Nächstes Kapitel im Fall BuschKöln, 21.April 2008
Alle wollten das Thema verdrängen, doch auch nach dem DEL-Finale bleibt die Affäre um den verweigerten Dopingtest von Florian Busch brisant. Einen Tag nach dem entscheidenden Tor des Nationalspielers zum dritten Titelgewinn der Eisbären Berlin schaltete die deutsche Anti-Doping-Agentur NADA die Welt-Agentur WADA ein. Sie entscheidet nun, ob der Fall vor den Internationalen Sportgerichtshof CAS geht und Busch möglicherweise noch vor der WM in Kanada gesperrt wird.
Zwar lag der NADA auch am Montag immer noch nicht das schriftliche Urteil des DEB vor, dennoch gab sie den Fall nach Montreal weiter. "Wir stellen dar, dass die Sanktionierung nicht den Regeln entspricht", sagte NADA-Sprecherin Ulrike Spitz. Nach NADA-Ansicht muss die von Busch zunächst verweigerte und wenig später nachgeholte Dopingkontrolle laut Anti-Doping-Dode als positiver Test gewertet und mit mindestens einem Jahr Sperre geahndet werden. Auch der DEB rechnet mittlerweile mit einer Enscheidudung vor dem CAS in Lausanne.
Auch das Bundesinnenministerium hat die NADA bereits informiert. Dort wird nun darüber entschieden, ob der DEB mit seinem milden Urteil (Verwarnung, Geldstrafe und gemeinnützige Arbeit) gegen die Förderrichtlinien verstoßen hat. Das Ministerium könnte Fördergelder zurückfordern oder kürzen, derzeit erhält der DEB 600.000 Euro.
Busch wollte von all dem nichts mehr hören. "Ich werde in den nächsten Wochen keine Zeitung mehr lesen", kündigte der Siegtorschütze des neuen deutschen Meisters an. Der 23-Jährige, der mit seinem Treffer in der Verlängerung zum entscheidenden 2:1 bei den Kölner Haien das Double perfekt gemacht hatte, hält das Thema für ausgestanden. Seinen WM-Einsatz zieht der Stürmer nicht in Zweifel: "Ich gehe davon aus, dass ich dabei bin. Ich will auch unbedingt."
Auch DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke verdrängte die Affäre: "Es ist so nebensächlich, so zufällig, dass ausgerechnet Busch das entscheidende Tor geschossen hat. Die Diskussion sollte endlich beendet sein." Für Tripcke kam der Fall Busch genau zur falschen Zeit auf den Tisch - mitten in der besten und spannendsten Finalserie seit Einführung der Play-offs 1981. "Das war sensationell, allerbeste Werbung für das Eishockey", schwärmte der DEL-Chef: "Jedes Spiel ist durch ein einziges Tor entschieden worden, die Dramaturgie und die Spannung waren nicht zu steigern."
Die Berliner machten ihre drei Siege zum dritten Meistertitel nach 2005 und 2006 frühestens in der Schlussminute, zweimal sogar erst in der Verlängerung perfekt. "Das war eine unglaubliche Finalserie, da ist man mit den Nerven total fertig", sagte Busch und meinte damit nur die Geschehnisse auf dem Eis. Der Triumph der Eisbären, die um Mitternacht von rund 2000 Fans am heimischen Wellblechpalast empfangen wurden, setzt aber auch ein Zeichen für die Liga. Nur sieben Ausländer standen im Finale für die Berliner auf dem Eis, genauso viele deutsche WM-Kandidaten, dazu fünf weitere einheimische Spieler. "Man kann auch mit vielen jungen Deutschen Meister werden", meinte Busch, der mit seinen 23 Jahren selbst zur neuen Generation der Nationalspieler zählt, die in der DEL Führungsrollen übernehmen: "Man kann mit guter Nachwuchsarbeit weit kommen."
Immerhin elf Deutsche boten auch die Haie auf, darunter drei, die ihr WM-Ticket praktisch in der Tasche haben: Torhüter Robert Müller, Verteidiger Andreas Renz und Stürmer Philip Gogulla. Für Goalie Müller war die Enttäuschung zwar "riesengroß", doch nach einer unvergleichlichen Saison mit dem Comeback nach seiner Krebserkrankung, den Wechseln von Adler Mannheim zu den Füchsen Duisburg und später nach Köln blickte der 27-Jährige schon wieder nach vorne: "Jetzt geht es schnell mit der Nationalmannschaft weiter. Ich freue mich schon riesig auf die WM im Eishockey-Mutterland." (TL)