Rama Lama Ding Dong hat geschrieben: 29.03.2025 11:24
Genau deswegen spielt man seit Jahren so einen Zirkus weil einfach die Energie nur auf eine Zirkusshow aus ist und es nicht mehr um wirkliche Emotion geht sondern ums Geld….
Wirkliche Emotion beim Eishockey entsteht durch wirklich emotionales Eishockey.
Du hast an einer Stelle wirklich Recht und trotzdem liegst du falsch. Aber der Reihe nach:
"Fiesta" wurde viele Jahre wieder und wieder vorgeschlagen, bevor es das erste Mal im Stadion zu hören war. Zu den Vorschlagenden gehörten neben dem Augsburger Punker und, wenn ich mich korrekt erinnere auch Cassy und, das weiß ich zufällig, ich. Jetzt könntest du natürlich behaupten, dass ich das jetzt, wo ich Depp das vorgeschlagen habe, auch rechtfertigen müsse, aber so einfach ist das nicht. Ein Torjingle hat ja drei Ebenen:
1. Gefällt mir das Stück? Das ist von allen Betrachtungsweisen die egalste. Jeder kann sich, wann immer er möchte, die Musik seiner Wahl anhören. Das macht eigentlich auch die meisten Ich-poste-mal-drei-Stücke-Lösungen überflüssig. Es geht nicht darum, was man selbst gerne hören möchte oder was man privat hört. Ich weiß nicht, ob es sehr viele Eishockey-Fans gibt, die sich gerne "Orpheus in der Unterwelt" von Jacques Offenbach zu Hause anhören. Aber der "Can Can" hat zumeist auf Knopfdruck die Stimmbänder bewegt. Und noch einen kleinen Hinweis zu "Fiesta", dem Song: Es ist mitnichten ein Zirkussong, es ist ein Song, den Jem Finer von den Pogues angeblich bei einem Aufenthalt in Almeria "entdeckt" hat und der ein spanisches Traditional sein soll. Dies ist aber nicht gesichert. Die Instrumentierung, vor allem die Jingle-Stelle, sind jedoch mexikanische Mariachis.
2. Funktioniert das Stück? Hier stimme ich dir zu, "Fiesta" hat nie so funktioniert, wie ich das erhofft habe. Das kann an dem Stück liegen, muss aber nicht. Denn funktionieren im eigentlichen Sinne tut eigentlich nahezu kein Torjingle mehr. Früher hat "Fiesta" nämlich funktioniert. Zum Beispiel bei Werder Bremen und bei Celtic Glasgow. Und man kann es wunderbar mitgrölen. Wer das jemals live miterlebt hat, der weiß auch, dass es geht. Die Fankultur hat sich aber verändert. Situative Gesänge gibt es nahezu nicht mehr, sondern zumeist ist es der Ultra-Block, der sein eigenes Programm abspult und wer daran teilhaben möchte, der darf das tun. Jeder ist mit Jubeln beschäftigt und damit, den nächsten Gesang beim Bully nach dem Tor einzustimmen. Der Jingle hat nur noch begleitende Funktion. Ich hätte überhaupt kein Problem damit, "Fiesta" zu wechseln, nur bin ich mir relativ sicher, dass mir der Nachfolger weniger gefällt (was, wie erwähnt, nicht wichtig ist) und ich bin mir absolut sicher, dass der Nachfolger auch nicht funktioniert, vor allem dann nicht, wenn man Punkt 3 berücksichtigt.
3. Ist es ein "Signature-Song/Sound"? Klar kann man den alten Offenbach nehmen. Oder das I-Will-Survive-Thema. Eine Zeitlang haben es drölfzig Clubs mit "Chelsea Dagger" versucht und "Song 2" wird in fast jedem Stadion irgendwann mal gespielt. Aber will man diese Beliebigkeit, will man wirklich das abertausendste Mal "Sweet Caroline", irgendeinen AC/DC Kram oder "Live is Life" oder will man etwas eigenes, etwas, wofür nur MEIN Club steht? Ich finde, "Fiesta" ist ein großartiger und leider nicht funktionierender Torjingle. Wenn es sowas mit Mitsinggarantie gibt, dann bitte her damit. Aber niemals unter Vernachlässigung von Punkt 3. Und da sind wir auch beim Problem vom "Lummerland-Song". Dafür hatte das Augsburger Eishockey Jahrzehnte Zeit, als die Rosenau noch ein Übungsgelände für neu auszuprobierende Rasenmäher war. Jetzt ist es zu spät. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Fanwelt das klaglos akzeptieren würde.
Und mal noch eine Anmerkung: Ausgerechnet Rocky Sharpe And The Replays mit einem bis ans Ende totgenudelten Song zu nicknamen und einen "guten Torjingle" zu fordern, hat schon einen ganz eigenen Humor.