Quelle: www.augsburger-allgemeine.de, 29.04.04

[size=18px]Eine Weltreise in Sachen Eishockey[/size]

Der Trainer der Augsburger Panther, Benoit Laporte, hält überall Ausschau nach guten Profis für sein Team

Eine Weltmeisterschaft ist immer ein Treffpunkt der Eishockey-Experten aus aller Welt. Auch Benoit Laporte reiste nach Prag, um sich potenzielle Kandidaten für die Panther anzusehen, sich mit Kollegen auszutauschen und am Trainer-Symposium teilzunehmen. Unser Redakteur Milan Sako unterhielt sich mit dem AEV-Coach in der Sazka-Arena über die aktuellen AEV-Themen.

Neue Spieler: "Eines vorneweg. Ich kann keine Namen von Profis nennen, die wir im Auge haben. Denn die Konkurrenz schläft nicht", sagt der Frankokanadier und erläutert am Beispiel von Jean-Francois Labbé warum. Den 31-jährigen Torhüter hatten die Panther bereits länger im Blick, und Anfang dieses Jahres ging es dann ganz schnell. "Innerhalb einer Woche hat Charly Fliegauf alles ausgehandelt, und das war gut so", erzählt Benoit Laporte. Nur drei Tage nach dem Abschluss mit Augsburg waren die Adler Mannheim, eine der ersten Adressen in der Deutschen Eishockey-Liga, an dem Schlussmann dran. "Francois hat mir gesagt, dass wir gut und sehr schnell waren. Mannheim wäre wohl lukrativer gewesen, aber er komme sehr gerne nach Augsburg und steht zu seiner Entscheidung."

Drei Stürmer gesucht: Nachdem das Kontingent an deutschen Spielern aufgefüllt ist, suchen die Panther noch drei Ausländer in der Offensive. "Wir brauchen einen erfahrenen Center, der die Scheiben verteilen kann, und zwei Flügelstürmer." Bei den Außen favorisiert der AEV-Trainer robuste Typen: "Mir ist lieber, sie haben vielleicht ein bisschen weniger Talent, bringen dafür aber mehr Siegeswillen und Aggressivität mit." Grund: Laporte erschienen die Panther auswärts bisweilen zu zahm. Zwei Verteidiger gefragt: "Wir suchen eine Nummer eins, die auch das Powerplay aufziehen kann. Als Nummer zwei sehe ich John Miner, und dann brauchen wir noch einen Mann wie Arvids Rekis, vielleicht ein bisschen stärker."

Dem lettischen National-Verteidiger, der in Prag mit seinem Team gegen Deutschland 1:1 spielte und ebenfalls in der Zwischenrunde steht, bescheinigt der AEV-Coach, ein gutes WM-Turnier zu spielen: "Arvids kommt auch in Überzahl zum Einsatz. Das ist gut für ihn, daran werden wir ab August mit ihm weiter arbeiten." Für die Position des Nummer-eins-Verteidigers hat sich der Trainer bereits einen Kandidaten in Nordamerika ausgekuckt. Namen - siehe Labbé - werden nicht verraten.

Laportes Weltreise: Bei der Suche nach neuen Profis legte Laporte in den vergangenen Wochen einige tausend Flugkilometer zurück. Am 19. März brach er nach Nordamerika auf, um sich die Spiele der Ligen unterhalb der NHL anzusehen. Bisweilen gerieten die Partien zum Stammtisch der DEL-Trainer: "In Lowell saß ich zusammen mit Doug Mason von Krefeld und Greg Poss von Nürnberg auf der Tribüne. In Albany habe ich Mike McParland aus Kassel getroffen. Aber es war gut, ich konnte in den Umkleiden mit vielen Spielern sprechen und mir auch charakterlich ein Bild machen", beschreibt der Frankokanadier seine Sichtung. Kurz vor der WM kehrte Benoit Laporte mit einem prall gefüllten Notizbuch nach Deutschland zurück, um gleich weiter nach Tschechien zu reisen. "Am Montag komme ich noch einmal kurz nach Augsburg, um mit Charly Fliegauf und Lothar Sigl die Liste der Kandidaten durchzugehen und zu kürzen. Für das Verhandeln sind dann die beiden zuständig." Am Mittwoch verabschiedet sich der Coach in Richtung Montreal, in sein Haus. Zum Trainingsstart Anfang August wird er seine Arbeit bei den Panthern wieder aufnehmen.

Vortrag beim Symposium: Während der Saison arbeitete Benoit Laporte an der Weiterentwicklung eines Programm zur Videoanalyse für Trainer mit und wird das Ergebnis seinen Kollegen in Prag vorstellen: "Videoanalyse ist aufwändig, aber mit diesem System schafft man es in einem Drittel der bisherigen Zeit." Daneben fachsimpeln die vereinigten "Eishockey-Professoren" über die Systeme der WM-Teilnehmer. Über die Spielweise der deutschen Mannschaft äußert sich der Frankokanadier nur vorsichtig: "Ich kritisiere nur ungern andere Trainer. Hans Zach bevorzugt ein defensives System, das nicht immer schön anzusehen ist. Ich würde anders spielen lassen, aber auf der anderen Seite: Der Erfolg gibt Zach Recht, Deutschland steht in der Zwischenrunde. Und nur das zählt."