmeisterschaft.