Ende des Profi-Eishockeys in Straubing?
Tigers droht Rauswurf aus der Liga
Kleine Ursache mit großer Wirkung: Verirrter Puck könnte zum Lizenz-Entzug führen
Es war kein großer Prozess, es ging nur um 900 Euro. Aber er könnte das Ende des Profi-Eishockeys in Straubing eingeläutet haben. Das Amtsgericht Straubing hat am 3. Februar des Jahres entschieden, dass die Straubing Tigers 900 Euro Schmerzensgeld zahlen müssen. Ein Zuschauer war vor gut einem Jahr von einem verirrten Puck getroffen worden. Das Urteil ist eine gerichtliche Bestätigung, dass die Bande am Pulverturm ihre Schutzfunktion nicht ausreichend erfüllt. Beim nächsten Mal, hat das Gericht klargemacht, wird es sehr viel teurer. Auf die Straubing Tigers käme dann ein strafrechtliches Verfahren zu.
Doch auch ohne einen erneut verirrten Puck droht dem Club der Lizenz-Entzug und der Club-Führung womöglich ein Prozess. Am 4. Februar dieses Jahres hat der Vizepräsident des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB), Uwe Harnos, der Straubing Tigers AG geschrieben, „dass die Sicherungsvorrichtungen oberhalb der Banden im Straubinger Eisstadion nicht den Anforderungen und insbesondere nicht dem Stand der: Technik genügen.´ Harnos schrieb weiter, dass die veralteten Netze befürchten lassen, dass bei Checks an, der Bande „gefährliche Verletzungen der Rückenwirbel erfolgen´ können.
Zu Deutsch: Die Tigers haben ein mächtiges Problem.
Zu allererst bedeutet das ein gewaltiges Unfallversicherungsproblem. Im Sommer wird zudem die Spielordnung des DEB verschärft werden. Plexiglas wird zur neuen Saison vorgeschrieben sein. Falls Straubing kein der „gültigen Spielordnung´ (Harnos) entsprechendes Plexiglas an der Bande hat, fliegen die Tigers aus der Liga. Das hat daraufhin am 5. März Roman Neumayer in einem Schreiben an Hans Czieslik klargestellt.
Bande erneuern
Neumayer ist ein hohes Tier im deutschen Eishockey: Er ist der Mann, der die Stadien prüft, und Hans Czieslik ist der zuständige Mann im Straubinger Sportamt. „Und darum´, hat Neumayer an Czieslik geschrieben, ersuche ich Sie, bei den zuständigen Gremien der Stadt alles zu unternehmen´, damit auch in Straubing die Bande „mit diesem durchsichtigen Material bestückt werden´ kann. Und: „Die zweite Bundesliga ist eine sehr hoch qualifizierte Liga, und darum muss man auch die Voraussetzungen schaffen.´
Im Sportamt weiß man, was das heißt. Czieslik: „Die Bande entspricht derzeit der gültigen Spielordnung. Und wenn die im Sommer geändert wird, dann natürlich nicht mehr.´
Das ist das zweite Problem der Straubing Tigers. Das Stadion gehört der Stadt, und die Kommunen stehen, sagen unisono Deutscher und Bayerischer Städtetag, samt und sonders vor der Pleite. In Straubing ist das nicht anders.
Frage der Finanzen
So sieht die Rathaus-CSU für das Thema Eisstadion keine Lösung. Fraktions-Chef Peter Ries: „Für die dringend notwendige Sanierung der Eisanlage sind 100000 Euro vorgesehen. Dieses Geld ist da. Die Bande kostet vielleicht noch einmal 100000 Euro. Ob das Geld dafür da ist, weiß ich nicht.´ Auch die SPD wirkt etwas ratlos. Fraktions-Chef Hans Lohmeier: „100000 Euro zusätzlich ließen sich wahrscheinlich machen. Falls sich aber herausstellen sollte, dass auch die Piste neu gemacht werden muss, würde das rund 1,1 Millionen Euro kosten. Dann wird´s ganz schwierig.´
Denn nicht nur die Bande aus dem Jahre 1967, die ganze Piste ist veraltet. Und die Rohrleitungen müssen erneuert werden, sonst sperrt der TÜV zu. Und jetzt muss auch noch entweder irgendwo im Haushalt zusätzlich Geld für Plexiglas aufgetrieben oder Abschied vom Profi-Eishockey genommen werden. Kommenden Mittwoch beginnt im Rathaus die Haushaltsdebatte. Anfang März waren Vertreter von Club, Liga und Stadt zum Ortstermin im Stadion. Nun wird eine Entscheidung nötig. Ob die Haushaltsdebatte diese Entscheidung bringt und in welche Richtung sie geht, ist völlig offen.
„ Risiko zu groß´
Und deshalb hat Eishockey-Chef Jürgen Pfundtner schon jetzt ein Problem: Falls im nächsten Winter Profi-Eishockey in Straubing ohne ausreichenden Plexiglas-Schutz gespielt und ein Zuschauer verletzt würde, stünde der Vorstandschef der Tigers AG in der Haftung. Im schlimmsten Falle könnte ein Urteil gegen ihn seinen Ruin bedeuten. Und falls er, mit der Androhung eines Lizenzentzugs vor Augen, jetzt weiter Arbeitsverträge an Spieler herausgibt, wird er vielleicht schon im Sommer vor dem Arbeitsgericht erklären müssen, warum er Arbeitsverträge unterschrieben hat, obwohl er das Risiko kannte, dass er vielleicht gar keine Arbeitsplätze mehr hat.
Jürgen Pfundtner sagt: „Dieses Risiko ist mir zu groß. Ich kann keinem raten, dieses Risiko auf sich zu nehmen.´ Viel Glück bei der Spielersuche.
Wolfgang Engel
Quelle: Forum Bluedevilsfans.de:
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