Dienstag 25. Februar 2003, 15:21 Uhr (Tageshöhepunkte)

Interview mit dem Geschäftsführer der Preussag-Arena


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Am Rande des Nord-Derbys zwischen den Hannover Scorpions und den Hamburg Freezers stand Rafael Voigt, der Geschäftsführer der Preussag-Arena, freundlicherweise fürein Interview für Hockeyweb zur Verfügung, um den Standpunkt der Arena in den derzeitigen festgefahrenen Verhandlungen mit den Scorpions zu verdeutlichen und die weiteren Planungen mit der Sportart Eishockey zu erläutern:


Hockeyweb: Herr Voigt, wie ist der aktuelle Stand der Dinge bezüglich des letzten Scorpions-Heimspiels am 7.3. gegen Ingolstadt ?


Rafael Voigt: Es sieht so aus, dass das Spiel in Mellendorf stattfinden
wird. Alles andere ist auch nicht machbar, denn es ist schon seit der
Jahreswende bekannt, dass wir diesen Boxkampf mit Klitschko haben. Das
habe ich den Scorpions auch mitgeteilt und das wurde seinerzeit auch
positiv von den Scorpions begleitet. Da beharre ich auch drauf und ziehe
sie auch in die Pflicht, dass wir dort gemeinsam dieses Spiel
durchführen werden. Die Möglichkeit ist geschaffen und auch
dokumentiert worden durch das Angebot der Scorpions, das Spiel in Mellendorf
auszutragen. Es geht also und es war auch immer der Wunsch der
Arena gewesen, dieses Ausweichspiel im Icehouse auszuführen.


Hockeyweb: Es gibt immer wieder Meldungen, dass das Eishockey in der
Preussag Arena ein riesiges Verlustgeschäft sei. Wieviel Verlust haben
Sie mit den Scorpions eingefahren? Können Sie da schon Zahlen nennen?


Rafael Voigt: Wir haben oft genug dokumentiert, dass wir durch
den nicht so positiven Saisonverlauf Verluste einfahren und zwar Barverluste, die sich
erst am Ende der Saison konstruktiv darstellen werden. Das heißt also,
wir können das heute noch nicht genau auf Heller und Pfennig sagen, aber
es wird ein sechsstelliger Betrag sein und der ist nicht
unerheblich für die Arena.

Hockeyweb: Wieviele zahlende Zuschauer hätten kommen müssen, um
zumindest eine schwarze Null zu haben und wären die Verluste ohne Eishockey
in der Arena geringer gewesen?

Rafael Voigt: Ob die Verluste bei leerstehender Halle geringer wären,
beantwortet sich eigentlich schon durch die Tatsache, dass wir momentan
Verluste fahren. Das kann man sich eigentlich selbst ausrechnen.
Natürlich muss man bei Eishockey immer auch sehen, dass es eine
Investition in die Zukunft ist und so haben wir es auch gesehen und
sehen es auch nach wie vor. Es ist ein Thema, das man behutsam aufbauen
muss, da gehören viele Komponenten mit dazu. Unter anderem natürlich
auch der sportliche Erfolg und der ist leider, wie man an den
Ergebnissen sieht, nicht eingetreten. Zweimal hintereinander die
Playoffs nicht erreicht, wir sind seinerzeit bei den Verhandlungen
ganz klar und auch fest davon ausgegangen, dass wir zumindest in die
erste Playoff-Runde hineinkommen. Wir sind auch der Überzeugung, dass
die finanziellen Mittel, die die Arena dafür zur Verfügung gestellt hat,
durchaus ausreichen. Das zeigen auch andere Clubs. Mit dem Erreichen der Playoffs sähe es viel
besser aus.


Hockeyweb: Es gab in den letzten Tagen vermehrt Presseberichte, nach
denen sowohl Arena-Eigner Papenburg, wie auch Scorpions-Präsident
Haselbacher die Vertragsverhandlungen für gescheitert erklärten und man
von Scorpionsseite für eine Saison im Icehouse plant. Woran sind aus
Ihrer Sicht die Verhandlungen mit den Scorpions letztendlich gescheitert
oder gibt es doch noch Hoffnung auf eine Einigung ?


Rafael Voigt: Das dementiere ich komplett, denn die Verhandlungen sind
überhaupt noch nicht gescheitert. Es sind derzeit natürlich beide Seiten
relativ festgefahren, aber es besteht durchaus immer noch eine ganz
realistische Chance, dass hier weiterhin Eishockey gespielt wird, auch
in der nächsten Saison.


