Mir ging es hier nur um Kreutzer. Natürlich müssen auch die veralteten Strukturen angesprochen werden, aber für die Spiele trägt der Trainer Kreutzer und für die Kaderplanung der Manager Kreutzer die Verantwortung, wobei bei letzterem das Budget und laufende Verträge Restriktionen darstellen. Diese hat aber jeder Sportdirektor.
Sigl trägt natürlich auch Verantwortung. Er hat immerhin Herrn Kreutzer ausgesucht und eingestellt.
Der Sportdirektor Kreutzer hat per se gar keine so schlechte Bilanz, immerhin haben 2/3 der Spieler, welche neu gekommen sind, die Erwartungen erfüllt oder übererfüllt. Getrübt wird diese Bilanz durch ein Konzept, welches für ein kleines Team ungeeignet ist, falsche Schwerpunktsetzung und dass gerade wichtige Transfers nicht gezündet haben. Es nützt am Ende nicht, wenn Elias und Oblinger mehr bringen als erwartet, aber von den Imports zwei Totalausfälle (Andersen, Welsh) und ein ziemlicher Flop (Mitchell) dabei sind.
Ein kleineres Team lebt von starken Imports und am besten ist noch eine Lebensversicherung im Tor. Kreutzer - jetzt übertreibe ich mal - hat sich in den Kopf gesetzt, ein deutsches Team zu basteln, mit einem deutschen Goaliegespann und dem bewussten Verzicht auf den neunten Ausländer (hätte sich Warsofsky nicht gegen Nauheim verletzt, wäre Rantakari nicht gekommen). Dieses KOnzept mag ehrenwert sein, ist aber auch ein Stück naiv. Sein Spruch vom Saisonbeginn, der neunte AL müsse erst mal besser sein als die Deutschen ist mir noch in Erinnerung (besser als Sezemsky?). In diesem Konzept lag schon der Kern des Scheiterns, er hat die in Deutschland ausgebildeten Spieler zu hoch eingeschätzt (Beispiel ist Schüle). Deshalb ist auch die "Expo-Theorie" schlüssig.
Am Ende erinnert alles an Kreutzers letzten beiden Jahre in Schwenningen. Da war es ähnlich. Fehlgriffe bei den Imports (Lundh, Burström), zögerliches Nachverpflichten (wochenlange Diskussionen und am Ende kam ein Kranker, der nur jedes zweite WE spielen konnte).
Die Tragik ist, Kreutzer sieht sich eher als Trainer, nur er ist trotz alledem der weniger schlechte Manager als Trainer.
Als Manager hat er einige Ansätze, die nicht schlecht sind, als Trainer ist er schon sehr grenzwertig. Die Kritikpunkte im einzelnen. Zunächst einmal ist mir das Spielsystem zu defensiv und zu abwartend. Gerade an einem Standort wie Augsburg, wo der Funke schnell auf das Publikum überspringt, da muss es doch Forechecking geben, aggressives Draufgehen. Dann hat er nicht versucht, dieses System an die Spieler anzupassen, sondern die Spieler in dieses System zu "pressen". Beispiel ist Puempel, der seiner Stärken teilweise beraubt wurde. Zudem war das System schnell entschlüsselt, wir wurden immer wieder ausgecoacht, vor allem von Tom Pokel. Außer Elias hat er auch keinen Spieler weiterentwickelt. Die Finnen beispielsweise waren vorher schon gut. Soramies hat einen Rückschritt gemacht. Jüngere Spieler hat er auch nicht großartig gefördert. Tosto war oft der erste, welcher saß. Hanke ist in Peiting gelandet. In der Abwehr war die Toleranzschwelle bei den älteren Semestern wie Sezemsky oder Schüle deutlich höher als bei van der Linde oder Länger. Die größte Kritik ist aber das Krisenmanagement. Jede Mannschaft hat einmal einen Durchhänger, eine Niederlagenserie. Ein guter Trainer führt sie da wieder heraus. Tom Rowe hat das in Nürnberg geschafft. Bei uns hat Kreutzer in der Krise die Mannschaft verloren, heruntergewirtschaftet und das in einem Tempo, das atemberaubend war. Irgendwo komme ich dann immer wieder auf die "Expo-Theorie".
Ein letztes noch zum Thema der Altverträge. Da kann auch mal einer aufgelöst werden. Ist am Ende billiger als der Abstieg. Fiktives Beispiel. Der Sportdirektor geht zum Budgetverantwortlichen und erklärt ihm, mit diesem Torhütergespann können die Saisonziele nicht erreicht werden. Dann werden die beiden Herren an einer Lösung arbeiten. Das Beispiel hat mit Augsburg natürlich nichts zu tun.
Jetzt kommen wir langsam zu den Strukturen und zu Herrn Sigl. Das ist aber ein anderes Thema in einem anderen Bereich dieses Forums.