Sensibles Thema - RAF-Terroristin kommt frei

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Augsburger Punker
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Re: Sensibles Thema - RAF-Terroristin kommt frei

Beitrag von Augsburger Punker »

Augsburger Punker hat geschrieben: Dann hast Du nicht ganz verstanden, was von Krolock ausdrücken wollte: 1. wurden von der RAF eben auch andere Menschen getötet (die "Namenlosen", wie Fahrer, Polizisten ...), und 2. wurde Schleyer eben nicht wegen seiner SS-Vergangenheit erschossen - das wurde von den damaligen Entführern kaum thematisiert. Deshalb "selbst wenn es nicht mal aus Gründen seiner Vergangnengeit geschieht."
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Von Krolock
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Re: Sensibles Thema - RAF-Terroristin kommt frei

Beitrag von Von Krolock »

:D :D :D
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Höps
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Re: Sensibles Thema - RAF-Terroristin kommt frei

Beitrag von Höps »

Kinder, ähhh Leute, Ihr macht mich fertig! Lassen wir das, es kommt eh nichts Vernünftiges dabei heraus - wir reden scheinbar permanent aneinander vorbei :!: ;-)
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Re: Sensibles Thema - RAF-Terroristin kommt frei

Beitrag von Agentmaxx »

J-F Labbeforever hat geschrieben: Mein Problem ist nunmal, dass mir hier - wie vermutlich jedem - mancher sympathisch und mancher unsympathisch ist. Mir sind nunmal linke "Sachen" immer lieber als rechte, und deshalb befuerworte ich halt eine Freilassung. Ich denke, dass die Prominenz eines Falles/einer Person mehr dafuer tut, dass der Teater/die Taeterin nicht mehr rueckfaellig wird. Nach ihrem halben Jahr Kerner, Memoiaren, etc. wird sie doch auch nicht viel machen. Ich sehe nunmal die Gefahr bei einem unbekannten Taeter unter Umstaenden als groesser an, da dieser von der Oeffentlichkeit nicht so wahrgenommen wird.
Auf den ersten Blick hoert sich der Typ mit den 36 Jahren sehr bemitleidenswert an, aber wer sagt mir dass er nicht erst seine Familie gefoltert, zerstueckelt und was weiss ich gemacht hat (ich habe den Link nicht gelesen, nur als Beispiel).
Ich kann halt einfach manchmal die Motive besser verstehen, aber das Motiv hat doch sowieso keinen Einfluss auf schuldig/nicht schuldig, oder?!?! Ein Mord an einer aelteren Dame fuer 7.50 ist niedertraechtiger, als wenn ich Hanns Martin Schleyer toete. Bei letzerem waren die Taeter wohl wirklich zu besessen von ihren Ideen, und ersteres ist schlichtweg niedertraechtig...
Ja zum Teil muss ich dir Recht geben, aber nur zum kleinsten. Mir sind ja im Zweifel die Linken auch lieber als die Rechten. Aber wenn wir in einen Bereich kommen in dem es derart radikal zugeht, dann sind mir beide Lager zuwider. Vor allem muss man vorsichtig sein, wenn man die Tat am Opfer bewertet. Aber selbst wenn wir das machen, dann finde ich es wesentlich niederträchtiger jemanden zu entführen, gefangen zu halten, eine gesamte Nation zu erpressen, dem Opfer immer wieder Hoffnungen zu machen, ihn mehrere Botschaften senden zu lassen in denen er um sein Leben flehen darf und ihn dann doch hinterrücks zu erschießen.

Das Ironische dabei ist ja, dass diese Linken dabei genauso schlimm sind wie jedes Nazi-Erschießungskommando. Sie selektieren und liquidieren - ohne Mitleid und ohne Reue. Und dabei kann man Schleyers persönliche Nazi-Geschichte getrost außer Acht lassen, da er ja nicht ausgewählt wurde weil er früher Nazi war, sondern aufgrund seiner exponierten beruflichen Position.

