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"Schießbude" Bayern, Minimalist VfB, Bankrotterklärung BVB[/size]
Oliver Kahn wurde von seinen Vorderleuten des öfteren im Stich gelassen
München - Irgendwie ist Fußball am Ende ja doch ganz einfach. Man kann über Psychologie, Systeme und Augenentzündungen diskutieren. Doch unter dem Strich muss der Ball vorne ins Tor des Gegners, während er hinten die eigene Torlinie nicht überschreiten sollte.
So einfach hat das famose Ballspiel wohl auch einmal angefangen. Und analysiert man die beiden Gipfeltreffen des sechsten Spieltages, bestätigt sich diese Weisheit.
Kahn erbost gegen Kritiken
Der VfB Stuttgart gewann 1:0 gegen den BVB und ist erstmals seit dem 16. November 1996 Tabellenführer. Die Schwaben bleiben dazu als einziges Team der Liga ohne Niederlage und Gegentor.
Davon können die Bayern nur träumen. Beim 3:3 gegen Leverkusen sahen die Zuschauer zwar ein mitreißendes Spiel, dennoch kassierten die Münchner zum dritten Mal in dieser Saison drei Treffer.
"Gegen die vielen Gegentore kann man nichts machen. In so einer frühen Phase ist das auch nicht ganz so schlimm. Es kommen auch wieder Phasen, wo wir zu Null spielen", resümierte Oliver Kahn und fügte erbost hinzu: "Man sollte langsam mal vorsichtig sein mit der ganzen Negativ-Kritik gegen mich."
Schlechtester Saisonstart seit 26 Jahren
Dennoch ist die Quote von zehn Gegentoren in sechs Spielen (so schlecht sind die Münchner vor 26 Jahren zuletzt in die Saison gestartet) alarmierend. Im letzten Jahr stellte man mit 25 Gegentreffern die beste Abwehr der Liga.
"Da kann man nun wirklich nicht von einer stabilen Abwehr sprechen", meinte auch Franz Beckenbauer zu Sport1. "Ich habe mich gewundert, dass die Verteidiger beim Tor von Franca nicht noch Beifall geklatscht haben", sagte Udo Lattek im DSF-Doppelpass.
"Da gibt es nur wenige auf der Welt von"
Auch Michael Ballack kritisierte die Aussetzer seines Teams: "Wir machen im Moment zu viele Fehler. Deshalb sind wir mit unserer Defensiv-Leistung auch nicht zufrieden."
Zumindest erhielt Ballack von Rudi Völler Unterstützung in der Führungs-Spieler-Diskussion: "Er wurde mit einer absoluten Weltklasseleistung mit dem Tor belohnt. Das war wirklich sensationell. So ein Tor zu erzielen, mit dieser Wucht, dieser Energie. Da gibt es nur wenige auf der Welt die dies können."
Bayer mit und ohne Pampers
Der FCB hat ein eindeutiges Problem in der Defensive, Bayer hingegen hat sein München-Trauma zumindest halbwegs überwunden. "Wir haben endlich mal ohne Pampers gespielt", erklärte Manager Reiner Calmund im Doppelpass. "Nur bei der Führung haben wir sie wieder angezogen. Wir bleiben aber auf dem Teppich. Die Münchner sind weiter Top-Favorit."
Dennoch bewies Leverkusen nach dem Rückstand die Moral, die die Rheinländer im letzten Jahr vermissen ließen und kann nach der einjährigen Auszeit wieder berechtigt an Europa-Abende in der BayArena glauben.
VfB-Ziel Meisterschaft
An Wunder glaubt auch Spitzenreiter Stuttgart, dem wenige einen solchen Start in die Saison zugetraut hätten. "Meister zu werden wünscht sich jeder. Das ist natürlich auch unser Ziel", erklärte Torhüter Hildebrand.
Der 24-Jährige hielt erneut seinen Kasten sauber, ist bereits seit 645 Minuten ohne Gegentor und nur noch 167 Minuten vom Rekord von Kahn entfernt. Mit Minimalaufwand zum Erfolg - eigentlich eine Bayern-Tugend. "Da sind sie unser Vorbild. Das haben wir gegen Dortmund auch getan", meinte Hildebrand.
Harsche Kritik von Sammer
Dahin wollte eigentlich Borussia Dortmund. Doch nach einer erneut erschreckenden Vorstellung und keiner Torchance hatte der BVB eher damit zu kämpfen, mit dem Mannschaftsbus das Stadion zu verlassen.
"Es tut mir Leid, dass die ganze Mannschaft Scheiße gespielt hat", entschuldigte sich Stefan Reuter bei den Anhängern, die die Abfahrt der Mannschaft mit einer Sitzblockade verhinderten.
Zerknirscht zeigte sich Matthias Sammer, dessen Team zum elften Mal in Serie in diesem Jahr auswärts nicht gewinnen konnte: "Ich kann zu meiner Mannschaft nicht viel sagen, weil ich so viel nicht gesehen habe."
BVB - eine Bankrotterklärung
Sammer analysierte die BVB-Leistung als "Gegurke" und fügte hinzu: "Ich schäme mich für die Leistung. Normalerweise müssten wir nach Hause laufen, aber wir müssen ja am Mittwoch schon wieder spielen."
Zum Uefa-Cup in Wien will Sammer am liebsten "das eigene Stadion mitnehmen". Udo Lattek gibt dem Trainer jedoch keine Schuld: "Er hat damit nichts zu tun. Die Spieler denken, ein großes Team zu sein. Eine maßlose Selbstüberschätzung. Die Spielweise des BVB ist eine Bankrott-Erklärung."
"Leverkusen wird nie Deutscher Meister"
Welche Erkenntnisse bleiben also am Ende? Vorne muss das Ding rein, hinten darf es nicht. Noch nie seit der Drei-Punkte-Regel waren die ersten sechs nach sechs Spieltagen so eng beieinander. Und eine altbekannte Sicherheit.
"Leverkusen schießt drei Mal aufs Tor und macht drei Tore. Das ist ja das allerhöchste. Aber auch mit dem Massel. Deutscher Meister werden die nie!" Meint der "Kaiser". Und der muss es ja wissen.
Oliver Birkner