[size=18px]Starker Tobak: Ein Monatsgehalt weniger
Dramatische Zuspitzung beim Schwenninger ERC[/size]
Das künftige Schicksal des Schwenninger ERC tritt in seine entscheidende Phase. Um finanziell zu überleben, braucht der Deutsche Eishockey-Ligist die aktive Mithilfe der Spieler. Die komplette Mannschaft soll auf ein Monatsgehalt verzichten und dem Verein weitere Beträge stunden. Doch etliche Profis spielen nicht mit und wollen den Verein schnellstens verlassen.
St._Georgen

"Ohne die Mithilfe der Spieler läuft gar nichts mehr", hatte SERC-Vorsitzender Gerhard Henisch im SÜDKURIER-Gespräch bereits am Dienstag angekündigt. Um die finanzielle Situation zu entschärfen, forderte der Eis- und Rollsportclub die Unterstützung der Profis. Sie sollen ihren Teil dazu beitragen, damit der Klub sein Finanzloch von 750000 Euro stopfen kann.

Am Mittwochabend, nach dem Training, legten die Vereinsbosse vor versammelter Mannschaft die Karten offen auf den Tisch. Was die Puckjäger da zu hören bekamen, dürfte so manchem eine schlaflose Nacht bereitet haben. "Wir haben erhebliche Eingriffe in die Gehaltsstruktur vorgesehen. Dabei geht es sowohl um Kürzungen als auch um Stundung von Gehältern", sagte Henisch. Genaue Zahlen wollten jedoch weder er noch Spieler-Obmann Uwe Schlenker preisgeben. Nur so viel: "Wir können den Gang vor das Insolvenzgericht nur vermeiden, wenn sich die Profis mit unseren Vorschlägen einverstanden erklären", sagte Henisch. Würden sofort die Gehälter fällig, müsse der SERC auch Lohnsteuer und Sozialversicherung abführen. Dies jedoch könne der Klub im Moment nicht leisten. Der SERC rechnet erst im Januar wieder mit dem Eingang der notwendigen Gelder, um derlei Abgaben abführen zu können.

Das Wohl und Wehr der Traditionsklubs hängt also zu 100 Prozent an den Spielern. Nun stellt sich die Frage: Wie werden sie reagieren? "Wir erwarten, dass sich die Profis mit ihren Agenten beraten und eine Entscheidung treffen", sagte Uwe Schlenker. Am Montag finde das nächste Treffen statt. "Da müssen die Spieler erklären, was sie zu tun gedenken", so der Obmann. Schlenker und Gerhard Henisch gehen fest davon aus, dass die Wochenend-Spiele der Wild Wings gegen Kassel und Augsburg (siehe Vorschau) planmäßig über die Bühne gehen.

Was diese beiden Partien betrifft, dürfte dies zutreffen. Alles andere als sicher ist indes, wer in einer Woche beim Spiel gegen Mannheim noch das Schwenninger Trikot tragen wird. Eines steht schon jetzt fest: Etliche SERC-Profis werden nicht auf die Forderungen des Vorstandes eingehen. Und sie redeten Klartext, sprachen freimütig davon, was von ihnen konkret verlangt wird. "Wir sollen auf ein komplettes Monatsgehalt verzichten und dem Verein zusätzlich noch einige offene Gehaltszahlungen stunden", sagt Christian Kohmann. Der Außenstürmer sei nicht bereit, dies zu akzeptieren. "Ich werde auf keinen Cent verzichten und mich nach einem neuen Verein umschauen." Es könne gut sein, dass er, Kohmann, schon in der nächsten Woche seine Zelte am Neckarquell abbreche. Das ist arbeitsrechtlich ohne Weiteres möglich, wenn der SERC als Arbeitgeber seinen vertraglich zugesicherten Verpflichtungen nicht nachkommen kann.

Sollte nicht noch ein kleines Wunder in Form eines Geldregens geschehen, wird wohl auch Jochen Molling an diesem Wochenende zum letzten Mal für Schwenningen spielen. "Ich will und kann auf kein Geld verzichten. Das kann ich mir einfach nicht leisten", sagte der Verteidiger. Dem Vernehmen nach ist sich der 29-Jährige bereits mit den Hamburg Freezers handelseinig. Auch für den gebürtigen Berliner sei es ein Schock gewesen, was man ihm da am Mittwochabend unterbreitet habe. Wie Molling, kann auch Kohmann solch ein rustikales Vorgehen nicht akzeptieren. "Der Verein kann uns doch nicht derart die Pistole auf die Brust setzen, indem er sagt: entweder Gehaltsverzicht oder Insolvenz."

Bei Kohmann und Molling handelt es sich um deutsche Eishockey-Profis, die gute Chancen haben, sofort bei anderen DEL-Klubs unterzukommen. Wie aber sieht es mit den ausländischen Spielern im SERC-Kader aus? Sie haben weitaus weniger Chancen, einen Arbeitgeber zu finden, weil die Zahl an Ausländer-Lizenzen auf 13 begrenzt ist und die DEL-Klubs diese Plätze bereits bestückt haben. Bei diesen Kandidaten besteht eher die Chance, dass sich so mancher mit dem SERC arrangiert. "Ich glaube schon, dass einige den Vorschlag des Klubs akzeptieren und weiterhin für Schwenningen spielen werden", sagte SERC-Kapitän Neal Martin. Er selbst stehe dem Angebot jedenfalls nicht ablehnend gegenüber, zumal er auch für das nächste Jahr einen Vertrag habe und seinen Arbeitsplatz unbedingt retten will.

Dennoch will Martin nicht ausschließen, dass die Schwenninger Mannschaft in den nächsten Tagen komplett auseinander bricht. Sollte jedoch nur ein Teil der deutschen Profis Konsequenzen ziehen und ihren kanadischen Kollegen leise servus sagen, ist Kapitän Martin davon überzeugt, dass es weiter gehen könnte mit dem Schwenninger Eishockey. "Würden sich alle deutschen Spieler verletzten, wären wir in der gleichen Situation."

Der SERC-Vorstand ist ebenfalls bestrebt, ein konkurrenzfähiges Team zu behalten. "Wir wollen uns schließlich nicht lächerlich machen", bekräftigt Henisch. Einen Notplan für den Fall, dass ein Großteil der Mannschaft dem geforderten Gehaltsverzicht nicht zustimmt, haben die Verantwortlichen nicht. "Das ist auch nicht notwendig. Wenn die Profis nicht mitspielen und ihr Geld sofort einfordern, bleibt uns nur der Gang vor das Insolvenzgericht", sagt Henisch.

Ihre sämtlichen Bezüge auf Heller und Pfennig - genau das aber wollen Spieler wie Molling und Kohmann. Erschließt der SERC in den nächsten Tagen keine neuen Geldquellen (Henisch: "Es läuft zäh"), könnten die Lichter im Schwenninger Bauchenberg-Stadion bald endgültig erlöschen. "Es steht spitz auf Knopf", so der Vorsitzende.

Quelle: www.skol.de

Sieht nicht gut aus, vielleicht sind sie doch nicht "unabsteigbar"