Von Krolock hat geschrieben:Tatsächlich geht es unserem Land aber nicht so schlecht als dass man die Verlogenheit eines seiner Vertreter nicht thematisieren dürfte.
Es kritisiert doch keiner, dass das in den Medien thematisiert wird. Das ist durchaus richtig - schließlich haben wir in Deutschland glücklicherweise Pressefreiheit. Nur das "Wie" hinterfrage ich hier eben sehr kritisch. Für mich war das in den vergangenen Tagen eine einseitige politische Treibjagd, die hier stattgefunden hat. Dass das nicht richtig war, bestreitet doch keiner. Nur wie KT zu Guttenberg in der Öffentlichkeit fast schon wie ein Schwerverbrecher behandelt wurde, finde ich nicht in Ordnung.
Von Krolock hat geschrieben:Tatsächlich ist aber Eitelkeit und Macht mindestens so anstrebbar wie Geld, wie auch sonst hätte Guttenberg derart beschissen und im Anschluss die klassische infame/absurde Lügengeschichte ausgepackt und nur soviel zugegeben, wie man ihm nachweisen konnte.
Dass er hier versäumt hat, von Anfang an Fehler offen einzuräumen, da gebe ich Dir durchaus recht. Nur, denke ich, ist es ein zutiefst menschlicher Schutzreflex zunächst nur das zuzugeben, was einem nachzuweisen ist. Ich denke, das hat jeder von uns selbst schon einmal so oder so ähnlich erlebt. Dass es nicht ganz in Ordnung war und das anders wesentlich eleganter gewesen wäre, stelle ich nicht in Frage.
Von Krolock hat geschrieben:Wie ja mehrfach schon erwähnt wurde, Politiker sind Vertreter des Volkes und haben sogar die Macht, Gesetze in der Mehrheit zu ändern. Sollten aber welche diese Gesetze als nicht bindend betrachten oder sich sogar über die Gesetze stellen, so gehören sie weg. WEG! Da gibt es kein Kavaliersdelikt und keine große Tat.
Aus der SPD kamen in der vergangenen Woche ja sogar Stimmen, die KT zu Guttenberg mit Silvio Berlusconi verglichen. Und genauso solche Personen wie er sind es, die "Gesetze als nicht bindend betrachten oder sich sogar über die Gesetze stellen" bzw. sich diese - z.B. zum eigenen Vorteil der Strafvereitelung - sogar auf den Leib schneidern lassen. Dass sich KT zu Guttenberg über die Gesetze gestellt hätte, sehe ich allerdings nicht so. Er hat einen dummen Fehler begangen, den er fälschlicherweise zunächst geleugnet hat, hat danach allerdings auch relativ bald die Konsequenzen gezogen und seinen Doktor-Titel abgegeben.
Von Krolock hat geschrieben:Ypsilanti musste gehen, weil sie gelogen hat. Keiner hat aufgemuckt, dabei hat sie kein Recht gebrochen. Bei Guttenberg tut man jetzt so, als wäre das alles halb so wild, hat ja mit seinem Amt nix zu tun (was ja auch nicht ganz stimmt).
Bei der SPD musste auch niemand gehen, als die Mehrwertsteuer 2007 - entgegen der Beteuerungen im Wahlkampf zuvor - um drei Prozentpunkte erhöht wurde. Wurde da auch der Fraktionschef oder der Vorsitzende vom Hof gejagt, weil sie gelogen haben?! Oder warum sitzen bei den Grünen dutzende Steinewerfer im Bundestag, die auf Demonstrationen ebenfalls schon Gesetze gebrochen haben (Widerstand gegen die Staatsgewalt, Körperverletzung, Landfriedensbruch etc.)? Ein Joschka Fischer war trotz früherer Eskapaden und Gesetzesverstöße in der Bevölkerung doch ähnlich populär wie ein zu Guttenberg. Oder was ist mit den Stasi-Laute der Kommunisten?
Ich bin der Meinung, dass
alle ein Recht dazu haben - auch an forderster Front - weiterhin Politik zu machen und es alleine Sache der Parteien ist, darüber zu entscheiden, ob es gerechtfertigt ist oder nicht. Die Wähler können sich dann bei der nächsten Wahl ihr eigenes Urteil bilden und im Fall des Barons hätte das bei dem unglaublichen Rückhalt in der Bevölkerung 2013 meiner Meinung nach sicher nicht geschadet... Weg gehört ein Politiker für mich dann, wenn er sein Amt missbraucht, sich Gesetze zurechtschneidert oder dem Wohle des deutschen Volkes groben Schaden zuzufügen. All das war bei zu Guttenberg nicht der Falle. Dem normalen Bürger ist völlig egal, ob der Verteidigungsminister einen Doktortitel hat oder nicht... Und über alles andere kann sich der Wähler selbst sein Bild machen und dann entsprechend wählen.