Hockeyweb: Sind die Hannover Indians generell ein Thema für die Arena ?


Rafael Voigt: Zur Zeit nicht!


Hockeyweb: Wie müssten die Bedingungen von Arenaseite aussehen, damit der Vertrag mit den Scorpions verlängert wird?


Rafael Voigt: Das haben wir oft genug in der Presse gesagt. Der alte Vertrag ist gekündigt, das heißt, zu den Konditionen geht es nicht mehr. Was wir uns eben vorstellen, ist, dass das ganze Thema Scorpions und Arena in eins zusammenwächst, das heißt, dass es dafür auch nur noch eine
Verantwortlichkeit gibt. Diese Diskrepanzen, die auch oft in der
Presse entstanden sind, kommen eigentlich nur dadurch, dass man zwei
Parteien hat und da wird gerne mal versucht, einen
Keil reinzuteiben, das ist der Sache nicht zweckdienlich. Es
muss so sein, dass das wirtschaftliche Risiko nicht nur auf eine
Schulter gepackt wird und die andere Seite dann agieren kann wie sie
möchte, ohne an den Erfolg gebunden zu sein. Das ist eine Situation, die
wir jetzt zwei Jahre hatten und der fehlende Erfolg hat leider
widergespiegelt, dass das nicht der richtige Weg war. Also muss ein
anderer Weg eingeschlagen werden, aber es ist wichtig, das alles von
einer Firma oder Organisation behandelt wird, bei der es dann auch nur
noch einen Ansprechpartner gibt und auch nur noch ein Sprachrohr. Das
ist imminent wichtig. Das ist der Punkt, und wir wollen jetzt auch eine
kontinuierliche Mannschaftsarbeit haben, denn Hannover sucht Identifikationspersonen. Wir brauchen wieder die Identifikation mit den Spielern und ich denke, dass ist in der Vergangenheit nicht immer
so gelaufen. Auch die häufigen Trainerwechsel haben uns als Arena nicht
geschmeckt. Da ist einiges im Argen und ich denke, ein grundsolider Aufbau
eines jungen Teams, auch mit mehr Deutschen besetzt, ist der richtige Weg.


Hockeyweb: Die Verpflichtung von Olle Öst befürworten Sie aber?


Rafael Voigt: Olle Öst war ein Erfolgsmensch für die Scorpions, hat sie
auch zum größten Vereinserfolg geführt. Von daher ist seine Verpflichtung
erstmal positiv zu sehen.


Hockeyweb: Ist die Etablierung anderer Sportarten in der Arena geplant?


Rafael Voigt: Wir haben schon das Potenzial Sport erkannt und die Arena
bietet sich für Hallensportarten durch die große Kapazität,
die Wandelbarkeit und die Sicht optimal an. Es ist durchaus denkbar, dass
wir eine zweite Hallensportart aufnehmen, wobei uns da eher Handball als
Basketball vorschwebt.
Das liegt einfach daran, dass Hannover ein großes Potential an
Handballbegeisterten hat, viele sind selbst in früheren Zeiten aktiv
gewesen und interessieren sich nach wie vor dafür. Wir haben ja schon ein
Handballevent absolviert, das Länderspiel Deutschland gegen Schweden. Wir
hatten ein ausverkauftes Haus, was im Vorfeld keiner geglaubt hat. Es hat gezeigt,
was Handball hier bewegen kann. Wir haben ein zweites Spiel am Sonntag,
den 2. März. Auch da hat jeder gesagt, wie kann man das nur machen, den
Landverein TSV Burgdorf hier in der Arena spielen zu lassen, dass ist
überhaupt nicht darstellbar, das wird ein Fiasko. Ich kann nur sagen,
wir haben mittlerweile über 6000 Karten für dieses Viertelfinalspiel im
Pokal verkauft, wohlgemerkt verkauft. Das zeigt, welches Potential
dahinter steckt und wir werden die Sportart Handball auch weiter
verfolgen und das wird nicht das letzte Spiel in der Arena in
diesem Jahr sein, das kann ich schon versichern.


Hockeyweb: Der Deutschland-Cup hat in den letzten beiden Jahren an
Zuschauern und Prestige gewonnen und scheint sich in Hannover zu
etablieren. Wie sind diesbezüglich die Zukunftsplanungen der Arena? Wie
lange läuft der Vertrag noch und wie sehen die Verlängerungsoptionen
aus?


