Von Krolock hat geschrieben:Sei gegrüßt, alter, weißer Mann. So ein Eishockeyforum in Deutschland lädt merkwürdigerweise hauptsächlich weiße Männer ein, nicht wenige von ihnen sind alt. Auf der Suche nach dem dümmsten Argument, diejenigen mitzunehmen, die den Klimaschutz noch nicht ganz oben auf ihrer Agenda haben, bin ich fündig geworden. Es ist die Bezichtigung selbiger als „alte, weiße Männer“. Denn erstens ist es kein Argument und zweitens macht es den gleichen Fehler, den die letzte Generation begeht: Ausgrenzen statt argumentativ zu einen. Mal abgesehen davon, dass es unter den alten, weißen Männern auch alte, weise Männer gibt. Zudem sind es nun mal vor allem die, die letztendlich Entscheidungen treffen können. Deutschland hat ja nach Japan mit die älteste Bevölkerung, knapp die Hälfte davon ist männlich. Man wird also auch sie brauchen, wenn es um Sensibilisierung geht. Ein moralischer Kompass bringt nichts, wenn man ihn vor sich herträgt.
Vielleicht solltest du dich mal ein wenig umsehen/umhören/umlesen, dann wirst du nämlich feststellen, dass „die letzte Generation“ die Abrissbirne des Fundaments ist, das „Fridays For Future“ aufgebaut haben. Selbst wenn man unterstellte, der Zweck rechtfertige jedes Mittel (was ich nicht denke), funktioniert in einer Demokratie NICHTS, wenn man die Mehrheit nicht auf seiner Seite hat. Und da spielt es keine Rolle, ob es der Sturz eines Parlaments oder ein hehres Ziel wie der Klimaschutz ist. Die „Letze Generation“ macht aber genau das. Sie entfremdet die grundsätzlich zum Wandel bereiten Menschen. Denn in großen Teilen der Bevölkerung gelten Straftaten nicht als legitimes Mittel, Ziele durchzusetzen. Als Parallelbeispiel möchte ich das Ende von Wackersdorf bringen. Nicht die gewaltbereiten Demonstranten, sondern der Widerstand der Bevölkerung in der Oberpfalz haben das Ende erreicht, zugegebenermaßen natürlich begünstigt durch den Tod von FJS.
Wenn man mal davon ausgeht, es ist 5 vor 12, und ich habe keinen Grund, daran zu zweifeln, dann sollte das Ziel sein, Druck auf handelnde Personen auszuüben und dabei das Volk mitzunehmen. Jeder Tag DLG verlangsamt den Prozess. Ein Prozess, der gerne Deutschland als Vorreiter haben darf (auch mir haben „Fridays for Future“ durchaus die Sinne geschärft und mein Handeln beeinflusst), zu lösen ist dieses Problem NUR global. Und im Großen gilt das gleiche wie im Kleinen: Mitnehmen statt diffamieren! Und wenn du genau hinsiehst (es muss nicht mal genau sein), wirst du feststellen, dass die einzigen alten, weißen Männer, denen es DLG ungemütlich macht, diejenigen sind, die unterwegs zur Arbeit, zum Arzt oder zu Angehörigen sind und denen man so das Bewusstsein nicht schärft, sondern sie verärgert.
Übrigens ist der Wohlstand für Entscheidungsträger (in der Regel alte, weiße Männer) nicht annähernd so von Bedeutung wie für den Teil unserer Bevölkerung, der mit dem verdienten Geld kaum über die Runden kommt und durch finanzielle Einschränkungen und überhöhte Energiepreise vor dem Kollaps steht. Wohlstandsverlust für diejenigen, die keinen haben. Da ist jeder erhobene Zeigefinger purer Zynismus, auch im dem Wissen, dass das Klima keine Rücksicht auf sozialen Status nimmt. Auch auf dieses fehlende Gleichgewicht, das aus den Fugen zu geraten droht, muss der Staat einen Blick haben.
