[size=18px]Schwachstelle Defensive[/size]
Augsburger Panther: Das Saisonfazit
Drei Mal in den vergangenen vier Jahren schafften die Panther trotz bescheidener finanzieller Möglichkeiten die Play-Offs, und so konnte das Saisonziel nur wieder das Erreichen der Runde der besten Acht lauten. Doch das Ziel wurde gründlich verfehlt. Zwar konnte die Mannschaft Topspiele wie in Mannheim überraschend mit 3:0 gewinnen (der erste Erfolg bei den Adlern seit Gründung der DEL) und fegte auch die Kölner Haie in deren Arena mit 5:0 vom Eis, doch ein Riesen Leistungsloch im Herbst 2002 mit elf Schlappen in Folge und kleinere Pleiten-Serien waren letztendlich verantwortlich für den Sturz in den Tabellenkeller
Der Trainer wurde zwar ausgewechselt – der Frankokanadier Daniel Naud musste für Rich Chernomaz seinen Platz räumen – aber der Effekt, der laut einer wissenschaftlichen Sudie in der Mehrzahl der Fälle gar nicht eintritt, blieb auch in Augsburg aus. Rich Chernomaz packte die Profis härter an und ließ sie auch mal einen ganzen Tag lang rund um eine Trainingseinheit im Eisstadion brummen. Begründung: "Ein normaler Arbeitnehmer muss ja auch acht Stunden arbeiten, da kann man es den Spielern schon zumuten, mal etwas länger im Stadion zu sein." In den Ergebnissen schlug sich der Kurswechsel in der Mannschaftsführung nur schleppend wieder.
Der Schlüssel zum Erfolg sind bekanntlich die Special Teams, und besonders in Überzahl brachten die Augsburger zu oft zu wenig zustande. Während im Jahr zuvor die Reihe mit Andreas Morczinietz, Rob Guillet sowie Marc Beaucage und vor zwei Jahren die überragenden "Russen-Zwillinge" Igor Maslennikov und Sergej Vostrikov die Panther jeweils fast im Alleingang in die Play-Offs schossen, schälte sich in dieser Saison keine Top-Formation heraus. Mal hatte Philippe Audet eine starke Phase, dann folgte Pierre Claude Drouin oder Ronny Arendt. Aber die Tiefpunkte nahm die Mannschaft fast geschlossen und kam deshalb lange nicht auf die Füße. Der Augsburger Sturm blieb meist nur ein laues Lüftchen, dafür wirbelte es die eigenen Verteidiger um so kräftiger durcheinander. Shayne McCosh und Maxim Galanov können als Fehleinkäufe abgehakt werden, Frederic Bouchard benötigte eine lange Eingewöhnungsphase auf europäische Eisflächen und Schiedsrichter. Selbst Mr. Zuverlässig" Christian Lukes ließ sich von dem schwachen Auftritt seiner Nebenleute manchmal irritieren und leistete sich für ihn ungewohnte Fehler. Zwar verlieh Neuzugang Chris Armstrong ab Mitte Dezember dem Aufbau und der Lenkung des Powerplays neue Impulse, aber ein starker Verteidiger macht noch keine gute Defensive aus.
Keine gute Karten besaß Torwart Magnus Eriksson offensichtlich bei Trainer Chernomaz. Mehr als einmal analysierte der Coach nach dem Spiel: "Den Ausschlag hat heute der bessere Torhüter beim Gegner gegeben." Dagegen nimmt Karl-Heinz Fliegauf seinen schwedischen Keeper in Schutz: "Ich habe ihn nie so kritisiert und sehe ihn auch nicht so schlecht", sagt der Manager und deutet an, dass Eriksson auch in der neuen Saison bei den Panthern bleiben könnte: "Wenn wir uns nicht ganz entscheidend auf dieser Position verbessern können, dann nehmen wir lieber Magnus. Da wissen wir, dass wir einen Guten haben." Unter dem STrich haben sich die Panther gegenüber der Vorsaison bei konstant gebliebenen Torwart im Sturm wie in der Verteidigung verschlechtert. Deshalb konnte nicht wieder Platz acht herausspringen.
