Quelle: www.augsburger-allgemeine.de, 04.05.04

[size=18px]Ein ruhiger Lette und viele laute Fans[/size]

Eishockey-Profi Arvids Rekis von den Augsburger Panthern spielt bei der Weltmeisterschaft in Prag eine gute Rolle

Von unserem Redaktionsmitglied Milan Sako

Für die meisten Panther ist die Saison längst beendet, auch für die "Gastarbeiter" in anderen europäischen Klub-Mannschaften. Neben dem neuen Torhüter Jean-François Labbé steht allerdings noch Arvids Rekis auf dem Eis. Der lettische Verteidiger ist der einzige aktuelle AEV-Profi bei der Eishockey-Weltmeisterschaft in Prag.

Gestern lieferte er sein bisher bestes WM-Spiel ab. Am 5:2 gegen Österreich hatte der DEL-Legionär mit dem Treffer zum 4:2 und einer Vorlage zum 1:1 großen Anteil. Arvids Rekis steht mit Lettland damit bereits im Viertelfinale. Sein Trainer bescheinigt dem 25-jährigen Abwehrspieler, der seinen Vertrag in Augsburg frühzeitig verlängerte, ein solides Turnier zu absolvieren: "Arvids spielt auf einem guten Level. Zwar ohne große Ausschläge nach oben, aber auch fast ohne Schnitzer. Auf ihn ist Verlass", skizziert Curt Lindström seinen Defensiv-Spezialisten.

Modernes und erfolgreiches Eishockey zeichnet sich weniger durch überragende Einzelkönner aus als durch ein Kollektiv, das möglichst wenige Fehler begeht. Gegen die Schweiz leistete sich Rekis jedoch einen Patzer, der zum 1:1 (zugleich Endstand) führte. "Klar ärgert mich das, aber ich denke, dass ich ansonsten bisher mit meiner zweiten WM zufrieden sein kann", sagt der einzige Profi aus der Deutschen Eishockey-Liga in einer lettischen Mannschaft, die den Zusatz "international" wirklich verdient. Aus zehn Nationen (5 aus Russland/4 USA/4 Lettland/2 Schweden/2 Finnland/2 Italien/1 Schweiz/1 Dänemark/1 Slowakei/1 Deutschland) rekrutiert Curt Lindström seine Auswahl. "Deshalb brauchen wir schon ein paar Vorbereitungsspiele, bis wir uns finden", erzählt Rekis.

Das frühe Saisonende bei den Panthern Mitte März bereitete ihm keine Probleme, seine Form zu halten. Rekis kehrte in seine Heimat nach Riga zurück, wo er in einem Vorort wohnt. Nur kurze Zeit später begann in der lettischen Hauptstadt die Vorbereitungsphase des Nationalteams, das wohl die treuesten und reisefreudigsten Fans hinter sich weiß. Außer in der Partie gegen Gastgeber Tschechien sorgten die Latvia-Anhänger mit lautstarkem wie farbenfrohem Einsatz für Heimspiel-Atmosphäre in der Prager Sazka-Arena. Ob mit weinrotem Trikot auf dem Leib, mit quietschgelber Perücke auf dem Kopf oder einem Kleinkind auf dem Arm - der lettische Fan gibt alles und zeigt sich extrovertiert.

Ganz im Gegensatz zu Arvids Rekis, der schüchtern wirkt. Ja, er freue sich auf seine Rückkehr zu den Panthern, wo der Lette im August 2003 zunächst nur einen einmonatigen Probevertrag erhalten hatte und am Ende eine Bilanz von fünf Toren, 14 Vorlagen sowie 91 Strafminuten in 46 Spielen aufwies. Nein, er habe noch keine Freundin und komme allein nach Augsburg. Er antwortet vorsichtig, man merkt, dass Arvids Rekis zu den fünf jüngsten Profis einer erfahrenen Truppe zählt, die in den NHL-Stars Sergejs Zoltoks (Nashville Predators) oder Torwart Arturs Irbe (Carolina Hurricanes) ihre Leitfiguren hat. Von Prag hat er noch nicht viel gesehen: "Entweder wir spielen oder wir trainieren oder wir müssen regenerieren." Nach sechs WM-Einsätzen stehen in der persönlichen WM-Statistik des AEV-Verteidigers ein Tor und eine Vorlage sowie acht Strafminuten. Seine Plus-Minus-Bilanz von -1 (ein Plus gibt es, wenn ein Spieler bei einem Tor seiner Mannschaft auf dem Eis steht, ein Minus bei einem Gegentor) fällt ordentlich aus. "Sein Stellungs- und Körperspiel ist gut. Aber mit der Scheibe muss er sich steigern", urteilt Nationaltrainer Curt Lindström. Doch nach dieser Weltmeisterschaft und einer langen Eishockey-Saison wird für den 25-Jährigen erst einmal Urlaub auf dem Programm stehen. Wo? "Mal sehen. Weiß ich noch nicht." Oder er weiß es, hat aber keine Lust, es zu verraten.