Presse vom 14.02.2003

Die Welt

Freezers-Manager Capla droht Spielern mit Kündigung
Sie sollte nach zwölf Auswärtsspielen zu Saisonbeginn der Garant für eine fulminante Aufholjagd werden, doch Europas modernste und inzwischen fast regelmäßig ausverkaufte Halle scheint auf die Spieler der Hamburg Freezers immer noch einen zu großen Druck auszuüben. In der Color Line Arena war das Hamburger DEL-Team inzwischen schon 20 Mal Gastgeber. Die Zwischenbilanz fällt aber eher mager aus. In zehn Partien ging die Mannschaft von Trainer Sean Simpson zwar als Sieger von der Eisfläche, dem stehen aber auch vier glatte Niederlagen gegenüber. Das größte Problem haben die Profis allerdings im Penalty-Schießen. Nur eines von sechs Spielen konnten die Freezers dabei für sich entscheiden.


Gerade in den vergangenen vier Heimbegegnungen war ein starker Abwärtstrend auszumachen. Erst verlor man gegen die Hannover Scorpions mit 2:3, dann gab man sich Ingolstadt mit 2:4 geschlagen. Und am Dienstag folgte das mehr als unnötige 4:5 nach Penalty-Schießen gegen die Iserlohn Roosters - alles Mannschaften, die in der Tabelle hinter den Freezers rangieren. Einzig gegen den Titelaspiranten Adler Mannheim gab es für die Zuschauer beim 2:0-Erfolg Grund zur Freude.


„Das ist sicherlich nicht genug gewesen", weiß auch Geschäftsführer Boris Capla. Denn die Fans rennen den Hamburger sprichwörtliche die Bude ein. Heute Abend ist die Color Line Arena gegen die Augsburger Panther (19.30 Uhr) mal wieder ausverkauft. Dabei zählt der Tabellenzwölfte längst nicht mehr zu den ernsthaften Play-off-Konkurrenten. „Man muss gegen jeden Gegner eine Topleistung zeigen, nicht nur gegen die aus der oberen Tabellenregion. Diese vermeintlich schwächeren Teams agieren bei uns meist sehr defensiv. Als Folge müssen wir das Spiel machen. Doch das liegt uns nicht. Bei unseren Ansprüchen sollten wir dazu aber in der Lage sein", stellt Capla klar.


Gegen Augsburg heißt es heute also, Farbe zu bekennen und Charakter zu zeigen. „Wir reden den Spieler jeden Tag ins Gewissen. Unser Trainer Sean Simpson sogar noch häufiger. Einige scheinen aber wie das Kaninchen vor der Schlange zu erstarren. Wer dem Druck in Hamburg nicht standhalten kann, hat hier nichts zu suchen. Da sind wir relativ kompromisslos. Entweder ist man ein echter Freezer, oder eine Zusammenarbeit macht keinen Sinn", hadert der Geschäftsführer mit der bislang abgelieferten Arbeit der Profis. Immer deutlicher weisen solche Aussagen darauf hin, dass sich die Führungs-Crew mit einem radikalen personellen Schnitt nach der Saison befasst, sofern die
Leistungen in den verbleibenden Wochen nicht noch nachhaltig gesteigert werden. Bereits vor einigen Wochen hatte auch Sean Simpson viel sagend erklärt: „Einige Spieler machen uns die Entscheidung leicht, ob sie bei den Freezers bleiben dürfen."


Mit dem vorläufigen Ende der lange Zeit propagierten Selbstzufriedenheit zollt die Freezers-Führung auch den überaus treuen Fans Tribut. Schon jetzt sind die restlichen Partien der Punktrunde mit Ausnahme des Spiels am 25. Februar gegen die Kassel Huskies ausverkauft.


Unterdessen ist die Stadt Hamburg auch im Namen des wirtschaftlichen Trägers der Freezers enthalten. Mit einer Verspätung von rund einem halben Jahr wurde die bisherige Münchner Eishockey-Club (MEC) GmbH in die Hamburger Eishockey-Club (HEC) GmbH umbenannt.