Zu Beginn wehrte sich der 51-Jährige dagegen, von den Medien als Alleinverantwortlicher für diesen Vertrag hingestellt zu werden. „Zu dem Zeitpunkt, als der Vertrag geschlossen wurde, war Franz Beckenbauer der Präsident des e.V.“, sagte Hoeneß. Neben Beckenbauer haben die beiden Vizepräsidenten Dr. Fritz Scherer und Karl-Heinz Rummenigge, Geschäftsführer Karl Hopfner sowie Hoeneß selbst „bei der Gestaltung und Ausarbeitung des Vertrages mit der Kirch-Gruppe mitgearbeitet und ihn schlussendlich so ratifiziert.“
„Es ist unser aller Aufgabe, dem FC Bayern München optimale Einnahmemöglichkeiten zu verschaffen“, so Hoeneß weiter. „Das haben wir getan, und wir haben immer darauf geachtet, dass wir dadurch andere nicht beschädigen“, stellte Hoeneß klar. „Wir haben weder der Liga noch irgendeinem Verein Geld weggenommen. Der einzige, der sich beklagen kann, dass wir ihm zuviel Geld abgenommen haben, ist der Herr Kirch.“
Bei dem Vertrag mit dem inzwischen insolventen Medien-Konzern sei es einzig und allein darum gegangen, im Falle einer dezentralen Vermarktung der Fernsehrechte von der EU die Vermarktungsrechte an die Kirch-Gruppe abzutreten. Das gleiche Vorgehen habe Kirchs Hauptkonkurrent Bertelsmann durch seine Tochtergesellschaft UFA (jetzt Sportfive) bereits vorher mit Vereinen wie Borussia Dortmund, Hertha BSC Berlin, dem Hamburger SV oder Werder Bremen vollzogen.
„Im Gegensatz zur UFA hatte Kirch eigene Sender, die sie mit Stoff versorgen musste, während die UFA nur ein Makler war“, wies Hoeneß darauf hin, dass im Falle einer dezentralen Vermarktung die UFA, und nicht die Vereine, den Fernsehgesellschaften die Preise diktiert hätte. „Das wäre für Kirch ein Riesenproblem gewesen, ohne Rechte dazustehen.“ Deshalb habe sich Kirch bemüht, „gewisse Rechte beim FC Bayern zu sichern.“
Insgesamt habe der FC Bayern 42 Millionen Mark von der Kirch-Gruppe erhalten. In der Summe eingeschlossen sei auch ein „Betrag X für die Auflösung des Vertrags“, klärte Hoeneß auf, dass der Verein keine zusätzlichen 30 Millionen für die Vertragsauflösung erhalten habe. Der Kontrakt wurde im letzten Dezember rückwirkend zum 30. Juni 2002 aufgelöst.
Das Geld sei ordnungsgemäß versteuert worden. „20 Millionen hat der Herr Eichel im Finanzministerium in Berlin bekommen“, stellte der Bayern-Manager weiter klar und wehrte sich vehement gegen die Behauptungen, man habe damit die Transfers von Sebastian Deisler, Michael Ballack und Zé Roberto finanziert. „Es hat auch so gereicht. Wir hätten uns diese Spieler auch in einem Jahr leisten können, in dem wir diese Einnahmen nicht gehabt hätten.“
Besonders sauer reagierte Hoeneß darauf, dass der FC Bayern unmoralisch handle. „Man versucht immer, dem sehr erfolgreichen FC Bayern ans Bein zu pinkeln. Es wird immer wieder von Unmoral gesprochen. Aber ist es moralisch, einen Vertrag, bei dem zwischen beiden Parteien Stillschwiegen vereinbart wurde, den Medien zuzuspielen? In diesem Zusammenhang von Moral oder Unmoral zu sprechen, halte ich für sehr zweifelhaft.“
Und weiter: „Niemand kann den FC Bayern an der Moral packen, wir haben allein in diesem Jahr sieben Benefizspiele gemacht. Und jetzt von Moral zu sprechen und so zu tun, als wenn wir irgendjemand auf der Welt eine Mark weggenommen hätten, das ist eine Riesensauerei.“