INTERVIEW

"Plötzlich gehörte ich zur Mannschaft."


Dennis Seidenberg(re.) mit Redakteur Andreas Flierl

Im Rahmen des All Star Game Wochenendes in Sunrise, Florida vom 30. Januar bis 2. Februar bot sich unseren Redakteuren Andreas Flierl und Bernd Rösch die Gelegenheit mit dem deutschen NHL-Jungstar Dennis Seidenberg über sein erstes Jahr in der besten Eishockeyliga der Welt und seine Erfolge zu sprechen.
Trotz des auch für die Spieler sehr kompakten Zeitplanes und des großen Andranges von Journalisten während der Festlichkeiten, nahm sich Dennis Seidenberg freundlicherweise die Zeit, Fragen für die Leser von eishockey.com zu beantworten.

Eishockey.com: Hallo Dennis, es freut uns sehr, dass Du Dir etwas Zeit nehmen konntest, um den Lesern von eishockey.com Deine ersten Wochen in der NHL näher kommen zu lassen.
Welchen persönlichen Stellenwert hat für Dich diese Nominierung für das jetzt zum zweiten Mal stattfindenden Topps YoungStar Game 2003 im Rahmen des All Star Weekends?

Seidenberg: Es ist für mich selbstverständlich eine große Ehre von der Liga für dieses Spiel nominiert und mit den anderen jungen Stars zusammen zu sein - und das gleich in meinem ersten NHL-Jahr.

Eishockey.com: Die Nominierung ist definitiv ein Beweis für Dich, dass Deine Leistung sehr stark ist!

Seidenberg: (lächelt) Ja, das sehe ich auch so.

Eishockey.com: Fiel es Dir sehr schwer Dich in Nordamerika einzuleben?

Seidenberg: Eher weniger. Von der Sprache her war es sowieso kein Problem, da bei den Adlern sehr viele Nordamerikaner spielten und ich mich mit diesen ja auch verständigen musste.
Mit meinen neuen Kollegen habe ich mich schnell gut verstanden. Die komplette Mannschaft hat mir geholfen, mich in der neuen Umgebung zurecht zu finden.

Eishockey.com: Apropos Adler, war es spielerisch eine große Umstellung von Schwenningen über Mannheim nach Philadelphia?

Seidenberg: Hier in der NHL ist die Intensität auf dem Eis wesentlich höher. Das Spiel ist schneller und anstrengender. Das bedeutet auch, dass man körperlich immer voll fit sein muss. Aber es macht riesig Spass.

Eishockey.com: Wird man als Neuling auch von den namhaften Spielern wir John LeClair und Jeremy Roenick sofort akzeptiert? Geben die einem auch Tipps oder halten die sich sehr zurück und denken sich 'Lassen wir die Jungen erst einmal alleine arbeiten.'

Seidenberg: Sie versuchen einem schon sehr zu helfen. Da gibt es keine Starallüren und man ist gleich einer von ihnen. Aber ich arbeite auch viel alleine, genauso wie damals in Deutschland. Ich bin das von Zuhause einfach so gewohnt.

Eishockey.com: Wann ist es Dir so richtig bewusst geworden, dass Du den Sprung in das Team der Flyers schaffst. Hast Du das schon während des Trainingscamps bemerkt oder war es Dir erst klar, nachdem es es ein Teamverantwortlicher mitgeteilt hat?

Seidenberg: Mit mir hat diesbezüglich kein Verantwortlicher gesprochen. Ich hatte ja schon einen Vertrag unterschrieben und der galt sowohl für die Flyers als auch für die Phantoms. (Anm.: Farmteam von Philadelphia in der AHL).
Persönlich klar, war es mir dann, als jener Spieler, mit dem ich um den noch freien Platz gekämpft habe, weggeschickt wurde. Plötzlich gehörte ich zur Mannschaft.

Eishockey.com: Findest Du, dass es die europäischen Spieler schwerer haben sich ins Rampenlicht zu spielen, als die nordamerikanischen Rookies wie Nash und Bouwmeester?
Sieht man sich die Statistiken an, so bist Du ja besser als ein auf vergleichender Position agierender Jay Bouwmeester, der von der Presse hochgelobt wird.

Seidenberg: Nein. Ich fühle mich dadurch keineswegs zurückgesetzt. Schließlich wurden ja beide sehr hoch gedraftet. Sie sind auch schon bekannter als ich und es ist ja verständlich, dass ihre 'eigenen' Spieler mehr Interesse wecken. (Anm.: Nash und Bouwmeester wurden an Nr. 1 u. Nr. 3 2002 gedraftet. Seidenberg 6. Runde an Nr. 172 in 2001)

Eishockey.com: Hat Dich Dein Bruder Yannick, der eben seinen Vertrag bei den Mannheimer Adlern verlängert hat, schon um Rat gefragt, nachdem er diesen Sommer bei seinen guten Leistungen auf jeden Fall beim Entry Draft dabei sein wird?

Seidenberg: Direkt um Rat gefragt hat er nicht. Ich stehe selbstverständlich in Kontakt mit ihm. Aber ich bin mir sicher, dass er auch ohne mich mitbekommt, was diesbezüglich hier läuft.

Eishockey.com: Stehst Du auch noch zu ehemaligen Mitspielern in Deutschland in Verbindung und interessiert Dich überhaupt noch das Geschehen in der Deutschen Eishockeyliga?

Seidenberg: Ja, ich telefoniere noch ziemlich oft mit Leuten aus Mannheim, daher weiß ich auch dass die Eisbären momentan auf Platz 1 stehen und sich auch Düsseldorf verstärkt hat, um mit Mannheim und Köln an der Spitze mitzuspielen.

Eishockey.com: Hast Du hier eine besondere Verbindung zu anderen deutschen NHL-Spielern, wie Marco Sturm, Jochen Hecht, die Du auch von Deinen Nationalmannschaftsauftritten kennst?

Seidenberg: Geographisch bedingt relativ wenig. Aber am Abend vor einem Spiel geht man zusammen Essen. Dies ist eine nette Abwechslung im Alltag und gelegentlich telefoniert man miteinander. Selbstverständlich trifft man sich auch nach dem Spiel noch einmal.

Eishockey.com: Was sind Deine persönlichen sportlichen Ziele für die Zukunft?

Seidenberg: Konstant gut zu spielen und mich in der NHL zu etablieren. Eine Stütze des Teams zu werden (Pause - lacht) ... und natürlich den Stanley Cup zu gewinnen.

Eishockey.com: Hierzu wünschen wir Dir viel Glück. Danke für dieses nette Gespräch und viel Erfolg bei dem nun anstehenden Young Star Game.

Die Mannschaft von Dennis Seidenberg aus der Eastern Conference entschied das Young Star Game mit 8-3 Toren für sich und Dennis steuerte zwei Treffern einen Assist bei.

Quelle: www.eishockey.com

Das Interview ist zwar schon eine weile her, habs hier aber noch nicht gelesen - sehr interessant wie ich finde !!!