Was ich, wenn ich diesen Vergleich schon anstrebe, den RAF-Kriminellen noch ganz besonders anlasten will ist, dass die meisten von ihnen aus der Mittelschicht kamen. Aus gutbürgerlichen Verhältnissen, von denen die meisten durchaus gebildet waren/sind. Von einer solchen Person, die selbst kaum unter den wirtschaftlichen Verhältnissen (soziale Gerechtigkeit und Verteilungsstruktur des Wohlstands) gelitten hat, sondern eher im Gegenteil davon eher profitiert hat. Und von einer Person die eine gewisse humanistische Bildung bekommen hat und die sich von ihrer Ideologie her stets von den Untaten der Nazis distanziert hat, erwarte ich mehr als dann dem gleichen moralischen Fehler anheim zu fallen wie es manche Nationalsozialisten taten. Aber nein, da hat alle Moral nichts geholfen, da hat man einfach in der gleichen übermächtigen Arroganz der Ideologien beschlossen, dass man selbst entscheiden darf wer legitimes Opfer ist und wer nicht. Da hätte ich einfach mal mehr erwartet, aber die haben auch nichts gelernt. Von irgendeinem dahergelaufenen frustrierten Neonazi heute, der kaum richtige Zukunftschancen hat und im Durchschnitt auch niedrigere Bildungsabschlüsse hat, von dem verlange ich zwar auch dass er mal kräftig nachdenkt, aber wenn er es nicht tut, bin ich natürlich weniger überrascht.
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Re: Sensibles Thema - RAF-Terroristin kommt frei

Beitrag von Ronny(etc) »

So, jetzt ist sie ein freier Mensch. Obs gut war wird sich zeigen.

@ Akuram:

Achte auf Deine Nachbarschaft. Gerüchte besagen, das sie in/bei Karlsruhe ein "neues Leben" beginnen möchte.
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Akuram
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Re: Sensibles Thema - RAF-Terroristin kommt frei

Beitrag von Akuram »

Dem ist tatsächlich so. Sie wird im Betrieb eines Bekannten arbeiten. Angst oder Ähnliches habe ich jedoch deswegen keine. Ich halte sie, wie auch die alten Ex-Nazis, einfach für eine Unverbesserliche, die den Bezug zur Realität verloren hat. Eigentlich habe ich für sie nur Mitleid übrig. Was wohl für sie persönlich auch die schlimmste Strafe sein wird, das heute, nach dieser langen Haftzeit, niemand Verständnis für sie aufbringt, sondern ihr nur Mitleid entgegengebracht wird. All ihr "Schaffen" war umsonst! Was bleibt, ist ein verpfuschtes Leben!

Ich habe mit der Freilassung an sich auch kein Problem, da unser Rechtsstaat diese Möglichkeit geschaffen hat und man auch solchen Leuten diese Möglichkeit dann zugestehen muss, ansonsten begibt man sich auf deren Niveau (den Rechtsstaat zu verleugnen und ihn nicht an zu erkennen).
Allerdings muss ich schon sagen, dass es von wenig Feingefühl und Verständnis der Gefühle der Hinterbliebenen zeugt, wenn man genau in die Stadt zurückkehrt um ein "normales" Leben zu führen, in der man an der, ich nenne es jetzt mal, öffentlichen Hinrichtung von 3 Menschen und dem Versuch eines Verbrechens mit noch größerer Opferzahl beteiligt war.
Ich bin unweit der Stelle aufgewachsen, an der Siegfried Buback und seine beiden Personenschützer ermordet wurden und wenn ich an der Stelle vorbei komme, an der heute ein Mahnmal steht, dann läuft es mir noch immer eiskalt den Rücken herunter. Wie müssen sich da erst die Angehörigen fühlen, wenn sie sich vorstellen, das Brigitte Mohnhaupt dort vorbei geht und keinen Spur Reue, sondern eher Triumph empfindet?
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KApolista
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Der Rentner
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Re: Sensibles Thema - RAF-Terroristin kommt frei

Beitrag von Der Rentner »

