Höps hat geschrieben:Klasse Posting, kann ich so unterschreiben!!
Ich unterschreibe es nicht, weil die Zahlen etwas anders aussehen und weil es mir zu viele Früher-alles-gut-heute-alles-schlecht-Klischees enthält.
doch sehe ich die Hauptschuld in solchen Akten nach wie vor bei der Erziehung eines Menschen.
Stimmt im Großen und Ganzen schon, dennoch gibt es genügend Ausnahmen, die belegen, dass Kinder auch aus intakten Elternhäusern abstürzen. Nicht nur vordergründig intakt, sondern mit allem, was ein gutes Elternhaus bieten sollte. Es gibt nämlich auch Einflüsse außerhalb des Elternhauses. Zudem ist die erblich bedingte Persönlichkeitsstruktur einfach vorhanden.
Werte wie Familie und Freundschaft sind doch heute kaum mehr vorhanden.
Das ist doch jetzt Käse. Die einzige Zahl, die das belegen könnte, ist die Scheidungsrate. Aber "früher" haben sich viele aus finanziellen Gründen nicht scheiden lassen bzw. hatte die Frau Angst vor diesem Schritt und es ging in den eigenen Wänden so richtig ab. Auch früher gab es Schlüsselkinder, Prügel durch die Eltern, Gleichgültigkeit usw.
Ich gehörte noch zu einer Generation, die wenn sie nach Hause kam, noch mit Mutti die Hausaufgaben erledigen konnte und erst dann seinem Spieltrieb nachgehen konnte.
Ich nicht. Wir helfen unseren Kindern zu Hause bei den Hausaufgaben, mir hat NIEMALS jemand geholfen. Meine Mutter ist Kriegsgeneration und konnte mir nicht helfen, mein Vater war berufstätig und kam erst am Abend nach Hause. Ähnliches kann ich von meinen Bekannten und damaligen Freunden berichten. Viele Kinder werden heute mehr gebauchpinselt als jemals zuvor. Und vor einer Watschn kommt heute der Psycho-Doc.
Dieser Spieltrieb beinhaltete aber Bolzplatz, Lagerbauen im Siebentischwald und dergleichen.
Selbiges unternehmen meine Kinder heute. Nur der Siebentischwald ist etwas zu weit weg.
Auseinandersetzungen erledigte man noch persönlich und nicht durch die Anonymität eines Internet oder durch Kurzmitteilungen durch das ja schon standardmäßig vorhandene Handy.
Ja, erledigte man persönlich. Ich hatte auch mal ein blaues Auge. Der Umgang, den viele heute pflegen, ist keinesfalls schlechter, im Gegenteil. Natürlich gibt es auch andere Fälle, aber auch die gab es vor Jahrzehnten schon. Internet und Handy sind Kommunikationsmittel und vor allem ersteres ist eine der größten Erfindungen unserer Zeit. Dass unsorgfältiger Umgang ein Schuss nach hinten bedeuten kann, ist richtig, aber da fehlt der Vergleich, denn früher gab es das Internet nicht. Soll heißen, nicht nur dessen negative, sondern auch positive Auswirkungen.
Wenn man ein Messer bei sich hatte, dann nur um Pfeil und Bogen für sein Indianerspiel zu fertigen. Dieses war aber dann höchstenfalls ein Schweizer-Messer, denn das war damals noch Trendy.
Nein, so rosa war die Welt nicht. In der Schule waren Messer teilweise Gang und Gäbe, nur hat es keine alte Sau interessiert.
Sitz der Spross doch nach der Schule alleine in der Wohnung, isst die Tiefkühlpizza und versucht verzweifelt den nächsten Level beim Ego-Shooter zu erreichen.
Ist die Frage, ob Butterbrot und Pornosammlung des Vaters die bessere Alternative waren.
Auch Werte wie Respekt gehen in unserer Gesellschaft zusehends verloren.
Hier widerspreche ich nicht, aber auch das ist eine natürliche Veränderung. Das Individuum hat ein größeres Selbstbewusstsein, weil es sich seiner Rechte bewusst ist. Dadurch gibt es weniger Duckmäusertum. Dass das nicht unbedingt gut ist, gebe ich zu.
Bestes Beispiel eine Straßenbahnfahrt mit den vielen obercoolen Checkern. Hätte ich mich damals gegenüber Erwachsenen so aufgeführt und meine Eltern oder Nachbarn dies mitbekommen, ich hätte mindestens eine Woche "Einzelhaft" in meinem Zimmer bekommen.
Wir waren keine Checker und deshalb so clever, dass unsere Eltern das nicht mitbekommen haben.
Dadurch war immer eine Hemmschwelle vorhanden, die bei der "Jugend von Heute", ohne dies jetzt verallgemeinern zu wollen, in diesem Masse nicht mehr vorhanden ist.
Stimme ich zu, aber das liegt, wie oben erwähnt, an der anderen Zeit. Die Zeit ist nicht besser oder schlechter, sie ist nur vorangeschritten.
Es sind sicher einige Punkte richtig, aber früher war nicht alles besser, im Gegnteil. Man hat bei schulischen Problemen mehr Möglichkeiten, es gibt mehr Arten der (auch sinnvollen) Freizeitgestaltung, es sind Möglichkeiten für Erziehungsurlaube gegeben wie nie zuvor und an allen Ecken und Enden bekommt man die Gefahren für Jugendliche ins Hirn getrommelt. Das war früher nicht so. Es gab früher Aussetzer, Amokläufe, sexuelle Übergriffe und Misshandlungen und es gibt sie heute. Nur sind sie durch die Medien heute für jeden Nachvollziehbar. Und wenn es, wie im aktuellen Fall, schon sowas wie einen Live-Ticker für Amiklagen gibt, dann ist klar, warum wir so empfinden, wie wir empfinden. Und da mischt sich unter das Entsetzen eine ganze Menge Sensationsgeilheit. Siehe hier auch Rösner/Degowski.
Im übrigen weiß man jetzt von einer psychischen Erkrankung, einer abgebrochenen psychiatrischen Behandlung, einer Prahlerei mit Waffen und einer Quasiankündigung in einem Chat. Vielleicht hätte hier die Moderne bei richtiger Habdhabung sogar verhindern können, was damals nicht möglich war. Ich glaube, man neigt einfach dazu, die Vergangenheit zu verklären. Das haben schon unsere Eltern gemacht und jetzt machen es wir.