kicker.de:

Es sieht nicht gut aus für den spanischen Profi-Fußball - milde ausgedrückt. Die Spielergewerkschaft des Landes (AFE) sprach am Montag auf ihrer Landestagung sogar von einem bevorstehenden Zusammenbruch der Profi-Ligen.
Fordert ausstehende Gehälter: Trainer Bernd Schuster (re.), hier mit Xerez-Präsident Oliver.Ihr Vorsitzender Gerardo Gonzalez nannte als eines der größten Probleme die ausstehenden Gehaltszahlungen an viele Profis. 80 Prozent der Klubs der Primera und Segunda División stehen mit der Bezahlung ihrer Spieler in Verzug.
So hatte der deutsche Trainer Bernd Schuster beispielsweise in dieser Saison regelmäßig auf die Missstände beim Zweitligisten Deportivo Xerez hingewiesen und mit seinem vorzeitigen Ausstieg gedroht. Erst in der vergangenen Woche kündigte der "blonde Engel" an, die Sherrystadt Jerez de la Frontera zu verlassen, wenn die beiden ausstehenden Monatsgehälter nicht auf sein Konto fließen würden. "Obwohl ich noch einen Vertrag bis 2004 habe, kann ich unter den jetzigen Umständen schon im Sommer gehen und werde das vielleicht auch tun", erklärte der frühere deutsche Nationalspieler.
Compostela-Profis seit Juli 2002 ohne Gehalt
Die Akteure des hoch verschuldeten Ligarivalen UD Las Palmas hatten in der vergangenen Woche sogar angedroht, zum Punktspiel gegen Terrassa nicht anzutreten und das Team des früheren Erstligisten Compostela hat den Ligaerhalt gesichert, obwohl in dieser Saison noch kein einziger Euro in die Taschen der Spieler gewandert sein soll. Prominentes Beispiel aus dem Oberhaus: Jubilar Atletico Madrid, der Verein feiert in diesem Jahr sein 100. Wiegenfest, soll seinen Akteuren gleich mehrere Monatsgehälter schuldig sein.
Insgesamt stehen die Vereine bei den Spielern mit rund 45 Millionen Euro in der Kreide und Besserung ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Die Klubs befinden sich in einem Teufelskreis. Zum einen sind die Transfererlöse stark rückläufig, was wiederum mit der TV-Krise direkt in Zusammenhang gebracht werden kann. Für die kommende Spielzeit konnte noch kein neuer Fernsehvertrag abgeschlossen werden.
“Die Klubs können deshalb keine Kredite bekommen, um die vollständigen Gehälter zu zahlen“, so Gonzalez, “die Spieler sind deshalb sehr besorgt.“ Zahlreiche Akteure kommen nur noch mit der Hilfe ihrer Familien über die Runden. Als Druckmittel schließt der Spielervertreter einen Streik nicht aus.
30 Klubs vor dem Zwangsabstieg?
Zieht man die aktuellen Regularien in Betracht, droht den Vereinen der Zwangsabstieg, die bis zum 31. Juli ihren Zahlungsverplfichtungen nicht nachgekommen sind. Momentan also acht Erst- und 22 Zweitligisten! Kaum vorstellbar, dass der Verband diesen krassen Schnitt vollzieht. Vorerst haben die "Sorgenkinder" um Aufschub der Frist gebettelt.
Noch eine Zahl macht deutlich, dass der Fußball in Spanien am Hungertuch nagt und durch Misswirtschaft in eine solch prekäre Situation geraten konnte: Die Gesamtverschuldung der Profiklubs wird auf sage und schreibe 1,625 Milliarden Euro geschätzt.
Wie soll Abhilfe geschaffen werden? Nun, die maroden Vereine haben da schon eine Idee. Der Staat muss in die Bresche springen - mit Steuererleichterungen und höherer Beteiligung der Klubs an staatlichen Lotto-Einnahmen.
Das Thema "staatliche Subventionen" hatte Bayern-Manager Uli Hoeneß in dieser Woche auch als ein für den deutschen Fußball denkbares Modell ins Spiel gebracht. Zum Vergleich: Die 36 Profiklubs in Deutschland sind derzeit mit 599 Millionen Euro verschuldet.