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Stellungnahme der Fanclubs der Augsburger Panther zur Umbauproblematik des Curt-Frenzel-Stadions



Beim ersten Heimspiel der Saison 2010/11 durften die Anhänger der Augsburger Panther erstmalig sehen, inwieweit sich der laufende Umbau des Curt-Frenzel-Stadions auf das „Erlebnis Eishockey“ bereits ausgewirkt hat. Und die meisten Fans trauten ihren Augen nicht, dass sich gerade dieses Sehen zum Problem entwickeln sollte. Eine Mauer trennt den Bereich der Protagonisten von den Zuschauern, die Spielerbänke sind nicht mehr zu sehen und ein nicht unerheblicher Teil der Eisfläche bleibt dem Zuschauer verborgen. In Abwandlung eines Slogans fiel in diesem Zusammenhang der Ausspruch: „Curt Frenzel Stadion – nur dabei statt mittendrin“. Es hagelte in der darauffolgenden Zeit Kritik von allen Seiten, die durch Beschwichtigung, Zurückweisung bis hin zu teilweisen Eingeständnissen durch die Vertreter des ausführenden Architekturbüros kommentiert wurden.

Es ist nicht die Intention und Aufgabe der Fanclubs der Augsburger Panther, die festgestellten Missstände nach architektonischen und baurechtlichen Gesichtspunkten zu erklären, in ihre Bestandteile zu zerlegen und Lösungen parat zu haben. Aber es sei an dieser Stelle die bislang kaum propagierte Feststellung gestattet, dass ein Eisstadion dem Liebhaber des Eissportes dient bzw. zu dienen hat. Die von der DEL festgelegten Auflagen bedingen keinesfalls vom Grundsatz „form follows function“ abzuweichen. So sehr eine beleuchtete „Eisscholle“ das Stadtbild um den Schleifgraben schmücken wird, so bleibt diese doch Beiwerk einer Spielstätte, die davon lebt, dass Anhänger ihren Sport ohne Einschränkung erleben können, ja müssen. Da aufgrund der jüngsten Entwicklung Grund zu der Annahme besteht, dass die Baumaßnahmen das Vergnügen des Live-Erlebnisses stark einschränken werden und in letzter Konsequenz den Fortbestand des Profi-Eishockeys in Augsburg gefährden, verdienen die folgenden Punkte besondere Aufmerksamkeit:

  • Eishockey ist ein intensiver und schneller Sport, der die gesamte Eisfläche beansprucht. Dazu zählen häufige Zweikämpfe und spielerische Aktionen im Bereich der Bande. Es ist daher unumgänglich, einen uneingeschränkten Blick auf das Geschehen an der Bande zu gewährleisten, und dies auch bei voll besetzten Rängen.
  • Sichtlinie ist Torlinie“ ist eine nicht nachvollziehbare Aussage, die dem Sport bzw. dem Spielfeld in keiner Hinsicht gerecht wird.
  • Im Gegensatz zum Fußball dient der Blick auf die Trainerbank nicht nur zwei bis drei Auswechselsituationen im Spiel, sondern ist ständiger Dreh- und Angelpunkt taktischer Abläufe, die das Spielgeschehen beeinflussen. Gleiches gilt natürlich auch für die Strafbank.
  • In einer Sportstätte wird es gerade im Stehplatzbereich aufgrund von Vorder- und Nebenleuten immer zu temporären Sichtbeeinträchtigungen kommen. Es kann jedoch nicht sein, dass dieses notwendige Übel durch Verringerung der Neigungswinkel zu einem untragbaren Zustand „verschlimmbessert“ wird, zumal diese Maßnahme dem aktuellen Trend im Sportstättenbau diametral entgegensteht.

Frühere Pläne sahen außerdem den Ausbau der Bahn 2 vor. Für den Nachwuchs und den Breitensport ist eine Überdachung und vor allem ein neuer Kabinentrakt statt der aktuellen zu kleinen Container-Lösung zwingend notwendig, und für die Eltern der Nachwuchsspieler und deren Betreuer sowie für uns Fans sollte es auch wieder eine Stadiongaststätte geben, wo sich Eltern während des Trainings aufwärmen und Fans nicht nur vor und nach den Spielen treffen können.

Aufgrund des aktuellen Baufortschrittes ist zügiges Handeln geboten. Es dürfen die erkannten Baufehler und Missstände nicht ignoriert werden. Ziel ist und war es, die Richtlinien der DEL zu erfüllen und dem Zuschauer einen optimalen Blick auf das Spielgeschehen zu bieten. Dazu scheint es unerlässlich, dass die Baufachleute mit den Sportfachleuten Hand in Hand arbeiten und die Nutzer des Curt-Frenzel-Stadions zwingend in das weitere Vorgehen einbezogen werden müssen. Derzeit steht zu befürchten, dass sich die Sichtbehinderungen auf den Tribünen auch nach Fertigstellung nicht ändern. Sollten diese offensichtlichen Fehler auch von dem bereits beauftragten Gutachter bestätigt werden, so muss der Bauherr retten, was zu retten ist. Hier sind die zuständigen Politiker in der Pflicht, im Sinne der Sache ohne Rücksicht auf Gesichtsverlust auch vor drastischen Maßnahmen nicht zurückzuschrecken.