Ted Nugent will Gouverneur von Michigan werden

Nach Ronald Reagan und Arnold Schwarzenegger zieht es einen weiteren Mann aus der Showbranche in die Politik. Der amerikanische Extremgitarrist und Waffennarr Ted Nugent will Gouverneur von Michigan werden. Zuvor muss er aber noch ein paar Tiere erlegen.

Selbst für einen Musiker ist Ted Nugent ein Paradiesvogel. Seine Outfits sind legendär. In glänzender ärmelloser Jacke und dicker Sonnenbrille stand er in den siebziger und achtziger Jahren auf der Bühne, die wilde Mähne unter einen Cowboyhut aus Schlangenleder gepresst. Seine Riffs für die Band The Amboy Dukes brachten ihm das Attribut Extrem-Gitarrist ein. Seinen Spitznamen "The Motor City Madman" bekam der Detroiter durch die Angewohnheit, am Ende von Live-Konzerten in ein Indianer-Kostüm zu schlüpfen und seine Gitarre mit einem entzündeten Pfeil in Brand zu stecken. Nach einem Bericht der "New York Times" will der Musiker, 57, für das Amt des Gouverneurs im Bundesstaat Michigan kandidieren. Allerdings nicht sofort.

"Auch wenn Michigan mich dringend braucht - die Zuhälter, Huren und Sozialhilfegören müssen meiner Brechstange vorgestellt werden -, ist es für meine Familie besser, es erst in fünf Jahren zu tun", sagte Nugent der Zeitung. Ursprünglich hatte er geplant, bereits im kommenden Jahr als Gouverneur zu kandidieren. "Ich war zu 99 Prozent bereit. Ich hatte die Unterstützung von jedem." Zu einem vorläufigen Rückzug entschloss er sich, um seine Kampagne besser vorzubereiten.

Dabei ist die politische Haltung Nugents eindeutig. Er sitzt im Vorstand der National Rifle Association (NRA), setzte sich im Präsidentschaftswahlkampf intensiv für George W. Bush ein und reduzierte seine Vorstellung zum Erhalt des Weltfriedens in der "New York Times" auf zwei Sätze: "Ich zeige Ihnen Sicherheit und Frieden: Nagasaki und Hiroshima. You fuck with us and we'll ******* melt you. (Leg Dich mit uns an und wir schmelzen dich ein.)" Verhandlungen, Diskussionen oder gar Diplomatie sind nicht die Sache von "The Nuke", wie er von seinen Fans auch genannt wird.


Ted Nugent: Rockstar und Politiker
Diese Einstellung pflegte er schon als Musiker. Immer wieder tauschte er die Mitglieder seiner Band aus, wenn sie ihm nicht in den Kram passten. Von den Amboy Dukes trennte er sich, weil er sich mit dem Drogenkonsum seiner Kollegen nicht anfreunden konnte. Den Sänger Derek St. Holmes ersetzte er einmal ohne Begründung durch den damals unbekannten Meat Loaf. Nach nur einer gemeinsamen Platte warf er das Schwergewicht wieder hinaus und holte St. Holmes zurück. Aus der Musikbranche hat sich Nugent noch nicht ganz zurückgezogen. Im vergangenen Jahr trat er bei den amerikanischen Truppen im Irak auf. Neue Platten nimmt er jedoch nicht mehr auf. Er konzentriert sich auf sein liebstes Hobby, das Jagen, und seine politische Karriere.

Die innenpolitischen Ziele von Nugent sind klar definiert: Jeder Amerikaner soll sich selbst verteidigen können - am besten mit eigener Waffe. "Jeder, der denkt, dass es nicht besser ist, dem anderen sein Hirn rauszupusten anstatt selbst vergewaltigt zu werden, hat es verdient, vergewaltigt zu werden. Wenn Du nicht denkst, dass Dein Leben das wert ist: Geh raus, trag keine Unterwäsche, lass Dich vergewaltigen... du hat es verdient", sagte Nugent bereits in den neunziger Jahren einem Radiosender in Detroit.

So konservativ Nugent auch sein mag, mit der katholischen Kirche kann der zukünftige Politiker nicht viel anfangen. "Die haben Milliarden von Dollar in Gold, Silber, Häusern und Kunst. Und am Sonntag lassen sie einen Korb rumgehen, um von Tomatenfarmern Spenden zu bekommen", sagte Nugent der "New York Times". Mit solchen Aussagen kann man keinen Wahlkampf gewinnen, findet sein Bruder Jeff. "Er müsste einfach zwanzig oder dreißig Grad abkühlen. Damit wäre er immer noch glaubhaft, aber nicht mehr so unverschämt." Dann könne er seine Popularität auch im Wahlkampf einsetzen.

Doch zurückschalten gibt es für den "Madman" nicht. Im Moment steht er für die Reality Show "Wanted: Ted or alive" des Fernsehsenders Outdoor Live Network vor der Kamera. Nugent ist die Hauptfigur und lädt fünf Kandidaten auf sein Grundstück in Michigan ein. Dort geht er mit ihnen auf die Jagd und erklärt ihnen seine Version des Lebens: "Ein Reh zu erschießen ist perfekt. Es ist geheimnisvoll, es ist magisch."

Noch ist Michigan nicht bereit für "The Motor City Madman", doch in fünf Jahren soll es so weit sein. Geht es nach Nugent, soll aus dem wilden Rocker der Gouverneur eines bisher eher liberalen Bundesstaates werden. Unter seiner Regentschaft sollen Michigan und die Vereinigten Staaten sicherer und lebenswerter werden. Oder um es mit Nugents Worten aus dem "Westwood Newspaper" zu sagen: "Wir sollten einen messerscharfen Zaun um unsere Grenzen legen und jedem Stück Scheiße, das hierher kommen möchte, den Mittelfinger zeigen."

Jürgen Schmieder


www.spiegel.de