Da es soweit nun gekommen ist, würde ich gerne auch etwas zu dem Thema beitragen. Zuerst einmal möchte ich grundsätzlich sagen, dass jede Form der Gewalt, egal ob linke oder rechte, nicht zu tolerieren ist. Ich kann manch einen hier verstehen, der einen Unterschied macht, aber das darf und sollte man nicht machen, denn Gewalt ist Gewalt, egal woher sie kommt. Man kann über die Strafjustiz viel diskutieren, wurde auch ausführlich gemacht, aber es muss jedem klar sein, dass Strafe als Abschreckung nicht funktioniert. Amerika hat trotz der Todesstrafe eine höhere Kriminalität als Europa. Doch ich möchte gar nicht über die Strafe an sich reden, sondern die Folgen.
Alle die hier fordern, dass man Menschen ein Leben lang wegsperren soll, sollten sich mal die Frage stellen, was dies im Umkehrschluss bedeutet. Einem Menschen sein Leben zu nehmen, nichts anderes ist die lebenslange Freiheitsstrafe. Ist dies jetzt moralisch vertretbar, als humaner Staat, können wir das als Mensch gegenüber anderen Menschen vertreten, ohne uns selbst schuldig zu machen? Was ermächtigt uns zu dazu? Sollten nicht wir als aufgeklärte und ach so zivilisierte Menschen nicht einen anderen Weg gehen können? Oder sind wir vielleicht doch um keinen Deut besser, haben nur den Staat hinter uns? Um nicht zu sein, wie die Täter selbst, um nicht gleiches mit gleichem zu vergelten haben wir, oder genauer gesagt, der Staat, das Recht der Gnade. Doch was ist Gnade? Es ist ein willkürlicher Akt der Vergebung, ohne dass zuvor etwas geleistet werden muss vom Täter. Es ist wahre Macht. Diese wird genutzt um nach Abwägung verschiedener Seiten, Milde zu sein und ein Zeichen zu setzen. Wir sind anders, wir sind die "besseren" Menschen. Gleichzeitig ist es in diesem besonderen Fall der RAF ein Zeichen der Unterwerfung der Täter, denn was könnte erniedrigender sein, als vom ehemals verhassten Gegner, dem Staate selbst, jetzt einen solchen Akt der Gnade zu erfahren.
Die Gefahr einer Wiederholung solcher Taten scheint nicht mehr gegeben, die RAF und die Terroraktivitäten in diesem Bereich sind lange vorbei. Keine Strafe er Welt macht das Geschehene rückgängig und nach dem System wurde Sühne geleistet. Warum also nicht Gande walten lassen, den wahren Akt der Menschlichkeit und der Macht? Oder sind wir selbst so von unseren Rachegelüsten durchtränkt um unsere menschliche Natur zu vergessen....

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Re: Sensibles Thema - RAF-Terroristin kommt frei

Beitrag von Jay »

Der Rentner hat geschrieben: Da es soweit nun gekommen ist, würde ich gerne auch etwas zu dem Thema beitragen. Zuerst einmal möchte ich grundsätzlich sagen, dass jede Form der Gewalt, egal ob linke oder rechte, nicht zu tolerieren ist. Ich kann manch einen hier verstehen, der einen Unterschied macht, aber das darf und sollte man nicht machen, denn Gewalt ist Gewalt, egal woher sie kommt. Man kann über die Strafjustiz viel diskutieren, wurde auch ausführlich gemacht, aber es muss jedem klar sein, dass Strafe als Abschreckung nicht funktioniert. Amerika hat trotz der Todesstrafe eine höhere Kriminalität als Europa. Doch ich möchte gar nicht über die Strafe an sich reden, sondern die Folgen.
Alle die hier fordern, dass man Menschen ein Leben lang wegsperren soll, sollten sich mal die Frage stellen, was dies im Umkehrschluss bedeutet. Einem Menschen sein Leben zu nehmen, nichts anderes ist die lebenslange Freiheitsstrafe. Ist dies jetzt moralisch vertretbar, als humaner Staat, können wir das als Mensch gegenüber anderen Menschen vertreten, ohne uns selbst schuldig zu machen? Was ermächtigt uns zu dazu? Sollten nicht wir als aufgeklärte und ach so zivilisierte Menschen nicht einen anderen Weg gehen können? Oder sind wir vielleicht doch um keinen Deut besser, haben nur den Staat hinter uns? Um nicht zu sein, wie die Täter selbst, um nicht gleiches mit gleichem zu vergelten haben wir, oder genauer gesagt, der Staat, das Recht der Gnade. Doch was ist Gnade? Es ist ein willkürlicher Akt der Vergebung, ohne dass zuvor etwas geleistet werden muss vom Täter. Es ist wahre Macht. Diese wird genutzt um nach Abwägung verschiedener Seiten, Milde zu sein und ein Zeichen zu setzen. Wir sind anders, wir sind die "besseren" Menschen. Gleichzeitig ist es in diesem besonderen Fall der RAF ein Zeichen der Unterwerfung der Täter, denn was könnte erniedrigender sein, als vom ehemals verhassten Gegner, dem Staate selbst, jetzt einen solchen Akt der Gnade zu erfahren.
Die Gefahr einer Wiederholung solcher Taten scheint nicht mehr gegeben, die RAF und die Terroraktivitäten in diesem Bereich sind lange vorbei. Keine Strafe er Welt macht das Geschehene rückgängig und nach dem System wurde Sühne geleistet. Warum also nicht Gande walten lassen, den wahren Akt der Menschlichkeit und der Macht? Oder sind wir selbst so von unseren Rachegelüsten durchtränkt um unsere menschliche Natur zu vergessen....

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Akuram
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Re: Sensibles Thema - RAF-Terroristin kommt frei

Beitrag von Akuram »

Im Grunde gebe ich Dir recht, aber es besteht nunmal zurecht ein Unterschied, ob ein Verbrecher seine Haftstrafe zum Teil mit Bewährung erlassen bekommt, da eine vermeintliche Gefahr von ihm nicht mehr auszugehen scheint, oder er durch ein Gnadengesuch den Rest seiner Haftstrafe erlassen bekommen will.
Zumindest bei Letzterem erwarte ich vom Täter einen gewissen Grad an Reue und Einsicht. Wie gesagt, die Haftstrafenerlassung auf Bewährung bei Brigitte Mohnhaupt kann ich nachvollziehen und heiße sie eigentlich auch gut. (jedoch stört mich persönlich natürlich die fehlende Reue und das damit verbundene fehlende Feingefühl!)
Ein ganz anderer Fall ist für mich jedoch der Gnadengesuch von Christian Klar. Zwar benutzt auch er einen Weg, den unser Rechtsstaat geschaffen hat, um eine verhängte Haftstrafe zu verringern.
Um Gande vor Recht walten zu lassen, muss man sich diese Gnade in meinen Augen aber auch verdienen. Dies kann für mich nur dadurch geschehen, das man den eigenen Irrtum erkennt, eingesteht und eine gewisse Reue empfindet. Wenn man dazu, aus welchen Gründen auch immer, nicht im Stande ist, kann man nur den Weg gehen, den Brigitte Mohnhaupt beschritten hat. Da Klar offensichtlich sein Fehlverhalten nicht eingestehen will und bis jetzt auch kein Wort der Entschuldigung für seine Opfer und deren Angehörigen hat, kann ich persönlich einem Gnadengesuch nicht zustimmen.
Nach meinem Empfinden muss er sich gedulden bis seine 26 jährige Mindeststrafe abgelaufen ist und kann dann eventuell am 3. Januar 2009 vorzeitig auf Bewährung entlassen werden.
Das sich Klar dadurch erniedrigt fühlen sollte, durch Gnade des "verhassten" Staates wieder in Freiheit zu sein, glaube ich nicht. Für ihn wäre es wohl eher ein später Triumph, das "System" am Ende zu seinen Gunsten ausgenutzt und ausgetrickst zu haben. Denn das er unsere Art der Demokratie und den damit verbundenen Rechtsstaat nicht anerkennt, hat er erst anfang diesen Jahres anlässlich der Rosa-Luxemburg-Konferenz am 13. Januar 2007 mit seiner Antikapitalistischen Gruß-Botschaft bewiesen.
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Ronny(etc)
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Re: Sensibles Thema - RAF-Terroristin kommt frei

Beitrag von Ronny(etc) »

Überlegt mal so:

Die ganze Welt ist, zumindest im Moment, bestrebt dieses Terroristen-Gesindel einzufangen. In Deutschland lässt man sie genau dann frei.

Zumindest heute muss ich dem Stoiber mal uneingeschränkt recht geben. Rein rechtlich geht die SAche in Ordnung. Moralisch ist sie aber gegenüber dem Volk beinahe unvertretbar.
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shmul van Fugger
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Re: Sensibles Thema - RAF-Terroristin kommt frei

Beitrag von shmul van Fugger »

Ronny(etc) hat geschrieben: Rein rechtlich geht die SAche in Ordnung.
Hast du das absichtlich gemacht? :lol:
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F.X. Ibelherr
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Re: Sensibles Thema - RAF-Terroristin kommt frei

Beitrag von F.X. Ibelherr »

