Dr. Strangelove hat geschrieben:Vielleicht wohne ich auch grundsätzlich mehr im Internet als du, das ist weiß Gott nicht unwahrscheinlich
Davon ist tatsächlich auszugehen. Social Media meide ich mittlerweile sogar komplett, wenn man den Foren nicht zu den sozialen Medien zählt.
zu so einem abgenudelten Kampfbegriff greifst, der für absolut nichts steht. "Woke" ist ein Platzhalter geworden für alles, was nicht für irgendwas zwischen "Alles bleibt wie es ist" und "Es sei denn, wir können es so machen wie es noch viel früher war" steht und das auch bei genau den Leuten, die man sich dabei vorstellt. Den Begriff braucht es in einer vernünftig geführten Diskussion nicht und zu den Usern hier im Forum, die es nötig haben, solche Stilblüten zu fabrizieren, gehörst du imo nicht.
Wenn es ein abgenudelter Kampfbegriff ist, so wird er aber, ähnlich wie das Gendern, gerne hergenommen, um eine Haltung und eine politische Position zu definieren. Und dies vor allem von denen, die "richtige" Haltung für sich beanspruchen. Will sagen, wenn du nicht genderst oder alle "woken Grundsätze" befolgst, bist du rechts und/oder ein alter, weißer Mann. Dagegen wehre ich mich schon die ganze Zeit. Ich bin politisch sicher der Anti-Allgäuer, bin aber der Überzeugung, dass man Menschen auf eine positive Art von seinen Ansichten überzeugen und mitnehmen muss und nicht nur durch Belehrung oder Bevormundung agiert.
Das führt jetzt zu Claudia Neumann. Ja, ich bekomme nur am Rande mit, was sie in sozialen Medien abbekommt, aber ich bekomme auch mit, dass die Entrüstung der Gegenseite nicht selten in Richtung Misogynie zielt. Das heißt, du hast gar keine Möglichkeit mehr, jemanden zu kritisieren, wenn es sich um Schwarze, Transpersonen, Schwule oder alles richtet, was unter Diversität subsummiert wird. Und das ist dann aber ziemlich männerfeindlich.
Als jemand, der nie von Benachteiligung aufgrund Hautfarbe/Sexualität/etc. betroffen war, kann ich mir sicher sein, dass Kritik an mir in aller Regel berechtigt ist und auch wirklich an dem, was ich tue oder sage liegt. Den Luxus haben diejenigen, die eine andere Hand als ich ausgeteilt bekommen haben, aber nicht. Das ist eine Möglichkeit, die immer mit schwingt.
Das Hauptproblem. Wie soll es einen normalen Umgang mit Diversität geben, wenn man ganz automatisch eine imaginäre Schutzglocke über alle stülpt, die vermeintlich nicht zu denen gehören, die eine Mehrheit repräsentieren. Damit holt man doch nicht diejenigen ins Boot, die hier Defizite haben, sondern sorgt dafür, dass andere freiwillig aus dem Boot springen, die sonst alle in ihrem Boot vereinen würden. Es gibt so viele schwule, schwarze und weibliche Arschlöcher. Ich will die benennen und nicht darauf hingewiesen werden, dass ich die Meinung nur aufgrund ihrer "Andersartigkeit" habe. Zumal ja diese vermeintlich Starken durchaus individuell schwach sein können. Da hat ein weißer, homophober Cis-Mann einen IQ von 65, ein zu kurzes Bein, eine schiefe Nase und stottert. Den kann man permanent für seine Homophobie kritisieren, sollte aber bedenken, dass jeder sein Päckchen zu tragen hat. Ich will, dass ALLE gleich sind. Wirklich alle. Und wenn ich jemanden kritisiere, dann finde ich es grundfalsch, dass hier eine Regel gelten soll, die den Kritisierten deshalb schützt.
Und abschließend noch mein Hinweis, dass ich die Kritik an Béla Réthy ebenso massiv empfand wie die an Claudia Neumann. Allerdings kann ich mir durchaus erklären, dass vor allem die Stimme unterschiedlich wirkt. Es gab ein Forschungsprojekt am Uniklinikum Leipzig, bei der die Wirkung von Stimmen auf andere Menschen untersucht wurde. Neben der Tatsache, dass Frauenstimmen in den letzten Jahrzehnten immer tiefer wurden, hohe Stimmen eine Schutzbedürftigkeit signalisieren und ein paar anderen Dingen, wurde eben auch festgestellt, dass bestimmte Stimmen je nach Stimmfarbe und -höhe als unangenehm empfunden werden. Und ich kann mir gut vorstellen, dass die Neumann (ähnlich wie Ingo) in diese Sparte fallen. Natürlich ohne es zu wissen.