Von Krolock hat geschrieben:Tatsächlich war er politisch nie unumstritten, wenn es um sein Amt ging, auch wenn die CSU und die Gutti-Starschnitt-Fangemeinde das anders sieht.
Auch da kann sich jeder mündige Bürger sein Urteil bilden und dann entsprechend entscheiden. Dass das Amt des Verteidigungsministers alles andere als leciht ist und da schon viele vor ihm auf die Schnauze geflogen sind, ist klar. Trotzdem hat er seine Sache meiner Meinung nach hervorragend gemacht.
Von Krolock hat geschrieben:Guttenberg und Kundus. Vor zurück, neues Spiel, neues Glück. Entlassen, zurückrudern und wieder nach vorne. Planloser Schnellschütze Guttenberg.
Es gehörte auch zu seinen Stärken, Fehler offen zuzugeben (ok, im Fall der Plagiatsaffäre ist das etwas spät passiert) und Klartext zu sprechen. Dazu gehört eben auch, seine meinung gegebenenfalls auch zu revidieren, wnen es neue Erkenntnisse gibt. Dass man einen Schlag gegen Terroristen, die einen Tanklastzug gekapert haben, nach allen damals vorliegenden Informationen als "angemessen" einstuft, ist wohl nachvollziehbar. Genauso wie die Tatsache, dass so ein Vorgang nicht innerhalb weniger Stunden oder auch Tagen restlos aufgeklärt werden kann. Wie laut wäre das Geschrei denn gewesen, wenn er tagelang erst einmal gar nichts gesagt hätte? Dann wäre wohl wieder das Argument des Krisenmanagements auf den Tisch gekommen...
Von Krolock hat geschrieben:Guttenberg und Kerner. Da inszeniert man eine Kriegberichterstattung als Talk Show. Meine Herren. Jetzt müsste der Spruch kommen "Hat unser Land denn nichts Wichtigeres zu tun"? Nein, hat es nicht. Machen wir mit Kerner und Ehefrau die lustige Soldatenrunde. Selbstdarsteller Guttenberg.
Selbst wenn es Selbstdarstellung war - was wäre so schlimm daran? Er hat den Einsatz in die deutsche Bevölkerung getragen und die Sorgen und Nöte der Soldaten am Hindukusch einer breiten Öffentlichkeit näher gebracht. Das kann man bei Kerner evtl. besser als bei einem Interview auf Phoenix. Ob es das jetzt zwingend gebraucht hat, sei dahingestellt - aber so verwerflich ist das meiner Meinung nach nicht.
Von Krolock hat geschrieben:Übrigens wollten die Grünen bereits vor 20 Jahren die Wehrpflicht abschaffen, zu einer Zeit, als der kalte Krieg dem Ende zuging und von laufenden Kriegshandlungen unter Einbindung der Bundeswehr nicht die Rede sein konnte. Die Grünen wurden dafür sauber abgewatscht und als Feinde der Soldaten verunglimpft.
Jede Reform zu seiner Zeit... Zu einer Zeit, als der Kalte Krieg dem Ende zuging und die Mauer noch stand bzw. erst gefallen war, denke ich, kann man eine mittelfristige politische Entwicklung Europas noch nicht absehen. Die Verteidigungspolitik ist für mich nicht geeignet dazu, bei noch unsicherer Lage Experimente zu machen. Jetzt, 20 Jahre nach der Wende, als Europa immer weiter zusammen wächst und sich mittlerweile fast bis zum Ural ausgedehnt hat, in einer Zeit, in der das Verhältnis zu Russland trotz verschiedener Diferenzen langsam immer gefestigter und vertrauensvoller wird, war, denke ich, die richtige Zeit für diese weitreichende Reform und das Aussetzen der Wehrpflicht gekommen. Vor zwanzig Jahren wäre das meines Erachtens noch zu früh gekommen.
Von Krolock hat geschrieben:Ich denke, dass Guttenberg irgendwann auf die politische Bühne zurückkehrt.
In dem Satz sind wir beide uns einig.
