Augsburger Allgemeine
„Wer nicht mitzieht, fliegt raus“
Trainer Chernomaz regiert bei Panthern mit harter Hand - Entlassener Straube sieht sich als Bauernopfer - Heute in Köln
Von unserem Redaktionsmitglied Milan Sako
Haben die Panther einen Heimkomplex? Da liefern die Eishockey-Profis vor 3000 Zuschauern im Curt-Frenzel-Stadion beim 1:4 gegen die Hamburg Freezers eine indiskutable Vorstellung ab, um zwei Tage später die „Hähne“ aus Iserlohn mit 2:1 zu rupfen.
Offensichtlich hat das fünfstündige Krisengespräch am Samstag in der Augsburger Umkleidekabine Wirkung gezeigt. „Es ist viel passiert. Zum einen musste Chris Straube gehen, zum anderen haben wir Chris Armstrong verpflichtet. Vielleicht haben jetzt alle Spieler verstanden, dass die Situation ernst ist und wir nicht tatenlos zusehen werden“, gibt Karl-Heinz Fliegauf die Stimmung in der Panther-Führung wieder.
Als Gründe für die plötzliche Leistungssteigerung führt Trainer Rich Chernomaz eine stark verbesserte Defensive an. Obwohl lediglich vier gesunde und ein angeschlagener (Frederic Bouchard) Verteidiger zur Verfügung standen, fand der Tabellenachte aus Iserlohn kaum eine Lücke in der AEV-Abwehr. Auch Torhüter Magnus Eriksson, der gegen Hamburg einen schwarzen Tag erwischte, zeigte wieder gute Reflexe. Dem Schweden ist das bisher schwache Abschneiden der Panther in dieser Saison allerdings am wenigsten anzukreiden.
Die Abwehr ist das Sorgenkind und wird ab heute zumindest personell verstärkt. Manager Fliegauf bemühte sich gestern um die Spielgenehmigung für den aus Zug nach Augsburg gewechselten Chris Armstrong, der bei der heutigen Partie in Köln sein Debüt im AEV-Dress geben wird. Nach nur zwei Trainingseinheiten soll der 27-jährige Kanadier auch im Überzahlspiel eingesetzt werden. „Er soll schießen, viel schießen und am besten auch noch durchs Tornetz durch“, drückt Rich Chernomaz seine Erwartungen an den Neuzugang aus.
Gestern trainierte die Mannschaft in der Kölner Übungshalle und traf sich danach zu einer Sitzung mit Mental-Trainer Chris Hamilton, der in der Domstadt seinen zweiten Wohnsitz hat. An dem Ort seines bisher größten Erfolges als Coach - mit den Haien feierte Rich Chernomaz im Frühjahr den Gewinn des Meistertitels - will der Kanadier auch heute mit den Panthern punkten.
Fitness-Studio statt Kölnarena
Während sein ehemaliges Team in Köln schwitzte, suchte der am Samstag entlassene Chris Straube in Augsburg ein Fitness-Studio auf, um sich für weitere Einsätze fit zu halten. Der Deutsch-Kanadier sieht sich als Bauernopfer, das der Verein bringen musste, um Druck auf das Team auszuüben. „Der Trainer hat mir nicht genau gesagt, warum ich gehen musste. An mangelnder Einstellung liegt es gewiss nicht“, erklärt der 28-jährige Stürmer. „Ich schätze, ich war schon vor einiger Zeit weg“, sagt Straube, dem bewusst ist, dass sein erneuter frühzeitiger Abgang wie schon im Vorjahr aus Mannheim keine Empfehlung für neue Arbeitgeber ist. Sein Manager Jaro Tuma sieht sich nach einem neuen Klub für den dreifachen Familienvater um, der „unbedingt in der DEL bleiben“ will.
Rich Chernomaz nennt den Grund für den Rauswurf des Deutsch-Kanadiers. „Chris wollte nicht die Aufgaben für das Team erfüllen. Und solange ich Trainer einer Mannschaft bin, werde ich das nicht akzeptieren“, sagte der Panther-Coach gestern und schickte als rhetorische Frage hinterher: „Warum wohl hat Straube bisher bei so vielen Vereinen gespielt und musste vorzeitig gehen?“
Der 39-jährige Eishockey-Experte macht klar, dass er auch künftig mit harter Hand durchgreifen wird: „Wer nicht hundertprozentig mitzieht, fliegt raus.“