Man muss sich ja schon durchaus entshaft fragen, welche Qualifikationen Herr Boos mitbrachte, um in dieses Amt zu kommen?
Liest man sich das "Antritts-DEL-Interview" von Boos durch, so fühlt man sich jetzt, mit den gemachten Erfahrungen fast wie in einer Komödie. Das Gegenteil ist eingetreten.
https://www.del.org/news/tino-boos-einb ... ehmen/2785
915maliger DEL-Spieler Ansprechpartner für Clubs und Medien / "Sehe weiteres Potenzial"
[h=1]Tino Boos: "Einbringen und Verantwortung übernehmen"[/h]

Von
DEL Redaktion
Vom Profispieler über den TV-Experten zum Vorsitzenden des Disziplinarausschusses bei der Deutschen Eishockey Liga (DEL): Tino Boos wird ab dem 1. August das DEL-Ligabüro in Neuss verstärken und dort im Bereich Spielbetrieb tätig sein.
del.org hat sich mit dem gebürtigen Düsseldorfer über seine Gründe für den Seitenwechsel, seine Aufgaben und Ziele unterhalten.
Tino, willkommen bei der DEL. Erkläre doch kurz, wie es zur Zusammenarbeit kam?
Die Sportlichen Leiter der 14 DEL-Clubs wollten auf ihrem Weg
zur Verbesserung der Sicherheit für die Spieler auf dem Eis den nächsten Schritt tun und den Disziplinarausschuss mit einem weiteren, hauptamtlichen Mitarbeiter verstärken. Es wurde jemand gesucht, für den diese Tätigkeit sozusagen der Hauptschwerpunkt ist, jemand, der
mit dem Blick eines gestandenen Profis die strittigen Szenen analysiert und zusammen mit zwei weiteren Mitgliedern des Disziplinarausschusses beurteilt, sowie
die Entscheidungen dann präsentiert und kommuniziert. Ich habe mich dafür ganz normal beworben. Nach einigen Gesprächen mit der DEL-Geschäftsführung sind wir uns schnell einig geworden. Danach hat auch der DEL-Aufsichtsrat grünes Licht gegeben.
Nach dem Ende deiner sportlichen Laufbahn warst du zuletzt unter anderem als Experte bei den DEL-Medienpartnern ServusTV und LAOLA1.tv eingebunden. Dieses Kapitel ist damit nun beendet?
Das ist richtig. Gerade die Zusammenarbeit mit Servus TV und LAOLA1.tv hat mir nach meinem Karriereende 2012 sehr viel Freude bereitet. Es war hochinteressant zu sehen, was hinter den Kulissen passiert. Man bekommt auch ein neues Gefühl für den Sport, da der Blickwinkel ein anderer ist. Nun gehe ich noch einen Schritt weiter.
Beschreibe doch bitte mal deine Aufgaben.
Ich werde die Disziplinarverfahren für beide Ligen, DEL und DEL2, vorbereiten und die Verhandlungen selbst leiten. Das bedeutet, alle großen Strafen eines Spieltages landen direkt bei mir werden am nächsten Tag verhandelt. Ich bin sowohl für die technische Aufbereitung der Videos per Schnitt als auch für die späteren Formulierungen zuständig und schreibe den Beschluss.
Das heißt aber auch, dass du deine ehemaligen Mitspieler und Kameraden zukünftig sperren musst!
Mir ist natürlich bewusst,
dass da ein paar Jungs sind, mit denen ich zusammen gespielt habe. Aber ich will mir nicht nachsagen lassen, bei diesen Spielern Gnade vor Recht ergehen zu lassen. Auch deshalb habe ich darauf bestanden, dass wir ein Dreier-Gremium bleiben.
Dein neues Aufgabengebiet umfasst aber noch weitere Tätigkeiten. Welche sind das?
Zu meinen weiteren Aufgaben zählt die Unterstützung der Abteilung im Bereich der Spielerlizenzierung vor der Saison. Ich werde auch, wie bereits in der Vergangenheit geschehen, Uli Liebsch (DEL-Nachwuchskoordinator, Anm. der Redaktion) bei seinen DEL Nachwuchscamps als Trainer aktiv unterstützen sowie bei sportlichen Fragen beratend zur Seite stehen.
Es ist ein ganz neuer Karriereschritt, warum ausgerechnet dieser?
Eishockey war, ist und bleibt meine Leidenschaft. Auch neben dem Eis. Es wurde in der DEL bisher hervorragende Arbeit geleistet, die Liga ist in den vergangenen Jahren immer professioneller geworden. Aber
ich sehe nach wie vor Potenzial, das Produkt zu verbessern. Abgesehen davon wollte ich auch demonstrieren, dass man sich – gerade als ehemaliger Spieler – aktiv mit einbringen, mitgestalten und Verantwortung übernehmen kann.
Kann man deinen Posten mit Stephane Quintal aus der NHL vergleichen?
Stimmt, zu Beginn war es Brendan Shanahan, seit etwas mehr als einem Jahr Stephane Quintall. Wenn man möchte, kann man es vergleichen, aber Unterschiede gibt es natürlich. Zum Beispiel, dass die Clubs in der NHL keine Verfahren einleiten, sondern die Liga selber. Allerdings sitzen da auch weitaus mehr Leute zusammen, die „Man-Power“ ist eine ganz andere. Auch die technische Infrastruktur ist in der NHL noch etwas ausgefeilter. Wir sollten zwar grundsätzlich über den Tellerrand gucken, aber es gilt, das Beste mit unseren Möglichkeiten herauszuholen.
Du gibst den Strafen ab nun ein Gesicht, weil du sie kommunizierst und in der Öffentlichkeit verteidigen musst – Fluch oder Segen?
Weder noch.
Ich werde Ansprechpartner für Clubs, Medien und Spieler sein, aber auch mit den Fans tausche ich mich gern aus. Ich glaube,
wenn man den Leuten klar vermittelt, warum welche Sperre ausgesprochen wird, sind wir noch transparenter und die Öffentlichkeit bekommt dadurch ein anderes Gespür. Mit Erklärungen kann man den vielen Diskussionen nach einem Spieltag die Schärfe nehmen, aber es wird natürlich immer wieder Diskussionen geben. Das liegt in der Natur der Sache.