Ronny(etc) hat geschrieben: Moralisch ist sie aber gegenüber dem Volk beinahe unvertretbar.
..ich finde eher dem Staat gegenüber. Der wurde ja primär bedroht / erpresst und nicht das "Volk" bzw. die "Bevölkerung".
Mal ganz ehrlich: Ich hätte sie nicht rausgelassen. Genausowenig wie jeden anderen Mörder. Da aber hierzulande beinahe jeder Mörder nach 15 Jahren raus darf, warum sie nicht auch? Ich wäre - so wie es in Bayern ja auch angedacht ist, eher mal dafür die Prioritäten gerade zu rücken. Resozialisierung von Straftätern finde ich ok, zunächst aber kommt einmal der Schutz der Bevölkerung und dann lange nichts. Aber da heulen die Grünen schon wieder rum. :icon_twisted:
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Von Krolock
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Re: Sensibles Thema - RAF-Terroristin kommt frei

Beitrag von Von Krolock »

@Der Rentner:
Ich kann manch einen hier verstehen, der einen Unterschied macht, aber das darf und sollte man nicht machen, denn Gewalt ist Gewalt, egal woher sie kommt.
Eben nicht. Die Ideologie ist immer ein Kriterium. Und sie ist selbst bei der Bewertung des Strafmaßes ein indirektes Kriterium, auch wenn viele Richter dies bestreiten. Der innere Antrieb, die Motivation ist mitentscheidend für die Strafzwecke Sühne und Resozialisierung. Auch wenn es keinem Opfer hilft, ist die Motivation des Menschenhasses (rechts) nicht mit Hass gegen Systeme (links) zu vergleichen.
Man kann über die Strafjustiz viel diskutieren, wurde auch ausführlich gemacht, aber es muss jedem klar sein, dass Strafe als Abschreckung nicht funktioniert. Amerika hat trotz der Todesstrafe eine höhere Kriminalität als Europa.
Stimmt so nicht. Strafe funktioniert natürlich als Abschreckung. Denn gäbe es keine Strafe, gäbe es kein Rechtsempfinden, sondern nur ein Handeln nach ethisch relevantem Verantwortungsbewusstsein. Und dann wäre was los auf dieser Welt. Richtig ist, dass im Bereich der Straftaten gegen das Leben die Todesstrafe keine große Abschreckung ist. Das liegt zu einem großen Teil aber auch daran, dass die Hemmschwelle, einem anderen das Leben zu nehmen größer ist als die Angst vor dem möglichen eigenen Tod.
Alle die hier fordern, dass man Menschen ein Leben lang wegsperren soll, sollten sich mal die Frage stellen, was dies im Umkehrschluss bedeutet. Einem Menschen sein Leben zu nehmen, nichts anderes ist die lebenslange Freiheitsstrafe.
Das ist der eigentliche Grund, warum ich antworte. Das kannst du doch nicht ernsthaft meinen. Eine lebenslange Freiheitsstrafe bedeutet den Schutz der Mitmenschen. Außer der Freiheit wird den Häftlingen nicht viel genommen. Sie können sich fortbilden, austauschen, nachdenken, arbeiten und und und. Sie können unendlich viel mehr als alle Komapatienten dieser Welt. Und die gelten eigentlich schon als lebensfähig und -würdig. Wenn das einzige und größte Gut im Leben die Freiheit und Freizügigkeit ist, dann hättest du recht. Das ist aber für viele "freie" Menschen ein Schlag ins Gesicht.
Ist dies jetzt moralisch vertretbar, als humaner Staat, können wir das als Mensch gegenüber anderen Menschen vertreten, ohne uns selbst schuldig zu machen?
Können wir. Denn die Strafe heißt "lebenslänglich". Dem Täter ist dies im Normalfall bekannt.
Keine Strafe er Welt macht das Geschehene rückgängig und nach dem System wurde Sühne geleistet.
Falsch. Der Strafzweck ist die Sühne und man geht davon aus, dass im Laufe der Jahre gesühnt wurde. In der christlichen Wertevorstellung ist Sühne gleichbedeutend mit Buße. Und den Akt der Buße kann die Zeit nicht unbedingt erzwingen.
Warum also nicht Gande walten lassen, den wahren Akt der Menschlichkeit und der Macht? Oder sind wir selbst so von unseren Rachegelüsten durchtränkt um unsere menschliche Natur zu vergessen....
Es ist ein Akt der Menschlichkeit, in diesem Land keine Todesstrafe zu haben. Wenn uns ein Gesetz die lebenslange Freiheitsstrafe als Gerechtigkeit verkauft, dann sind 15 Jahre, 24 Jahre und die Todesstrafe ungerecht. Mit Rache hat das gar nichts zu tun


