19.10.2004
Um Sebastian Deisler steht es bei weitem nicht so schlecht, wie in der Öffentlichkeit gemutmaßt wird. Medien-Spekulationen, dass der 24-Jährige einen Rückfall erlitten habe und wie schon vor knapp einem Jahr an Depressionen erkrankt ist, verwies der behandelnde Arzt, Prof. Dr. Florian Holsboer, ins Reich der Märchen. „Diese Überlegungen sind gegenstandslos“, betonte der Leiter des Münchner Max-Planck-Instituts für Psychiatrie auf einer am Dienstagnachmittag eilig einberufenen Pressekonferenz.
Holsboer wehrte sich dagegen, in Deislers Fall von erneuten Depressionen zu sprechen. Es sei lediglich „eine kleinere Verschlechterung“ eingetreten. „Das war eine ganz natürliche Reaktion. Er war wohl selbst mit sich unzufrieden. Da kann es dazu kommen, dass das eine oder andere Symptom wieder aufflackert. Dies und nicht mehr ist geschehen.“
Deisler war am Montag aus Turin, wo er mit dem FC Bayern das Champions League-Spiel gegen Juventus bestreiten sollte, auf eigenen Wunsch nach München zurückgekehrt, um sich in Behandlung zu begeben. Bereits vor elf Monaten, am 12. November 2003, hatte sich der Nationalspieler Hilfe suchend an Prof. Holsboer gewandt. Damals musste Deisler wegen Depressionen im Max-Planck-Institut stationär behandelt werden.
Nach neun Wochen, am 24. Januar, wurde er schließlich entlassen und kehrte wenig später ins Training zurück. Am 15. Mai gab er schließlich sein Comeback in der Bundesliga. In der neuen Saison schien der Mittelfeldspieler auf dem besten Weg zurück zur Bestform. In der Vorbereitung glänzte er als Vorbereiter und Torschütze, feierte am 8. September sein Comeback in der Nationalmannschaft. „Er war sehr erfolgreich in seinem Sport. Wir haben einen aufgeräumten, fröhlichen und tatkräftigen Sebastian Deisler erlebt“, war Holsboer mit seinem ehemaligen Patienten zufrieden.
In den letzten Wochen lief es jedoch nicht mehr so gut für Deisler. „Wenn er mal nicht gut spielt, wenn er unter Druck gerät, wenn er mal auf der Tribüne sitzen muss und mit seiner Leistung nicht zufrieden ist“, sei es keine Überraschung, wenn es zu kleineren Rückschlägen kommt, erklärte Holsboer. Besonders im Falle Deislers, der ja nicht nur psychisch, sondern auch körperlich schon wegen schweren Verletzungen behandelt worden war. Der Arzt wird nun mit Deisler persönlich sprechen, ehe er eine endgültige Diagnose erstellt