Ist zwar schon ein paar Tage alt, aber trotzdem ganz interessant.


Hockeywelt: Wann und wodurch ist bei Ihnen das Interesse am Schiedsrichterjob entstanden ?
Petr Chvatal: Das ist 1983 aus der Not heraus entstanden. Ich war in der früheren CSSR als Trainer tätig und bei einem Spiel fehlte ein Schiedsrichter. Spontan erklärte ich mich bereit die Leitung des Spiels zu übernehmen. Zwei Jahre lang pfiff ich in nebenbei in Nachwuchsligen. 1985 begann ich dann ernsthaft in der untersten tschechischen Liga.

Hockeywelt: Haben Sie früher selbst aktiv Eishockey gespielt ?
Petr Chvatal: Ich war in der dritten und vierten Liga der früheren CSSR aktiv.

Hockeywelt: Sie waren auch in Ihrem Heimatland, der früheren CSSR als Schiri aktiv. Bis zu welcher Spielklasse haben Sie dort Spiele geleitet ?
Petr Chvatal: Ich habe dort bis zur zweiten Tschechischen Liga gepfiffen. Innerhalb von drei Jahren bin ich dort hin von der untersten Liga "aufgestiegen". Aufgrund meines Alters klappte es mit der höchsten Liga dort aber nicht mehr.

Hockeywelt: Sehen Sie für die Schiedsrichter Unterschiede zwischen dem Eishockey in der früheren CSSR und einer vergleichbaren deutschen Liga ?
Petr Chvatal: Von der Spielstärke war die zweite Tschechische Liga mit der damaligen deutschen Bundesliga vergleichbar.

Hockeywelt: Es heißt Sie seien der einzigste "Profischiedsrichter" in Deutschland. Stimmt das ?
Petr Chvatal: Ja das ist wirklich so.

Hockeywelt: Welchen Beruf haben Sie vorher erlernt und ausgeübt ?
Petr Chvatal: Ich habe in der CSSR als ausgebildeter und hauptamtlicher Nachwuchstrainer gearbeitet.

Hockeywelt: Sie kommen aus dem bayrischen Waldkraiburg. Es kommt häufig vor, dass Sie an einem Wochenende (Freitags und Sonntags) zwei Spiele im Westen oder Norden leiten müssen. Bleiben Sie bei einer solchen Konstellation am Wochenende in der Region oder treten Sie den sicherlich sehr strapaziösen Heimweg nach Waldkraiburg zwischen den Spielen an ?
Petr Chvatal: Es kommt sogar sehr oft vor, daß ich in fünf Tagen drei Spiele in der Region leite. Der Heimweg nach einem Spiel wäre zu strapaziös. Ich bleibe zwischen den Spielen in der Region. Man kann sagen, daß das Astron Hotel meine zweite Heimat ist. *lacht*

Hockeywelt: Wieviele Spiele leiten Sie durchschnittlich pro Saison ?
Petr Chvatal: Jetzt als Profi leite ich zwischen 50 und 55 Spielen.

Hockeywelt: Wieviele Kilometer legen Sie pro Saison durchschnittlich mit dem PKW für die "Schiedsrichterei" zurück ?
Petr Chvatal: In neun Monaten Eishockeysaison lege ich zwischen 60- und 70000 Km für meinen Beruf zurück.

Hockeywelt: Neben den Spielen finden auch immer wieder Aus- und Weiterbildungen für die Schiedsrichter statt. Wie häufig treffen sich die DEL Schiedsrichter dazu ?
Petr Chvatal: Wir treffen uns vier bis fünf mal pro Saison.

Hockeywelt: Inwieweit sind solche Weiterbildungen Pflicht ? Wie ernst werden freiwillige Weiterbildungen genommen und vor allen Dingen genutzt?
Petr Chvatal: Jedes dieser Treffen ist Pflicht.

Hockeywelt: Gibt es von Seiten des DEB auch sogenannte Fitnesstests? Und wie genau sehen die aus ?
Petr Chvatal: Selbstverständlich gibt es die. Neben den Schlittschuhläuferischen Fähigkeiten, wie vorwärts - und rückwärts laufen wird z.B. auch ein zwölf minütiger Dauerlauf durchgeführt.

Hockeywelt: Finden bei solchen Treffen auch Videoanalysen statt, in denen die Stärken und Schwächen der Schiris konkret angesprochen werden ?
Petr Chvatal: Auch das wird gemacht. Wichtig ist dabei, daß man Stärken und Schwächen anspricht und einer vom anderen lernt.

