Bertuzzi#44 hat geschrieben:[...]
Was soll man dazu sagen. Der Schreibstil ist sehr ansprechend, doch dem Inhalt kann man sich nur schwer anschließen. Vorne weg muss ich sagen, dass ich absolut kein Fan von Premiere bin und Pay-TV mehr als überflüssig finde. Aber trotzdem muss man es mal objektiv betrachten.
Stell dir doch mal die Situation vor, Premiere würde keine Spiele mehr bringen. Dann würde kein einziges Spiel mehr im Fernsehen kommen, es würden in Regionalsendern kleine Berichte kommen und das wäre es gewesen. Die Öffentlichkeit, die Eishockey genießt, ist so gering, dass man um jedes kleine Stück froh sein muss, welches man bekommt. Und leider interessiert es die öffentlichen Anstalten nicht, wenn Eishockey kommt, also senden sie auch nichts davon (obwohl sie die Rechte hätten!!!). Also ist die Alternative zu der jetzigen Situation doch die, dass Eishockey immer mehr aus der Medienlandschaft verschwinden würde. Dadurch wird es aber auch immer schwerer vernünftig zu arbeiten (Sponsoren u.ä.). Das bisschen Zeitungsbericht kann man getrost vergessen, Eishockey entwickelt sich immer mehr zu einer Veranstaltung für eine verschworene Gemeinschaft. Das hat natürlich auch mit den internationalen Erfolgen zu tun, die einfach fehlen. So verlieren wir immer mehr Boden in der Sportlandschaft und müssen froh sein, noch auf Position 3 zu stehen (für mich ist Handball klar die Nummer 2 in Deutschland). So gesehen stellt Premiere für mich ein notwendiges Übel dar, um wenigstens ein wenig Medienbeachtung noch zu haben.
Wenn man sich jetzt deinen Ausführungen anschließt, dann ist das ein schönes Wunschdenken einer besseren Zeit, wo alles besser war (ich gehöre auch zu den Traditionalisten, aber den realistischen). Der Konsum ist einfach ein Leiden unserer Zeit, doch nicht mehr zu verhindern. Jeder kann nur seinen Beitrag dazu beitragen, es für sich besser zu machen. Doch wenn ich dann lese, welch allgemeine Schelte du hier führst, dann geht es mir echt zu weit. Diese antikapitalistischen Ergüsse sind nicht auszuhalten. Die Macht der Konzerne gab es schon immer und wird es auch immer geben. Daraus jetzt einen Ideologien-Streit zu machen und sich selbst als "Retter der Arbeiterschaft" hinzustellen, ist einfach blinder Populismus, den ich von einem Politiker erwarte, aber doch nicht von normal denkenden Menschen. Boykott ist schön und gut, aber er sollte auch sinnvoll sein.
Ein verlegtes Spiel herzunehmen, um damit einen Rachefeldzug gegen Pay-TV zu machen, ist ein Witz. Es gibt immer jemanden, der aus irgendwelchen Gründen ein Spiel nicht sehen kann. Ich kenne genug Leute, die am Freitag die Spiele verpassen, weil sie arbeiten müssen, ebenso welche, die am Sonntag wegen der Arbeit nicht können, dann gibt es noch welche, die regelmäßig an einem Wochenende nicht können. Dafür jetzt jedesmal seine Firma oder seine Familie zu verdammen, weil man ein Spiel nicht sehen kann, ist doch mehr als übertrieben und würde wahrscheinlich auch keiner machen. Oder hat hier schon mal jemand geschimpft, weil seine Tochter genau an dem Sonntag Geburtstag haben muss, an dem der AEV gegen Straubing spielt? Ich kann mich nicht erinnern. Aber wenn mal ein Spiel fürs Fernsehen verlegt wird, dann schreien wieder alle Gralshüter der Tradition, wie schlecht das doch alles ist. Mein Gott, ein Spiel wird verlegt, mehr nicht. Du kannst es nicht jedem Fan recht machen. Und genau genommen hat unser Verein viel mehr Probleme, um die wir Fans uns Sorgen machen müssten, als ein verlegtes Fernsehspiel. Oder meinst du nicht?
Gruß,
Der Rentner