Sagt mal, Freunde, ist es denn wirklich zuviel verlangt, mal etwas mehr Sachlichkeit und etwas weniger deplazierte Emotionen zu erwarten? Ist der durchschnittliche deutsche Eishockey-Fan damit tasächlich schon überfordert?
Tent Killer hat geschrieben:Es glaubt ja nun wirklich keiner, dass die Huskies hier in irgendeinerweise im Recht im Sinne des gesunden Menschenverstandes sind.
So eine Aussage nur mal als Beispiel: Warum muss man sich selbst immer gleich zum Sprachrohr einer imaginären Masse machen? Sprich doch bitte für Dich selbst, so wie ich es auch mache. Es mag ja vielleicht DEIN gesunder Menschenverstand" sein, andere - inkl. der Gerichte - sehen das vielleicht anders. Und nur weil es populistisch ist und weil viele, vielleicht sogar die Mehrheit so denkt, muss es noch lange nicht richtig sein. Hättest Du zur richtigen Zeit gesagt, die Erde ist rund, wärst Du auf dem Scheiterhaufen gelandet. Da hättest Du Dir dann ein ordentliches Gericht herbeigewünscht...
Tent Killer hat geschrieben:Hier geht es nicht um unseriöses Wirtschaften, sondern um das Entledigen eines Schuldenbergs auf eine Art und Weise, wie es z.B. die Frankfurt Lions nicht getan haben, hauptsächlich daher, weil dies dem Sport einen immensen Schaden zuführt.
Sorry, aber das ist einfach nur Blödsinn ohne vorher mal nachzudenken.
Die Frankfurt Lions (übrings macht sich die Mehrheit in Kassel nicht über sie lächerlich, sondern bedauert deren Situation sehr!) werden gezwungener Maßen eine Regelinsolvenz durchführen müssen, an deren Ende wahrschnlich mangels Masse die Auflösung des Vereins steht und die Gläubiger 5-8 % erhalten. In Kassel werden die Schulden (und ich sage es nochmal:
für die der neue Besitzer schließlich nichts kann!) mit einer Quote von 20% bedient! WAS BITTE IST DARAN DENN SO MORALISCH VERWERFLICH??? Offensichtlich sehen besagte Gläubiger dies genauso, weshalb sie auch entsprechend zugestimmt haben und - ACHTUNG! -
auch ihre weitere Unterstützung zugesagt haben. Anders wäre eine Erfüllung der Lizenzvorgaben wohl auch kaum möglich.
Also WER "entledigt" sich jetzt seines Schuldenberges, Kassel oder Frankfurt?
Tent Killer hat geschrieben:...dabei geht es mir nicht einmal um die angehäuften Schulden, die unter uns gesagt, schon eine Frechheit an sich sind.
Das ist jetzt aber nicht mehr Dein Ernst, oder?
In Berlin "erkauft" man sich mit 35 Mio. Schulden Meisterschaften, während man in Kassel 2,8 Mio ausbaden muss, verursacht durch eine Einzelperson, die sich die Taschen voll gemacht hat und weil vereinbarte Sponsorengelder ausblieben. Von einer vereinsübergreifenden Misswirtschaft kann da also wahrlichkeine Rede sein, schon garnicht von dem neuen Eigner, der nicht einsieht, warum er diese mal eben so aus eigener Tasche zahlen soll. Und bei den zweistelligen Millionenschulden, die hier zum Teil aufgehäuft werden, schreit komischerweise kein Mensch nach "Wettbewerbsverzerrung" und "Chancengleichheit".
Oh Heuchlerwelt, mir graut vor dir...
Tent Killer hat geschrieben: Da will irgendein Heino eine Multifunktionsarena bauen und das nur, um damit Geld zu machen, und in Kassel schreien alle Hurra.
Der "Heino" heißt Herr Rossing - nur um nochmal auf Begriffe wie "Sachlichkeit" und "Respekt" zurückzukommen.
Und JA - NATÜRLICH, um damit Geld zu machen. Oder haben Herr Hoppe, Herr Anschütz, Herr Sabo und wie sie alle heißen etwa andere Absichten? Darum nennt man das auch "Geschäftsmann". Nur, warum dies neuerdings verwerflich sein soll, verschließt sich mir völlig...
Oder will man etwa keine große Halle in einem kleinen Dorf? Fürchten da welche die Konkurrenz, die daraus erwachsen könnte? Schnell sagt dann ein Popstar mal in Kassel zu, statt in Hannover oder ein anderes Event geht verloren. Ein Stück mehr des Kuchens, das man abgeben müsste. Das nennt sich "Marktwirtschaft", und daraus resultiert dann tatsächlich soetwas wie "Chancengleichheit".
Tent Killer hat geschrieben:Man zwingt die Gläubiger, auf ihr Geld zu verzichten
Da wären wir wieder bei dem feinen Unterschied: In Kassel wurde niemand "gezwungen", da gab es nämlich eine ordentliche Gläubigerversammlung, die in einer Abstimmung endete.
In Frankfurt hingegen - nur um Dein Beispiel wieder aufzunehmen - da werden die Gläubiger in einem Regelinsolvenzverfahren tatsächlich "gezwungen" werden, denn hier ist juristisch eine Zustimmung garnicht vorgesehen!
