Politik und Geschichte

Alles, was nichts mit Eishockey zu tun hat!
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Von Krolock
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Beitrag von Von Krolock »

djrene hat geschrieben:Aber sein ganz unten liegt weit über dem was 95% unserer Bevölkerung haben.
Also bitte. Haben weit über 95 Prozent unserer Bevölkerung eine öffentliche Demontage, Demütigung, Gespött, Zweifel an jeglicher Kompetenz und jeden Tag Halbwahrheiten über sich in der Zeitung zu ertragen?

Oder meinst du die monetäre Seite? Hier hätte er den Bundespräsi nämlich sicher nicht benötigt, um ein anständiges Leben in moderatem Luxus zu leben. Da gibt es genügend andere, die ein Vielfaches verdienen und deren Verantwortung allenfalls im eigenen Betrieb zu suchen ist, der bei Scheitern den Bach runtergeht, während sein Vorstand zumeist nicht mehr als eine kleine Schlagzeile wert ist und die Schäflein längst im Trockenen hat.

Ich gönne jedem Spitzenpolitiker sein Geld und ich wünsche keinem diesen Pranger. Und das behaupte ich, ohne jemals Sympathien für Wulff gehegt zu haben. Für mich ist er das Sinnbild einer tragischen Figur und stellvertretend dafür, dass Medien die Öffentlichkeit so manipulieren können, dass das Urteil der Masse, ob positiv oder negativ, von der eigentlichen Person und dessen Handlung vollkommen losgelöst ist. Existenzen werden von denen gemacht, die sich nicht an Wahrheiten halten müssen. Übrigens, natürlich hat es auch mich erwischt und auch ich habe über Wulff geurteilt. Und manchmal möchte ich daran zurückdenken, wenn es mal wieder darum geht, ohne Ahnung zu bewerten
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shmul van Fugger
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Beitrag von shmul van Fugger »

"Ganz unten" ist ein Walraff Zitat. Es ist typisch Wulff vorzuheucheln dort gewesen zu sein. War er aber nicht. Nicht mal als er Haus und Hofdame verloren hat. Er hat sich vielleicht so gefühlt, aber das bestätigt umso mehr dass er als Bundespräsi ungeeignet war. Er konnte andere Realitäten nie richtig einschätzen, auch seine eigene nicht.

Und ich gönne nicht jedem Spitzenpolitiker sein Geld.
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Von Krolock
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Beitrag von Von Krolock »

"Ganz unten" ist IMMER relativ. Sich so zu fühlen ist nämlich entscheidend, da es keine absolute Definition gibt
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djrene
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Beitrag von djrene »

Ganz unten mit Kaviar ist nicht ganz unten, egal wie der Protagonist das empfindet. Punkt. Man sollte dem der sich damit ganz unten fühlt gerne ein "noch tiefer" ermöglichen um Realitäten wieder besser wahrnehmen zu können. Und einen Großteil der Presse hat er sich ja trotzdem selber zuzuschreiben. Wer sich in einer solchen Position als Schmarotzer, Schnorrer und Upgrader gebährdet ist angreifbar - egal ob rechtlich korrekt oder nicht.
Meine Nachbarn kennen Jim Marshall nicht, aber sie hassen ihn
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Augsburger Punker
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Beitrag von Augsburger Punker »

wenn er nach Kosovo, Syrien oder Sudan abgeschoben würde, dann könnte man von ganz unten sprechen. Wird er aber nicht, weil er - wie wir auch - das Glück hatte, in D geboren worden zu sein.
punisher

Beitrag von punisher »

"Ganz unten" ist in meinen Augen sehr wohl ein absoluter Begriff. Wulff erklärte aber ja bei der Buchvorstellung, dass er sich "wie ganz unten gefühlt hat, als ich ein Bild meiner Frau, alleine tanzend in einer Disco in der BILD gesehen habe. Sie sind uns so nah gekommen. So nah."

Er relativiert also offensichtlich schon.
Andererseits: Wie soll er denn sein Buch nennen? "Ganz oben und fast ganz unten", "Ganz oben und relativ weit unten" oder "Ganz oben und ganz unten, wenn man alle ausklammert, die noch weiter unten sind".

Das ist schon wieder die gewohnte Haarspalterei, wie man sie leider in letzter Zeit sehr häufig hier im Forum ertragen muss.

Und warum er das Buch schreibt?
Ich hatte 1996 auch eine Scheidung, welche ich sinnigerweise im Ostwerk verarbeitet habe, darauf hin meinen Führerschein verlor und aus dieser Konsequenz auch gleich noch meinen Job. Falls es Menschen gibt, die das interessiert, schreibe ich auch ein Buch darüber. Die Euros nehme ich gerne mit.
Ganz unten fühlte ich mich trotzdem nicht.
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Augsburger Punker
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Beitrag von Augsburger Punker »

klingt jedenfalls als könnte man das verfilmen ;)
punisher

Beitrag von punisher »

Im Endeffekt wars das beste was passieren hat können. Ich möchte die Konsequenzen die sich daraus ergeben haben nicht missen :-)
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Augsburger Punker
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Beitrag von Augsburger Punker »

damit steht der Titel: Ganz unten - ganz oben
punisher

Beitrag von punisher »

Ne: "Ganz oben - ganz unten - ganz oben - ganz unten - ganz oben"

Ich hoffe das wars jetzt.
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theobald123
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Beitrag von theobald123 »

Wie wäre es denn mit "Mein Leben im Fahrsuhl"? :)
Lieber zuviel gegessen als zuwenig getrunken.
Es gibt Biere, die kennst Du gut, und Biere, die trinkst Du nie.
Wer in der Suppe keine Haare findet sucht halt Microfasern.
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Von Krolock
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Beitrag von Von Krolock »

punisher hat geschrieben:"Ganz unten" ist in meinen Augen sehr wohl ein absoluter Begriff.