Grundsätzlich liegen wir aber weit weniger auseinander, als es jetzt vielleicht den Anschein hat ;-) Aber wenigstens war das ein Beitrag, auf den zu antworten es sich lohnt. Das gibt es hier nicht sehr oft. Akuram stimme ich übrigens zu.
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Re: Sensibles Thema - RAF-Terroristin kommt frei

Beitrag von Ronny(etc) »

shmul van Fugger hat geschrieben: Hast du das absichtlich gemacht? :lol:
Nein!!! :o ops:
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Der Rentner
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Re: Sensibles Thema - RAF-Terroristin kommt frei

Beitrag von Der Rentner »

@van Krolok
Zuerst einmal danke für deine Erwiderungen auf meine Ausführungen.
Eben nicht. Die Ideologie ist immer ein Kriterium.
Natürlich bewerten wir, das ist ganz natürlich, aber die menschliche Sympathie darf keine Richtskala für die schwere sein. Egal ob links oder rechts, ein Mord ist ein Mord. Aber ich verstehe deinen Punkt und auch ich bin natürlich nicht frei von solchen Sympathien, aber es sollte diese nicht geben. Im Extremfall kommst du nämlich in ein System in dem Mord aus bestimmten Gründen heraus aus akzeptabel anerkannt werden kann. Dazu musst du nur aus gewisse islamische Strömungen schauen, die ins absolut Extreme abgeglitten sind (und nur eine Minderheit repräsentieren).
Strafe funktioniert natürlich als Abschreckung. Denn gäbe es keine Strafe, gäbe es kein Rechtsempfinden, sondern nur ein Handeln nach ethisch relevantem Verantwortungsbewusstsein.
Auch hier möchte ich dir widersprechen, denn die Abschreckung greift nicht bei den Straftätern, sonst würden sie ja die Straftat nicht begehen. Bei Menschen mit einem ethisch und moralischen Empfinden heraus würden diese Straftaten als solche nicht stattfinden, weil sie mit unserem Unrechtsbewusstsein in Konflikt geraten würden. Oder möchtest du sagen, dass du deswegen keine Menschen tötest, weil du dafür ins Gefängnis kommen könntest oder keine Frauen vergewaltigst, weil du keine Lust auf den Knast hast? Ich denke eher es liegt an deiner moralischen Gesinnung als an der Angst vor Strafe.
Außer der Freiheit wird den Häftlingen nicht viel genommen.
Unterhalte dich mal mit Strafgefangenen (hast du vielleicht schon), dann wirst du deiner Meinung über diesen Punkt vielleicht ändern. Und um auf den anderen Punkt zurück zu kommen, da müsste man sich in einen anderen Rahmen unterhalten, denn Komapatienten sind ein wirklich anderes Thema (können wir uns gerne per PN unterhalten). Auf jeden Fall sehe ich die Freiheit als sehr wichtiges Gut an und man merkt erst, was wir daran haben, wenn wir es verloren haben (wie mit sovielen Dingen).
Können wir. Denn die Strafe heißt "lebenslänglich". Dem Täter ist dies im Normalfall bekannt.
Bitte verzeih, wenn ich jetzt ein sehr drastisches Bild wähle, ich will dich damit nicht persönlich angreifen. Aber mit einer solchen Aussage gibst du jeden Todesschützen an der Mauer seine Legitimation und wertest die Opfer ab. Sie sind ja selber Schuld, sie wussten ja, dass sie erschossen werden würden. Genau hie setze ich ja an mit meiner Frage nach der Moral. Sollten wir nicht anderen Maßstäben folgen und höhere Normen haben?