Tent Killer hat geschrieben:...nur um Minuten später jedem, der damit nicht einverstanden ist, das Geld auszuzahlen, damit dem großen Masterplan nichts im Weg steht und mit öffentlichen Hilfen die neue Halle gebaut werden kann.
Einverstanden - hierrüber lässt sich streiten. Jedoch empfinde ich dies als Mittel zum Zweck, denn in der Tat war es in dieser Situation wichtig, das ganze Projekt nicht zu gefährden, wegen eines vierstelligen Betrages.
Und ja - Du hast es erkannt: DIES ist der große "Masterplan", an dem erhebliche wirtschaftliche Interessen
der ganzen Region hängen, inkl. Arbeitsplätze, welche wir in Kassel nunmal dringend gebrauchen können.
Und was die - ausschließlich von Laien kritisierten - "öffentlichen Hilfen" betrifft: Hierbei handelt es sich lediglich um die sogenannten "Erschließungskosten" (Zufahrt, Strom- und Wasseranbindung u.s.w.), welche bei Herrn Rossings Projekt bereits deutlich niedriger liegen, als bei der ursprünglichen Hallenbauplanung eines anderen Investors vor einigen Jahren. Und da die Stadt eben auch von dem Projekt profitiert - und zwar wirtschaftlich profitiert - beteiligt sie sich selbstverständlich daran.
Dies jedoch wie gesagt in einem marktüblich eher unterdurchschnittlichem Rahmen, da auch die Stadt Kassel nur wenig Geld zur Verfügung hat.
Tent Killer hat geschrieben: Dieses Planinsolvenzverfahren ist nichts anderes als Wettbewerbsverzerrung.
Das zu beantworten würde einfach zu weit führen, denn wirtschaftsrechtlich dürftest du mit dieser Sichtweise sehr einsam dastehen. Darum wurde sie auch zurecht eingeführt und seit dem als probates Mittel zur Erhaltung eines Unternehmens eingesetzt.
Tent Killer hat geschrieben:Erwähnen kann man das in diesem Zusammenhang vorallem nochmal, da Herr Westhelle zu diesem Punkt in seinen teilweise lächerlichen (Stichwort: "Kann" Entscheidung) Schreiben noch überhaupt keine Stellung genommen hat.
Also hast Du es doch nicht gelesen! Denn gleich unter Punkt 1. heißt es:
"
Die DEL räumt erstmals ein, dass nach ihrer Satzung die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens den Ausschluss des betroffenen Clubs aus der DEL zur Folge haben KANN. Dies wurde in der Vergangenheit fälschlich immer als ein Muss gesehen und auch so kommuniziert."
Tent Killer hat geschrieben:Und wenn es sich nicht verhindern lassen sollte, dann bin ich der erste, der fordert, dass unser Team in Kassel nicht antritt.
Unsachlich, unlogisch, unrealistisch und überflüssig wie ein Kropf... mehr braucht man dazu wirklich nicht zu sagen...
Tent Killer hat geschrieben:In Kassel verpflichtet man Richard Mueller und schiebt den einen Haufen Kohle in den Arsch, während man gleichzeitig sich seiner Schulden einfach entledigt.
Die Verpflichtung von Richard Müller erfolgte nach der Insolvenzanmeldung und wird daher von Herrn Rossing selbst getragen!
Tent Killer hat geschrieben:Achja, ich vergaß, Herr Rossing geht es ja nicht ums Eishockey.
Nochmal: niemand hat behauptet, Herrn Rossing ginge es primär um das Eishockey. Angesichts eines 45 Mio. Projektes mit zukunftsweisender Ausrichtung wäre das wohl auch sehr naiv zu glauben, oder?
Tent Killer hat geschrieben:Es sollte euren Fans eigentlich zu denken geben, dass ihr nicht nur so absolut gar keinen Zuspruch von anderen Fans bekommt, sondern DEL-übergreifend die Fans fordern, notfalls gegen die Huskies nicht anzutreten.
Richtig, gibts es. Und genau daher sitze ich hier nachts um drei und schreibe mir die Finger blutig, weil ich eben merke, dass der Grund im Wesentlichen an falschen Informationen und einer völlig verzogenen öffentlichen Wahrnehmung der Situation liegt. DEINE Ausführungen bestätigen dies in eindrucksvoller Weise. Und du siehst: für jedes Argument gibt es ein Gegenargument. Will man sich eine EIGENE Meinung bilden, muss man sich richtig informieren. Oder - wie die meisten - auf der gerade populistischten Welle mitreiten. Ist natürlich schon bequemer, gell?
Gruß, Nashman
P.S.:
Ein Wort noch zum Thema "Presserat":
Ich habe auch der EishockeyNEWS - deren Käufer ich ohne Unterbrechung imerhin 14(!) Jahre war - deutlich gesagt, dass es mir nicht um deren Meinung geht, sondern in welcher Form sie diese nach außen tragen und damit übelste Stimmungsmache betreiben, wie es einer Zeitung nunmal nicht zusteht.
Die Ironie dabei ist: Die EN greift das angeblich unmoralische Verstoßen gegen selbsterlassene Statuten durch die Kassel Huskies an, und verstößt dabei durch die Art und Weise selbst gegen ebenso selbsterlassene Grundsätze der Printmedien, wie sie eben vom Presserat verwaltet werden.
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt...