Theaterabend in Duisburg
Duisburgs Übungsleiter Norbert Meier am Boden
München - Was sich da am Rande des Spiels zwischen dem MSV Duisburg und dem 1. FC Köln (1:1) ereignete, erinnerte eher an ein Laientheater, als an Bundesligafußball.
In der 85. Minute ging MSV-Trainer Norbert Meier im Gerangel mit dem Kölner Albert Streit durch einen vermeintlichen Kopfstoß zu Boden. Der FC-Akteur kassierte dafür die Rote Karte, Meier wurde aus dem Innenraum verwiesen.
Bei genauerer Betrachtung war allerdings zu erkennen, dass die Attacke eigentlich vom MSV-Coach ausgegangen war und der sich einfach nur theatralisch fallen ließ.
Pressekonferenz als Farce
Hauptdarsteller im zweiten Akt dieses seltsamen MSV-Schauspiels war Präsident Walter Hellmich, der später felsenfest behauptete, dass sein Trainer gestoßen worden sei - auch wenn die Fernsehbilder eindeutig das Gegenteil bewiesen.
Seinen Höhepunkt fand das Theater allerdings auf der anschließenden Pressekonferenz, als die Sache endgültig zur Farce avancierte.
"Ich habe mich fallen lassen bzw. bin hingefallen"
"Er ist nach einen Foul auf mich zugekommen, hat sich in der Coaching-Zone vor mir aufgebaut und mich schwer beleidigt", erklärte der MSV-Coach, "Dann sind wir aneinander geraten, woraufhin ich mich fallen gelassen habe bzw. hingefallen bin."
Fallen gelassen habe? Ein Versprecher der ganz üblen Sorte. Später beteuerte Meier aber, dass er ausschließlich hingefallen sei.
Kurios war auch die Antwort auf die Frage, wo er denn verletzt worden sei: "Sehen sie das nicht! Genau hier", entgegnete der Übungsleiter und deutete auf eine Verfärbung unter seinem rechten Auge, die zugegebenermaßen nur sehr schwer zu erkennen war.
Rettig schockiert
FC-Sportdirektor Andreas Rettig zeigte sich schockiert ob des Verhaltens des MSV-Trainers: "Ich bin sehr enttäuscht, weil ich Norbert Meier sonst als untadeligen Sportsmann kenne. Es ist aber auch zur Unsitte geworden, dass die Schiedsrichter in solchen Situationen immer beide Beteiligten bestrafen."
Auch Kölns Trainer Rapolder sah die Szene kritisch: "Die Bilder sprechen für sich. Man kann in so einer Situation mal die Nerven verlieren. Es ist aber nicht korrekt, wenn man sich dann hinfallen lässt." Meier habe sich hingegen vom Täter zum Opfer gemacht.
In der Pressekonferenz wollte er diese Aussagen allerdings nicht wiederholen, nachdem ihm Rettig per Handzeichen angedeutet hatte, dass er sich zurückhalten solle.
"Und jemand wie Meier möchte ein Vorbild sein"
Zum Spiel sagte er gegenüber Sport1.de dagegen umso mehr: "Mit hat gar nicht gefallen, dass einzelne Spieler immer noch nicht gemerkt haben, dass wir ein Team sind."
"Einige Akteure können sich nicht einmal mitfreuen, wenn ihre Mitspieler ein Tor schießen, weil sie selber die Lorbeeren einstreichen wollen. Wenn sich das nicht ändert, bekommen wir noch Probleme."
Ebenso wie sein Trainer wollte sich der vermeintliche Übeltäter Albert Streit zu dem Vorfall mit Meier nicht öffentlich äußern. In den Katakomben der MSV-Arena bemerkte er bei Betrachtung der Szene allerdings: "Für so etwas bekomme ich Rot. Und jemand wie Norbert Meier möchte ein Vorbild sein."
"Das war heute Abstiegskampf pur"
Weniger emotional analysierte MSV-Routinier Carsten Wolters die Partie: "Das war heute Abstiegskampf pur. In der ersten Halbzeit haben wir gut gespielt und leidenschaftlich gekämpft."
"Hätten wir nicht kurz vor der Pause den Ausgleich kassiert, wäre das Spiel wohl anders ausgegangen. Jetzt müssen wir halt beim nächsten Endspiel in Bielefeld punkten."
[size=24px]Ob Norbert Meier dabei auf der Bank sitzen wird, ist noch nicht geklärt. "Ich wüsste nicht, warum ich gesperrt werden sollte", gab sich der Trainer uneinsichtig. Wohl dem, der so von sich überzeugt ist.[/size]
Alexander Kohne / Dennis Betzholz