"Angst um Zukunft des ESVB"Verein steht vor entscheidender Woche / Erneut massive Finanzprobleme
Eishockey (von Siegfried Zerrenner)
Die Alarmsirenen schrillen, der ESV Bayreuth steht vor einer entscheidenden Woche. Ob die Verantwortlichen einen drohenden Konkurs abwenden können, wird sich herausstellen. Die Folge des wirtschaftlichen Zusammenbruchs wäre der sofortige Ausstieg aus der Oberliga und das verschwinden Bayreuths von der Eishockey-Landkarte.
Es knistert jedenfalls schwer im Gebälk des Vereins. Daraus machen auch die Verantwortlichen kein Geheimnis und die Gerüchteküche rund um den Verein ist tüchtig am Kochen. Am KURIER-Telefon dementierte allerdings Trainer Stefan Kagerer seinen Rücktritt, wollte sich aber nicht weiter äußern. Nur soviel ließ er durchblicken: "Es sind interne Dinge. Es tut mir leid, aber Bayreuths Eishockey geht harten Zeiten entgegen."
Im Oberliga-Auswärtsspiel am gestrigen Abend stand Kagerer jedenfalls an der Bande des ESVB. Ob dies auch in der nächsten Woche der Fall sein wird, ließ der in der Doppelfunktion Trainer-Marketingleiter tätige 44-Jährige offen.
Im VIP-Raum soll es am Freitagabend nach dem Derby gegen Weiden zu einem Disput des Trainers mit dem Vorsitzenden Karsten Kamper gekommen sein. Kamper bestätigte dies, ohne allerdings auf Einzelheiten eingehen zu wollen. Am Samstag war Kamper in der Mannschaftskabine: "Ich habe die Spieler über die finanzielle Situation des Vereins unterrichtet", meinte Kamper, der in den nächsten Tagen ein großes finanzielles Problem auf den Verein zukommen sieht. "Ich habe Angst um die Zukunft des ESV Bayreuth, denn wir können zum 15. November die Spielergehälter nicht bezahlen", erklärte der Vorsitzende resignierend. Kamper ergänzend: "Die bisherigen Gehälter waren bezahlt worden." Für die finanzielle Schieflage machte er die nicht erreichte Zuschauerkalkulation sowie finanzielle Altlasten verantwortlich. Das deckt sich mit den KURIER-Informationen, denn über einen Gerichtsvollzieher hatten mehrere frühere Spieler ausstehende Gehälter eingefordert.
Kamper machte sich gerstern noch gewisse Hoffnungen bei einem Termin am Donnerstag im Bayreuther Rathaus mit Oberbürgermeister Dr. Dieter Mronz. Der äußerte sich gestern völlig überrascht von den Finanzproblemen des ESVB
Sein Kommentar: "Wir hatten vor der Saison einige Gespräche geführt und daraufhin hat die Stadt auf mehreren Ebenen wichtige Hilfestellung geleistet. Damals hatten wir von den Verantwortlichen die Zusicherung erhalten, dass damit die Saison in trockenen Tüchern sei. Darauf habe ich mich fest verlassen. Insofern überrascht mich die Mitteilung von den massiven finanziellen Problemen des Vereins."
Der Oberbürgermeister ergänzend: "Wir werden uns im Rathaus die neue Situation schildern lassen."
Versprechen wollte der Oberbürgermeister gestern nichts. Nur soviel: "Im Rahmen unserer Möglichkeiten wollen wir immer helfen. Die Stadt ist interessiert, dass Eishockey in Bayreuth weitergeht, schließlich hängt daran auch eine aufwändige Jugendarbeit." Mronz stellte auch heraus, dass die Stadt Hauptsponsor des ESV Bayreuth sei. "Der Verein bekommt das Stadion zum Nulltarif und erwartet, dass der ESV Bayreuth das beste daraus macht !"
Rücktritt ?
Aber im Verein ist nicht alles im Lot. So erklärte der bisherige zweite Vorsitzende Stefan Pletl, dass er vor drei Wochen seinen Rücktritt aus dem Vorstand erklärt habe. "Aus beruflichen Gründen kann ich mich nicht mehr ins Tagesgeschäft des Vereins einbringen. Außerdem gab es interne Schwierigkeiten in der Vorstandschaft." Weitere Einzelheiten wollte er allerdings nicht nennen. Vorsitzender Kamper wollte Pletls Rücktritt allerdings nicht bestätigen. Pletl habe den Verein nicht offiziell und schriftlich von seinem Schritt unterrichtet. "Ich habe nur privat eine E-Mail bekommen. Das ist nicht korrekt." Ob das seit Jahren schlingernde Schiff noch zu retten ist, wird sich herausstellen.
Fragwürdig ist in der gegenwärtigen Situation auf alle Fälle die in den letzten Tagen vorgenommene Verpflichtung von Verteidiger Christoph Decker.