Im übrigen ist es aus meiner Sicht schon merkwürdig, wenn DLG die Aktionen nicht vom Erreichen des 1,5 Grad Ziels abhängig macht, sondern vom 9-Euro-Ticket und vom Tempolimit. Hier darf das globale Ziel gerne einer reißerisch zu feiernden Trophäe weichen. Mal abgesehen davon, dass eine verschwindend geringe Minderheit direkten Einfluss auf die Gesetzgebung eines demokratischen Staates ausüben will. Und ja, natürlich wäre auch ich sofort für ein Tempolimit.
Eigentlich müssten Greta und Luisa im Strahl kotzen.
Ich halte die Bezeichnung „alter, weißer Mann“ für absolut dämlich und ich habe auch erklärt, warum ich sie nutze. Hätte ich die Hoffnung einen Menschen in Sachen Umweltschutz mitnehmen zu können, würde ich ihn nicht so betiteln.
„Alter, weißer Mann“ bezeichnet übrigens nicht alte, weiße Männer sondern eine erzkonservative Wählerschicht, die an Altem und für sie Bewährtem (und dem Wohlstand) festhalten wollen und dafür auch ihr Alter und die, für sie, damit verbundene Weisheit als Argument anführen.
In meinem Fall ging es ausschließlich darum, den Diskreditierungen und dem Generationenbashing etwas entgegen zu setzen. Ich dachte, dass war deutlich.
Zu Wackersdorf, weil ich das für ein sehr gutes Beispiel halte. Ja, die Bevölkerung hat sich gewehrt und der Tod FJSs hat es begünstigt ABER ohne die Auseinandersetzungen am Bauzaun (und da bin fest davon überzeugt) wäre das Ding gebaut worden. Eine Einsicht seitens der Politik gab es auch nach dem Baustopp nicht. Es war das Gesamtpaket an Widerstand, der das Ding verhindert hat.
Es gibt übrigens sowohl bei der letzten Generation als auch bei Fridays for future Strömungen, die unterschiedlicher Auffassung sind, was Art und Intensität von Widerstand betrifft.
Und zum Thema Wohlstand zeigt mir meine Erfahrung, dass sich eher der gehobene Mittelschichtler über DLG aufregt, als diejenigen, die sich noch nicht mal ein Auto leisten können. Ganz im Gegenteil. Hier geht die Mehrheit mit, bei den Forderungen nach besserem ÖPNV, Tempolimit, etc. Der erhobene Zeigefinger gilt denjenigen, die etwas ändern können. Denn Umweltschutz dient der sozialen Gerechtigkeit und da müssen diejenigen mehr machen und mehr geben die mehr haben.
Und übrigens habe ich mit keinem Wort erwähnt, dass ich ein Anhänger der letzten Generation oder derer Methoden bin.
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Engelhardt hat geschrieben:Dem Posting von Von Krolock kann ich größtenteils zustimmen. Mit der letzten Generation kann ich auch nichts anfangen und ich würde ein Gesetz befürworten, dass einen für ein paar Tage einkastelt, wenn man die ganze Bevölkerung in ihrem Tun so stark behindert wie es diese Straßennlockaden tun. Inklusive umlegen der gesamten Einsatzkosten.
Daran dass sich dringend was ändern muss ändert das aber gar nichts. Wer das nicht trennen kann, der tut mir leid.
Wenn du die Zeitung liest, wirst du sehen, dass dies bereits praktiziert wird. Momentan sitzen etliche Aktivisten zumeist wegen Klebeaktionen in Präventivhaft. Teilweise Wochen! Ja genau, die Präventivhaft, die zur Abwehr islamistischen Terrors eingeführt/geändert wurde.
Bayern: Die Linke klagt gegen Präventivhaft - Bayern - SZ.de (sueddeutsche.de)
"Give them hell, boys. You never know how many more shifts you have left." (Pascal Dupuis)