Hockeywelt: Hatten Sie schon internationale Einsätze bei einer WM oder gar bei Olympia ?
Petr Chvatal: Ich hatte bislang zwei internationale Einsätze. Aufgrund meines Alters bin ich aber für den internationalen Verband nicht mehr so interessant. Schiedsrichter zwischen 30- und 35 Jahren haben da einfach die bessere Perspektive .

Hockeywelt: Gerade im schnellsten Mannschaftssport Eishockey muß der Referee manchmal in wenigen Bruchteilen von Sekunden entscheiden. Würden Sie sich wünschen, daß man den Videobeweis oder TV Bilder nicht nur bei Torentscheidungen, sondern auch z.B. bei Fouls zu Rate ziehen kann?
Petr Chvatal: Nein . Das brauchen wir nicht. Wenn man das machen würde, dann würde ein Spiel ja fünf Stunden dauern. Das wäre auch für die Zuschauer und die TV Sender unattraktiv. Wenn ich den Arm hebe, dann habe ich entschieden. Damit müssen dann alle leben.

Hockeywelt: In vielen Stadien herrscht während der Spiele eine aufgeheizte Stimmung. Oftmals ist der Schiedsrichter für viele sogenannte "Fans" der Buhmann. Wie gehen Sie mit persönlichen Anfeindungen um ?
Petr Chvatal: Ich habe damit kein Problem. Hätte ich es, dann wäre ich fehl am Platz und hätte den falschen Job ergriffen.

Hockeywelt: Gibt es einen Klub, bei dem Sie vom Umfeld und der Betreuung besonders gute Erfahrungen gemacht haben ? Wo ist es besonders angenehem für die Schiedsrichter ?
Petr Chvatal: In der DEL arbeiten alle Klubs sehr professionell. Deshalb ist es bei allen auch sehr angenehm .

Hockeywelt: Welches Stadion in Deutschland ist für Sie als Schiedsrichter besonders "schwierig"?
Petr Chvatal: In letzter Zeit gelten bei den Schiedsrichtern Iserlohn und Krefeld als "schwierig". Ich selbst habe damit aber kein Problem. Wenn dann haben die Leute ein Problem mit mir.

Hockeywelt: Auch der Schiedsrichter muß ein gutes konditionelles Niveau haben. Wie halten Sie sich fit ?
Petr Chvatal: Ich halte mich im Fitnessstudio, mit Radfahren und auf dem Heimtrainer fit. Gerade auf dem Heimtrainer verbringe ich fast täglich 1,5 Stunden. Als Schiedsrichter muss man auch eine gute Kondition haben, um stets auf Puckhöhe sein zu können.

Hockeywelt: Bei einem so großen Zeitaufwand bleibt während der Saison sicherlich wenig Zeit für das Familienleben und andere Hobbys. Haben Sie noch andere Hobbys , denen Sie in der Sommerpause intensiver nachgehen ?
Petr Chvatal: Früher Fussball und Tennis. Ich interessiere mich für alles was mit Sport im allgemeinen zu tun hat.

Hockeywelt: In der letzten Zeit wird häufiger über die Torflaute besonders in der NHL aber auch in der DEL gesprochen. Dabei wird immer wieder über das Thema Regeländerungen insbesondere im Bereich der Torwartausrüstung nachgedacht. Auch eine Vergrößerung der Tore wird angesprochen. Außerdem steht das sogenannte "Touch Icing" in der Diskussion. Wie stehen Sie zu solchen Änderungen bzw. welche würden Sie persönlich für sinnvoll halten?
Petr Chvatal: Das müssten Sie eigentlich eher die Leute im Verband fragen. "Touch icing" ist zwar eine ganz schöne Sache, aber es sind dabei auch schon schwere Unfälle passiert. Aber wie gesagt, das müssen die Leute im internationalen Verband entscheiden. Der DEB schliesst sich ja den Regeln dann an.

Hockeywelt: Bleiben die Schiedsrichtergespanne während der Saison meist zusammen ? Haben Sie als Hauptschiedsrichter einen Einfluß darauf, welche Linesmen Sie an Ihrer Seite haben?
Petr Chvatal: Nein darauf habe ich keinen Einfluss. Die Linesmen bilden sehr oft ein Gespann. Der Hauptschiedsrichter wechselt immer.

Hockeywelt: Vielen Dank Herr Chvatal für dieses Interview. Wir wünschen Ihnen alles Gute, weiterhin viel Erfolg und Gesundheit.

Das Gespräch führte Michael Krähling. Die Fragen stellten Ellen Krüger und Michael Krähling zusammen.

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