Da weiche ich keinen Zentimeter ab. "Ganz unten" kann keine absolute Definition sein. Keine Geburt in Syrien und keine Querschnittslähmung. Hätten wir einen absoluten Begriff, könnte ihn Walraff auch nur aus der Vorstellung verwenden, da er ihn niemals erlebt hat. Es gibt Krebspatienten, die das pure Glück unabhängig davon empfinden, ob sie überleben. Es gibt mehr als genug Kinder in Syrien, die mit dem wenigen, das ihnen bleibt, eine Kindheit durchleben, die von ihnen retrospektiv als wunderbar eingestuft werden.

Warum nehmen sich in Deutschland jeden Tag eine Reihe von Menschen, die von außen betrachtet gesund sind und denen es an nichts fehlt, das Leben? Weil sie ihre eigene Situation als untragbar, als unveränderlich "ganz unten" einstufen. Es ist immer eine emotionale Wahrnehmung.

Wenn jemand, wie es bei Wulff der Fall war, an einer so exponierten Stelle steht, dem geht es keine Minute um das Geld. Es ist der totale Verlust von Macht, der Verlust von Ansehen des Amtes und der Person, die Zukunftsperspektiven und und und. Wegen derartiger Dinge hat sich nicht nur Uwe Barschel das Leben genommen.

Ich verteidige nicht Wulff, ich verteidige aber seine Ansicht, das Erlebte mit "ganz unten" zu definieren. Fremd beurteilt ist ein Dieter Zetsche oder wahlweise ein Papst Franziskus auch deutlich eher "ganz oben".

Alles eine Frage der Wahrnehmung, da steht selbst die Fallhöhe zurück
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shmul van Fugger
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Beitrag von shmul van Fugger »

Es mag sein, dass sich jemand ganz unten fühlt obwohl er objektiv noch nicht mal in der Mitte angekommen ist. Man kann das auch als Hoeneß-Syndrom bezeichnen.

Ob der Kerl sich ganz unten fühlt oder nur so tut wäre eigentlich egal, wenn er nicht dieses Buch veröffentlicht hätte. Er fängt schon wieder an seine gesamte Umwelt mit diesem Mitleids-und Weltverschwörungsrotz zu penetrieren ohne auch nur eine Minute über den Schaden nachzudenken, den er verursacht hat. Und natürlich arbeitet er mit dem Schinken keine Sekunde seiner Vergangenheit auf, sondern nur sein Bankkonto.

Wie sagen wir hier so schön: "Zwei Meter nebem dem Schädel auch noch blöd". Er hätte es nach dem, für ihn positiven Urteil gut sein lassen können aber nein, er macht sich wieder zum Vollhonk. Da wünsch ich mal viel Spaß dabei.
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Von Krolock
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Beitrag von Von Krolock »

Kann man objektiv "nicht mal in der Mitte ankommen"? Und wie objektiv kann jemand das beurteilen, der doch nur subjektiv beurteilt?

Ich will bitte nicht Wulff verteidigen, das wiedehole ich gerne. Mir ist der Typ, sein Leiden und sein Habitus in diesem Maße zuwider, aber dass er aus seiner Sicht so beurteilt, halte ich für legitim
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Rigo Domenator
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Beitrag von Rigo Domenator »

Ich sehs eigentlich wie von Krolock.

Es ist seine eigene Gefühlslage. Für ihn war es ganz unten.
Ansonsten kannst den Begriff ja nie nehmen, weil immer noch einer auf der Welt noch schlechter da stehen wird. Ob man deshalb ein Buch schreiben muss, ist ne andere Sache, aber das macht inzwischen ja fast jeder.
Künstliche Intelligenz ist leicher zu ertragen, als natürliche Dummheit.
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shmul van Fugger
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Beitrag von shmul van Fugger »

Ich unterstelle dem Kerl einfach, dass er sein "ganz unten" bewusst insziniert.

Klar kann man nicht wissen wo das persönliche "ganz unten" liegt und es haben sich schon etliche Millionäre vor den Zug geschmissen, dennoch wird man bei Wulff das Gefühl nicht los, dass er seine persönlich gefühlte Misere künstlich kultiviert, um den zweiten Teil für seinen Buchtitel nicht zu verlieren.

Ich meine, selbst in schlechtesten Zeiten war ihm immer bewusst, dass seine Pension jährlich über 200.000 € liegt und das seine Ehe schon vor den - halbfalschen - Lügengeschichten beendet war.

I.d.R. zeigen Menschen die ganz unten waren (wo auch immer das ist) nicht so eine arrogante Reaktion.
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Augsburger Punker
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Beitrag von Augsburger Punker »

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Eismann
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Beitrag von Eismann »

Sehr sozial der Erzengel ...

http://www.welt.de/politik/deutschland/ ... -Geld.html


... und die Welt ist böse, wenn schon Greenpeace 3,8 Millionen € an Spenden an der Börse verzockt.
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DennisMay
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Beitrag von DennisMay »

Wasserversorgung doch in TTIP, geleakte Verhandlungsposition der EU, Monsanto gegen Vermont und noch andere schöne Dinge.

http://fm4.orf.at/stories/1740838/


Alle Angaben ohne Gewähr, Zuschauer wissen mehr.
me_first
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Beitrag von me_first »

Die gesamte Verhandlungslogik auf beiden Seiten ist dabei direkt an den Regeln des Kapitalmarkts ausgerichtet, oberste Priorität haben dabei Umsätze, Renditen und Profite - wie sie erzielt werden ist sekundär.
Das war ja nicht anders zu erwarten.
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