Schluss mit der Torflaute – Eishockey-Verband plant neue Regeln
Fasel: „Trainer müssen ihre Einstellung ändern“
von Dino Reisner
München - Den Start ins neue Jahr hatten sich die Fans der Kölner Haie anders vorgestellt. Nicht nur, dass sich ihre Mannschaft am Donnerstagabend in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) den Nürnberg Ice Tigers mit 1:2 geschlagen geben musste. Die 10°417 Zuschauer in der Kölnarena bekamen wieder einmal eine über weite Strecken langweilige Partie zu sehen, die Entscheidung fiel erst im Penaltyschießen.
Während früher die Vielzahl der Tore den schnellsten Mannschaftssport der Welt auszeichneten, wird das Geschehen heute zunehmend von Taktik und Defensive geprägt. Inzwischen endet knapp jedes vierte DEL-Spiel mit Ergebnissen wie 1:0, 1:1 oder 2:1. Der Toreschnitt ist in den vergangenen 15 Jahren von 7,9 auf 5,5 Treffer pro Partie in der laufenden Saison gefallen. Eine Flaute, die weltweit zu beobachten ist: Auch in der nordamerikanischen Profiliga NHL, den höchsten Ligen in Schweden, Finnland, Russland und Tschechien sowie bei internationalen Turnieren fallen von Jahr zu Jahr weniger Tore.
Beim Weltverband IIHF in Zürich betrachtet man die Entwicklung mit großer Sorge. In seiner offiziellen Neujahrsbotschaft sagte Präsident Renè Fasel (Schweiz) deshalb: „Trainer, die zu sehr auf Defensive setzen, „sind neben schwachen Schiedsrichtern die größte Gefahr für unseren Sport.“ Laut Fasel rauben Übungsleiter ihren Spielern die Kreativität, indem sie die Verteidigung zur obersten Prämisse erklären. Ein solches Verhalten sei inakzeptabel. „Die Trainer“, fordert Fasel, „müssen ihre Einstellung ändern. Sie sind nicht berechtigt, unser schönes und unterhaltsames Spiel zu missbrauchen, um ihre Jobs zu retten. Sie sollen die Spieler das Spiel spielen lassen.“
Fasel weiß, dass verbale Aufforderungen nicht genügen. Deshalb werden in den IIHF-Gremien intensiv Regeländerungen diskutiert, die allerdings frühestens 2004/2005 umgesetzt werden könnten. „Wir werden nicht davor zurückschrecken, tiefgehenden Einfluss auf das Spiel zu nehmen, um dieses wieder attraktiver zu gestalten“, kündigt Fasel an.
Zur Diskussion stehen folgende Vorschläge, Reduzierung der Feldspieler: Statt fünf sollen künftig nur noch vier Spieler pro Team auf dem Eis stehen. In der NHL wird diese Regel bereits erfolgreich in der Verlängerung praktiziert.
Veränderung des Spielfeldes: Das Mitteldrittel soll verkleinert oder abgeschafft werden. Statt in drei Drittel wäre die 60 m lange Fläche dann wie beim Inline-Hockey nur noch in zwei Abschnitte eingeteilt. Gleichzeitig werden damit die für die Abseitsstellung verantwortlichen blauen Linien abgeschafft.
Vergrößerung der Tore: Die bisher 1,22 m hohen und 1,83 m breiten Gehäuse sollen um fünf bis zehn Zentimeter erweitert werden.
Reduzierung der Torhüterausrüstung: „Wenn man die Ausrüstungen von heute mal mit denen von vor 20 Jahren vergleicht, wirken die Torleute wie die Michelin-Männchen“, sagt Fasel. „Da kommt kaum noch ein Puck vorbei.“
Ein Befürworter von Regeländerungen ist DEL-Trainer Lance Nethery von den Frankfurt Lions. „Es muss sich auf alle Fälle etwas tun“, sagt der Kanadier. „Wir müssen einen Weg finden, damit die Spiele wieder wie früher 7:5 oder 5:3 ausgehen. Die Zuschauer kommen wegen der Tore in die Hallen.“ Eine Reduzierung der Spielerzahl bezeichnet Nethery aber als „zu radikal“. Er sagt: „Das wäre ein komplett anderes Eishockey. Vorher sollte man andere Möglichkeiten ausprobieren, zum Beispiel die Tore vergrößern.“
Anfreunden könnte ich mich mit einer Reduzierung der Torhüterausrüstung und einer Vergrößerung der Tore. Der Rest geht mir eindeutig zu weit.