Rick Looker - Ein Kommentar
Berlin/Duisburg, 12.Oktober 2006
Einige Schiedsrichter sind in den letzten Wochen und Tagen vermehrt ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Davon hat es Rick Looker, der seit der letzten Saison in der DEL „an der Pfeife“ agiert, besonders negativ getroffen.
Ich habe dazu folgende Meinung: Ob man Unparteiische tatsächlich aus dem Ausland holen muss, ist zumindest fragwürdig. Deutsche Schiedsrichter waren in den letzten Jahrzehnten ständig bei Weltturnieren vertreten und brauchen sich, zumindest, was einzelne Spitzenkräfte betrifft, vor Vertretern keiner anderen Nation zu verstecken. Wir haben (zu viele) Spieler und Trainer aus dem Ausland, wir brauchen nicht auch noch Unparteiische jenseits unserer Grenzen. Rick Looker sprengt den Rahmen der DEL-Schiedsrichter überhaupt nicht. Er hat gute und schlechte Spiele und ist nicht immer souverän, das sehe ich genauso wie viele meiner Kollegen. Man kann dem 35-jährigen US-Boy, der immerhin an vier Weltmeisterschaften teilnahm und dort drei Halbfinalpartien leitete, alles mögliche nachsagen, doch eines sicherlich nicht: Er ist kein Heimschiedsrichter und hat für Dezibelzahlen kein Ohr. Wie oft erleben wir es, dass ein Schiedsrichter Rückgrat zeigt und das Gepfeife von vielen Tausend Fans ignoriert, beim nächsten Körperkontakt, der natürlich wieder wütende Proteste hervorruf, sich eines „Besseren“ besinnt und den Vertreter der Gastmannschaft auf die Strafbank verbannt.
So manches Mal war ich dann versucht, dem Stadionsprecher zumindest gedanklich ins Wort zu fallen und zu sagen „auf allgemeinen Wunsch erhält der Spieler mit der Nummer… zwei Strafminuten wegen …“. Exakt an diesem Punkt scheiden sich die Geister. Der Mann aus dem idyllischen Theaf River Falls hat für solche Abstimmungen per TED-Umfrage via Phon- oder Dezibelmessungen überhaupt nichts mit am Hut. DEG-Manager Lance Nethery: „Deswegen hassen ihn die Zuschauer, weil er nicht so pfeift, wie die meisten wollen.“ Und seien wir ehrlich: Auch viele Kollegen sind Fans und sehen natürlich viel lieber die Vertreter des Gegners auf der Armesünderbank als die eigenen Cracks. Altmeister Jupp Kompalla drückte es noch am letzten Sonntag im privaten Kreis kurz und prägnant aus: „Er ist der Beste in der DEL.“
Ob es der beste Spielleiter ist, weiß ich nicht und kann ich auch nicht beurteilen. Aber Looker ist sicherlich derjenige, der sich am meisten bemüht, neutral zu sein.
Werner Nieleck