kottsack hat geschrieben:Die Sozialsysteme sind eh schon am Arsch. Ob die nun 5 Jahre früher oder später zusammenbrechen ist auch schon egal.
Wer den Quali hat, wohnt die Ausbildung über für gewöhnlich noch daheim, weil er U18 ist - da kann etwas bei Seite gelegt werden, wenns nicht an die Eltern abfließt.
Die meisten Realschüler wohnen während der Ausbildung auch noch daheim - s.o..
Während der BOS kriegt man den Maximalsatz an Bafög - ist also auch kein Problem, als Daheimwohner was zur Seite zu legen bzw. sich ein WG-Zimmer zu leisten und über die Runden zu kommen. In dem Fall muss halt nach der Ausbildung noch 2 Jahre länger gearbeitet werden und das WG-Zimmer schon früher bezogen werden. Wer wirklich studieren will, der hält das auch aus.
Mit einem gewissen erarbeitetem finanziellen Grundpolster und genug Ferienzeit während der BOS und des Studiums sollte es kein Problem sein, alles durch Nebenjobs wieder reinzuarbeiten, was der ganze Spass kostet.
So, und extra für Rene:
- einer kriegt Geld fürs Fußballspielen und organisiert neben dem Studium noch regelmäßig Partys und ist dazu noch Inlinerlehrer für Trickkurse
- zwei haben vorher gearbeitet und sich das damit finanziert (also das klassische Beispiel oben) - eine davon hilft in der Vorlesungsfreien Zeit ein wenig in der Buchhaltung vom alten Betrieb aus
- Eine stellt sich in der vorlesungsfreien Zeit ans Band
- Eine hat zwei Kellnerjobs
Das sind die, die von daheim nix kriegen.
- eine hat Nachhilfeschüler für die Schule und Musikschüler (Klarinette) und kriegt von daheim ein bisschen was.
- eine ist Hiwi und kriegt zusätzlich von daheim
die anderen beiden waren die letzte Zeit nicht am Platz - ich vermute, dass eine davon von daheim komplett ausgehalten wird und bei der anderen denke ich, dass es teils-teils ist.
Kann so signifikant wie dein Bildle oben sein, kann aber natürlich auch nur Zufall sein, dass ich jetzt die Fleißigen rausgepickt hab. Es fehlen aber immer noch die Partystudenten, die auch noch mit draufgerechnet werden müssen.
Ich hab jetzt hier in meiner Umfrage 5 von 9, die sich ihr Studium komplett selbst finanzieren und denen gehts wirklich nicht schlecht. Deren Weg kann jeder beschreiten, egal aus welchen Verhältnissen er kommt.
Es gibt, keine Frage, Startvorteile durch ein gut situiertes Elternhaus, aber keine Vorteile, die nicht aufgearbeitet werden können.
Weißt Du, in der Theorie und von oben herunter, redet es sich ziemlich leicht. Und von der Theorie her mag in vielen von Dir ausgeführten Punkten auch Richtigkeit und Wahrheit stecken. Nur das Leben, also die Praxis - sieht doch häufig und oftmals anders aus.
Wenn jemand sein ganzes Leben jeden Cent mehrmals umdrehen musste, sprich von Kindheit an "Entbehrungen" auf der Tagesordnung standen und man dann irgendwann durch Ausbildung - danach dann Job - etwas Geld verdient, dann wird es um so schwieriger, noch einmal einen Schnitt zu machen und ein hohes Risiko (Studium ohne Verdienst) einzugehen. Da kommen Existenz- und Versagensängste hinzu. Gepaart mit der Tatsache, wiederum richtig Entbehrungen in Kauf nehmen zu müssen. Und dies oftmals ohne jegliche und wirkliche Rückfallebene, wenn es denn schief gehen sollte. Hinzu kommt, dass wir hier von Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen sprechen, die zu dieser Zeit ohnehin in einem schwierigen Alter stecken. Da ist der Spatz in der Hand häufig mehr wert, als die Taube auf dem Dach, auch wenn dies sicherlich viel zu kurz gedacht ist, aber verständlich und nachvollziehbar - in diesem Alter - ist es allemal ! Und ob Du es hören willst, oder nicht. Das soziale Umfeld spielt auch hierbei eine absolut große Rolle, sowohl familiär, als auch der unmittelbare Freundeskreis und Umgang. Und da kann man gewisse soziale Schichten einfach nicht mehr wegleugnen. Diese sind da, haben sich in den letzten Jahren drastisch verschlimmert und die Tendenz geht weiter in diese Richtung.
Auch bei mir fiel der Groschen später, ich habe mein Studium mit 28 Jahren begonnen. Hatte aber das Glück, finanziell unterstützt zu werden und obendrein noch eine Rückfallebene zu haben. Ohne dieses Glück, hätte ich den Sprung wahrscheinlich auch nicht mehr gewagt, oder hätte ein berufsbegleitendes Studium absolviert, was aber teuer, langwieriger und richtig heftig gewesen wäre. Ob ich es geschafft hätte, könnte ich ebenfalls nicht mit absoluter Gewissheit sagen...Dafür habe ich zu viele kluge Köpfe z.B. bei einem berufbegleitendem Fernstudium scheitern sehen!
All diese Dinge, all diese Fragen, all diese Probleme - stellen sich bei Kindern aus der Ober-, mit Abstrichen der gehobenen Mittelschicht nicht. Du hast automatisch ein anderes soziales Umfeld. Da ist von frühester Kindheit meist schon der Weg vorprogrammiert bzw. wird dieser vom Elternhaus geebnet. Gymnasium ist Pflicht. Und hängt es hier und dort, werden alle Mittel und Hebel in Bewegung gesetzt, um den Spross da durchzutreiben. Danach kommt das Studium, Existenzängste und Entbehrungen gibt es meist nicht. Rückfallebenen natürlich vorhanden! Und wenn man mal etwas länger braucht oder noch einmal den Studiengang wechselt, so what...? Sind doch junge Menschen, die sich erstmal finden müssen...!!!

Ja, jeder der arm ist kann es ebenfalls schaffen! Aber die haben es einfach viel viel schwieriger. Und es braucht unbändigen Fleiß und Disziplin. Und ein Versagen ist faktisch schlimmer. Und genau davor, zu versagen, haben viele einfach Angst und lassen es deshalb bleiben.
Deshalb sieht die Statistik so aus, wie sie eben aussieht. Zum Glück gibt es dennoch Ausnahmen!