Rafael Voigt: Der Deutschland-Cup war eine richtig schwierige
Aufgabe. Keiner wollte ihn mehr haben, zuletzt war der Zuschauerzuspruch
äußerst gering. Deshalb wurde er auch stillgelegt, keiner wollte das Event mehr durchführen.
Wir haben ihn wieder aufgenommen und kontinuierlich aufgebaut. Das dritte
Jahr hat gezeigt, was möglich ist, man muss eben auch viele
Aktionen dafür fahren. Wir haben die Eintrittspreise auch gerade im
dritten Jahr umgestellt. Das kam sehr gut bei den Besuchern an, zum gleichen Preis wie im letzten Jahr für ein Spiel zwei Spiele sehen zu können. Vor allen Dingen muss man sehen,
dass Hannover kein sportliches Highlight mehr hat! Hannover 96 ist das eine, aber so ein Cup oder ein
Event auf eine Sportart fokussiert über mehrere Tage hinweg, so etwas
wie das ATP-Turnier, haben wir alles nicht mehr.

Mit dem Deutschland-Cup haben wir jetzt wieder ein solches
Sport-Großereignis und das läuft recht gut. Man muss
jetzt die Wirtschaft und die Politik noch mehr dafür begeistern.
Mein Traum ist, dass wir zumindest zu den Spielen
des DEB-Teams die Arena komplett voll bekommen und ich denke, dass ist
machbar. Wir werden dieses Jahr noch früher mit der Promotion anfangen und
versuchen, das Drumherum noch attraktiver zu gestalten, damit das Turnier
auch von den Medien akzeptiert wird.
Der Vertrag läuft insgesamt fünf Jahre und wir haben eine
Option mit dem DEB diesen zu verlängern. Ich gehe ganz fest davon
aus, dass wir auch verlängern werden, zumal wir als Arena offizieller
Partner des DEB sind. Das wissen viele nicht, aber auf dem Briefkopf des DEB taucht auch der Name
Preussag Arena auf. Für diese Verbindung muss man
viel tun, auch sehr viel Kontaktpflege betreiben. Der AIR
CANADA-Cup, den wir hier mit den Damen-Nationalmannschaften durchgeführt
haben, wurde belächelt und auch der Zuschauerstrom blieb innerhalb
der Erwartungen. Wir haben alles, was sich auf Kufen
bewegt, bisher da gehabt: Schülermannschaften, U-15, Sledge-Hockey, wir
haben alles hier gemacht und ich finde, dass sind alles Parameter, die
man auch immer wieder mal ins Feld führen muss zum Thema: Was macht die Arena
fürs Eishockey? Eine ganze Menge! Das darf man nicht verkennen.


Hockeyweb: Wird es eine Neuauflage des AIR CANADA Cup geben oder gar
Dameneishockey etabliert?


Rafael Voigt: Um Dameneishockey zu etablieren ist der Kreis der
Interessierten viel zu klein. Eine Neuauflage des Air Canada Cups kann
ich mir aber schon vorstellen, wenn wir nicht in Terminkollision mit
anderen Veranstaltungen kommen, die lukrativer sind.


Hockeyweb: Am 20. April findet ja wieder ein Länderspiel des DEB-Teams
hier in der Arena statt. Mit wievielen Zuschauern rechnen Sie und wie
stark wird das Spiel im Vorfeld promotet werden?


Rafael Voigt: Es ist das erstemal, dass wir ein Länderspiel durchführen außerhalb eines Cups oder einer WM. Wir denken schon, dass es einen ganz guten Lauf bekommen wird, zumal es vom Termin her auf den Ostersonntag gelegt ist. Zum zweiten ist es ein Eishockeyspiel zu einem Zeitpunkt, an dem
Eishockey ansonsten eigentlich schon von der Bildfläche verschwunden
ist. Man kann also quasi als Jahresabschluss noch einmal die deutschen
Topstars mit Hans Zach hier in der Arena sehen und das wird mit
Sicherheit ein ganz tolles Ereignis. Von der Zuschauerzahl mag ich noch
keine endgültige Schätzung abgeben, aber es werden mindestens 5000-6000.


Hockeyweb: Vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch.


Das Interview führte Steve Palaser


von http://de.sports.yahoo.com/030225/60/3bar5.html