Falsch. Der Strafzweck ist die Sühne und man geht davon aus, dass im Laufe der Jahre gesühnt wurde.
Natürlich geht man davon aus, dass mit der Zeit die Sühne kommt. Genau deshalb hat der Staat ja auch Gnade walten lassen, weil er der Ansicht war, dass Mohnhaupt nach 24 Jahren genug gesühnt hat. Mein Problem damit ist aber ein anderes. Das Strafmaß selbst macht die Tat nicht ungeschehen, davon wird kein Toter mehr lebendig und kein Schmerz der Hinterbliebenen gestillt. Deshalb sage ich indirekt ja auch, dass Lebenslang wenig Sinn macht, wenn eine Sühne vorhanden ist. Vielleicht haben wir uns da auch nur falsch verstanden.
Mit Rache hat das gar nichts zu tun
Womit hat es denn deiner Meinung dann zu tun, wenn hier Menschen die Lebenslänglichkeit fordern, nicht einmal selbst davon betroffen sind? Mohnhaupt steht für eine vergangene Form des Terrors, die Leute wollen ein Exempel haben, mehr nicht. Es geht hier um Rachegelüste, in meinen Augen, oder um es ein wenig zu relativieren um das vermeintlich gute Gewissen der "braven" Bürger zu beruhigen und zu wissen, dass das "Böse" gut weg gesperrt ist und man sich keine Sorgen machen muss. Müsste man sowieso nicht, aber in einer Zeit der Angst vor dem Terror wird sogar die "alte" RAF wieder aktuell.
Grundsätzlich liegen wir aber weit weniger auseinander, als es jetzt vielleicht den Anschein hat
Das stimme ich dir ohne Einschränkung zu. Mir ist schon bewusst, dass ich manche Dinge sehr pointentiere um etwas darzustellen. Aber so entstehen gute und Anregende Dikussionen.
Gruß,
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Re: Sensibles Thema - RAF-Terroristin kommt frei

Beitrag von Akuram »

Der Rentner hat geschrieben: ...

Natürlich geht man davon aus, dass mit der Zeit die Sühne kommt. Genau deshalb hat der Staat ja auch Gnade walten lassen, weil er der Ansicht war, dass Mohnhaupt nach 24 Jahren genug gesühnt hat. Mein Problem damit ist aber ein anderes. Das Strafmaß selbst macht die Tat nicht ungeschehen, davon wird kein Toter mehr lebendig und kein Schmerz der Hinterbliebenen gestillt. Deshalb sage ich indirekt ja auch, dass Lebenslang wenig Sinn macht, wenn eine Sühne vorhanden ist. Vielleicht haben wir uns da auch nur falsch verstanden.
...
Gruß,
Der Rentner
Ich möchte nur kurz hierzu klar stellen, das der Staat im Fall von Brigitte Mohnhaupt keines Falls Gnade hat walten lassen! Ihr wurde die Reststrafe auf Bewährung erlassen, da man bei Ihr von keinem Gefährdungspotenzial mehr ausgeht.
Den Weg des Gnadengesuchs versucht Christian Klar zu beschreiten.
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Re: Sensibles Thema - RAF-Terroristin kommt frei

Beitrag von Herz statt Kommerz »

Auf jeden Fall nicht auf freien Fuß , die sind ne Bedrohung für die Algemeinheit!
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Re: Sensibles Thema - RAF-Terroristin kommt frei

Beitrag von J-F Labbeforever »

Schwaben-Power-Supporters hat geschrieben: Auf jeden Fall nicht auf freien Fuß , die sind ne Bedrohung für die Algemeinheit!
Du bist eine Bedrohung fuer die deutsche Sprache...
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Re: Sensibles Thema - RAF-Terroristin kommt frei

Beitrag von Akuram »

Schwaben-Power-Supporters hat geschrieben: Auf jeden Fall nicht auf freien Fuß , die sind ne Bedrohung für die Algemeinheit!
Worauf begründet sich hierzu Deine Meinung?
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Re: Sensibles Thema - RAF-Terroristin kommt frei

Beitrag von Der Rentner »

Ich möchte nur kurz hierzu klar stellen, das der Staat im Fall von Brigitte Mohnhaupt keines Falls Gnade hat walten lassen! Ihr wurde die Reststrafe auf Bewährung erlassen, da man bei Ihr von keinem Gefährdungspotenzial mehr ausgeht.
Ist es denn keine Gnade, wenn man jemanden seine Strafe erlässt? Was verstehst du denn darunter. Und Klar stellt ein Gnadengesuch, weil auch er in den Genuss kommen mähte vorzeitig aus der Haft entlassen zu werden.

Schwaben-Power-Supporters hat geschrieben: Auf jeden Fall nicht auf freien Fuß , die sind ne Bedrohung für die Algemeinheit!
Du fühlst dich wohl auch von jedem Vollbartträger mit südländischem Aussehen bedroht, oder? Wie albern kann man nur sein......

Gruß,
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