Die positive Überraschung sind die jungen Deutschen wie Ronny Arendt, Björn Barta und mit Abstrichen auch Andrej Strakhov und Torsten Fendt. Deshalb beschloss das Augsburger Management die Optionen auf eine Vertragsverlängerung um ein Jahr bei diesem Quartett zu ziehen. Auch Duanne Moeser, der am 3. April seinen 40. Geburtstag feiert, sowie Christian Lukes werden wohl bleiben. Um Verteidiger Chris Armstrong zu halten wollen sich die Panther offensichtlich weit aus dem Fenster lehnen. Ein für schwäbische Verhältnisse ungewöhnlicher Zweijahresvertrag für den Kanadier ist im Gespräch. Bei den Ausländerpositionen werden sich Sportdirektor Lothar Sigl und Manager Karl-Heinz Fliegauf wie in jeder Saison bis in den Hochsommer hinein Zeit lassen. Denn die Stars von den DEL-Konkurrenten sind für Panther unbezahlbar, und darüber hinaus ist der Markt riesig, wie Gastronom und Hauptgesellschafter Sigl unermüdlich betont.
Unbedingt weiter verpflichten sollte die Führung allerdings rund 4000 Menschen – nämlich ihre Fans. Trotz miserabler Spiele, trotz Pleiten-Serien, trotz minus 15 Grad im offenen Curt-Fenzel-Stadion hielten die Anhänger ihrem AEV die Traue. "Über die können wir uns wirklich nicht beschweren. Sie haben uns nie im Stich gelassen", sagte Flieguaf mehrmals während der Saison. Mit rund 3800 Zuschauern erreichten die Panther den angepeilten Schnitt, und das obwohl sich frühzeitig abzeichnete, dass die Play-Offs nur Wunschtraum bleiben.
Ärgerlich neben dem schwachen sportlichen Abschneiden die offensichtliche Uneinigkeit innerhalb der Eishockey-GmbH in der Stadionfrage. Anstatt in wirtschaftlich schwierigen Zeiten – die Stadt denkt laut über die Schließung eines zentral gelegenen Hallenbades nach – die Kräfte zu bündeln, verfolgen Marketing-Chef Manfred Friedler und Hauptgesellschafter Sigl zwei unterschiedliche Projekte. Friedler will nach dem Finanzierungsmodell der Nürnberg-Arena und mit der Nürnberger Bauentwicklungsfirma von Walter Frank am Augsburger Messegelände für 30 Millionen eine Halle für rund 10.000 Zuschauer hinstellen. Sigl setzt auf den Schweizer Bauunternehmer Bruno Marazzi, der gerade das Berner Wankdorfstadion für die Fußball-EM neu errichtet. Standort des zweiten Projekts wäre ein Areal unweit des Hauptbahnhofes. Augsburgs Oberbürgermeister Dr. Paul Wengert bekräftigt nach außen hin zwar immer wieder seine Unterstützung für ein Hallen Projekt der Panther, doch soll sich der Ob bei einer Präsentation der Marazzi-Gruppe in Augsburg recht ungeschickt angestellt haben. Wer weiß, vielleicht hat dieses Hickhack auch seine guten Seiten, denn es erscheint in Augsburg sehr fraglich, ob mit einer neuen halle urplötzlich auch ein Hauptsponsor auftauchen würde, den man seit einem Jahr vergeblich sucht. Da bleibt nur die Hoffnung auf mehr Glück im Jubiläumsjahr: Der Augsburger Eislauf-Verein (AEV) feiert als ältester Eissport treibender Klub Deutschlands in diesem Sommer sein 125 jähriges bestehen.
Für die kommende Saison heißt es: Daumen drücken, dass Fliegauf und Sigl wieder mehr Treffer als Nieten beim Puck-Personal ziehen. Dabei ist die Trainerfrage schon gelöst. Nachdem Rich Chernomaz in Frankfurt bessere Perspektiven sieht und auch gewiss mehr Geld für neues Personal als in Augsburg zur Verfügung haben wird, wurde der Kanadier Doug Mason (zuletzt EV Zug) der in Krefeld bereits gute Arbeit geleistet hat und den man in Augsburg als Assistent von Gary Prior ebenfalls schon bestens kennt, verpflichtet.
Das Panther-All-Star-Team 2002/2003
Tor:
Magnus Eriksson
Verteidigung:
Chris Armstrong, Christian Lukes
Sturm:
Philippe Audet, Shawn Carter, P. C. Drouin
Der Panther-MVP 2002/2003
Chris Armstrong