Quelle: www.augsburger-allgemeine.de, 16.03.05

[size=18px]"Wir wollen die großen Berliner ärgern"[/size]

Interview mit Panther-Sportdirektor Lothar Sigl: AEV-Profis setzen sich neues Ziel - Torwart Labbé wertvollster Spieler

Von unserem Redaktionsmitglied Milan Sako

Seit 18 Jahren zieht Lothar Sigl bei den Panthern im Hintergrund die Fäden. Im Konkursjahr 1987 noch einer von mehreren Helfern, ist der Gastronom aus Rederzhausen als Sportdirektor und Hauptgesellschafter mittlerweile der mächtigste Mann des Augsburger DEL-Klubs. Der siebte DEL-Platz nach der Vorrunde ist für den "Former aus Rederzhausen", wie ihn der ehemalige AEV-Trainer Gunnar Leidborg respektvoll nannte, der größte Erfolg unter seiner Leitung. Und der 47-jährige Diplom-Betriebswirt glaubt, dass in dem am Freitag beginnenden Play-Off-Viertefinale gegen den Tabellenzweiten Eisbären Berlin noch einiges möglich ist.

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Frage: Mit welchen Chancen geht der AEV in die Best-of-seven-Serie gegen Berlin?

Sigl: So wie ich die Stimmung in der Mannschaft einschätze, gibt sich keiner mit dem Erreichten zufrieden. Klar sind wir der Außenseiter, aber unsere Spieler haben Blut geleckt und wollen mehr. Die Jungs sind richtig gut drauf und ich glaube schon, dass wir die großen Berliner ein bisschen ärgern können.

Frage: Haben Sie keine Angst, dass die Spieler mit dem Einzug in die Play-Offs auch das Saisonziel als erreicht betrachten?

Sigl: Nein, wenn man mit ihnen spricht, hat man das Gefühl, dass die Saison jetzt erst richtig beginnt. Wir haben unser erstes Ziel erreicht, und das hieß, nicht in die Abstiegsrunde zu müssen. Auch Ziel Nummer zwei haben wir mit dem Einzug in die Play-Offs geschafft. Als Nächstes peilen wir das Halbfinale an.

Frage: Welcher Panther-Profi ist für Sie bisher der wertvollste?

Sigl: Torhüter Jean-Francois Labbé. Er hat uns über viele Durstrecken hinweggeholfen und über die Saison gesehen die wenigsten Fehler gemacht. Ich denke auch, dass er ein Profi ist, der zum Saisonfinale hin noch einmal Spannung aufbauen und sich in den Play-Offs steigern kann.

Frage: Benoit Laporte wird nachgesagt, dass er seine Teams richtig "scharf" machen kann. Hat der Trainer für die Play-Offs noch ein Ass im Ärmel?

Sigl: Ich glaube nicht, dass das nötig ist. Für uns waren doch schon die letzten sechs Vorrundenspiele wie Play-Offs, weil wir uns wirklich keinen Ausrutscher mehr erlauben durften.

Frage: Wie schaffen es die Panther mit ihrem Saisonetat von 3,1 Millionen Euro, Teams wie Hamburg (7,0 Millionen) oder Düsseldorf (6,5 Mill.) hinter sich zu lassen?

Sigl: Zum einen denke ich, dass unsere Profis beim Thema Rahmenbedingungen außer vielleicht in puncto Stadion und Umkleide optimale Voraussetzungen vorfinden. Andererseits müssen wir bei der Suche nach neuen Spielern einen viel größeren Aufwand betreiben. Andere Klubs geben ein Angebot an einen Spieler heraus, und wenn der nicht unterschreibt, dann legt man 10000 Euro drauf. Bei uns geht das nicht. Wir müssen in Spieler-Kategorien suchen, wo die großen Klubs gar nicht hinschauen. Dadurch ist das Risiko größer, auch mal einen Fehlgriff zu tun. Aber meistens liegen wir nicht so falsch, wenn man sieht, wie viele Spieler wir entdeckt haben, die mittlerweile bei der zahlungskräftigeren Konkurrenz spielen wie Jakub Ficenec in Ingolstadt, Marc Beaucage in Frankfurt, Andreas Morczinietz in Hannover, Tommy Jakobsen in Düsseldorf und viele andere. Wir müssen jedes Jahr einen mehr oder weniger großen Neuaufbau unseres Teams in Angriff nehmen.