... aber nur dort, wo er hingehört!
Wie wir gesehen haben, ist der Apostroph zwar eine von eingeschleppten Neophyten bedrohte Lebensform, doch hat er sich seinerseits Refugien erobert, in denen er völlig fehl am Platze ist. Dazu muß man sich vergegenwärtigen, daß der Apostroph kein autonomes Lebewesen ist, sondern nur in Symbiose mit anderen existieren kann. Ja, er nimmt quasi ersatzweise die Stellung verdrängter Formen ein, weshalb er im Volksmund gelegentlich noch "Auslassungszeichen" genannt wird.
Daraus ergibt sich aber auch die Grundregel, daß der Apostroph nur dort seine Existenzberechtigung hat, wo tatsächlich etwas verdrängt oder ausgelassen wurde:
Ich hör' ja zu, aber wissen S': das is' 'n Quatsch!
In vielen Fällen haben jedoch die Mitbewohner des Apostrophs den eingedrungenen Platzhalter längst wieder aus ihrer Mitte vertrieben (auch wenn manche ihn irrtülich dort noch vermuten):
Rein, raus, runter, rauf, fürs, vom, übern, unterm, hinters, ins, zum, zur
Wenn der Apostroph sich in solchen Fällen also noch breitmachen sollte, hilft nur noch ein adäquates Typizid (wie etwa Tipp-Ex oder ShiftCtrlEndDelete).
Besonders penetrant hält sich der Apostroph als Neusiedler im Biotop genitivischer Anglizismen:
Fred Feuerstein's Wilma's Waschmaschine
Doch auch dort hat er nichts zu suchen, außer ganz am Rande neben zischenden Kreaturen:
Pfarrers Kinder, Lehrers Vieh, Müllers Büro
Aristoteles' Amsel, Ringelnatz' Natter, Xox' Kekse
Aber so leicht läßt sich ein bedrohtes Wesen eben nicht in Schranken halten. Ist es da verwunderlich, wenn es aus Notwehr besonders gern im dialektalen oder gastronomischen Bereich sein Unwesen treibt?
Wies'n, Kurv'n, Stub'n, Woch'nblatt, Schneider'lein, Gyro's
... und so weiter und so fort - trotz gelegentlicher grammatikalischer Korrektheit wäre hier eigentlich optisches Schmerzensgeld angebracht!