Feuer unterm Dach – beim ETC brennt es lichterloh
Rubrik: ETC-News
Datum: 13.01.2003 - 20:52 Uhr
Ein Strohfeuer wird ohne geeignete Löschmaßnahmen zu einem Flächenbrand. Diese Binsenweisheit trifft die derzeitige Situation des ETC Crimmitschau wie den berühmten Nagel auf den Kopf. Eine Bestandsaufnahme zum Nachdenken...
Das Strohfeuer wurde bereits am Ende der überaus erfolgreichen letzten Saison entfacht. Begründet auf die rückläufigen Zuschauereinnahmen sah sich der Vorstand gezwungen, den Etat um 300.000 Euro zu senken. Der Mannschaftszusammenstellung war das natürlich alles andere als förderlich. So konnten aus verschiedenen meist finanziellen Gründen Leistungsträger wie Jukka Ollila und Dirk Rohrbach nicht weiterverpflichtet werden. Andere wurden nur durch eine deutliche Gehaltssteigerung gehalten. Somit blieb das Geld für neue Kräfte knapp. Da kam eine Partnerschaft mit den Eisbären Berlin gerade recht. Gleich 5 Förderlizenzspieler sollten nicht nur beim ETC Erfahrungen sammeln, sondern obendrein auch noch schwierige Führungsaufgaben übernehmen. Zusätzlich verpflichtete man meist Auslaufmodelle anderer Vereine. (Beran, Cermak, Felsch) Ein Tanz auf der Rasierklinge, mit dem man bereits vor dem ersten Spiel bei einigen Fans deutlichen Kredit verspielte. Die Konsequenz – selbst die zurückgeschraubten Zuschauererwartungen blieben weit über der Realität. Tristesse schon von Beginn an, denn die Mannschaft konnte nur selten nicht einmal das begrenzt vorhandene Potential abrufen. Vom ersten Spieltag an schmückte man das Tabellenende. Untereinander schien man die ganze Zeit den Eindruck zu haben, dass die Chemie im Team nicht stimmte. Auch wenn Frank Peschke und Andreas Henkel das in einem Gespräch mit Fans dementierten, so konnte sich doch der Betrachter ein anderes Bild schaffen. Immer wieder leistete man sich böse disziplinarische Aussetzer, die im Skandalspiel in Bremerhaven gipfelten. Der Trainer Sekera erreichte sein Team längst nicht mehr und man kreidete ihm fortan nicht nur die unattraktive Spielweise, sondern auch konditionelle Mängel an. Das ganze gipfelte in einem Ultimatum seitens des Vorstandes. Doch bereits vor dem Ablauf zog man die Reißleine und verpflichtete Paul Sommer. Auch finanziell gab es das erste negative Ausrufezeichen. Der Zuschauerschnitt des Etats wurde um 700 Zuschauer (ca. 200.000 – 300.000 Euro) gesenkt. Eine Deckung der entstandenen Lücke wurde nur unzureichend bis gar nicht begründet.
Mit Sommer sollte es aufwärts gehen, zumal man bereit war, neue Spieler zu verpflichten. Doch der erhoffte Aufschwung blieb aus. Neue Spieler (Degerstedt, Roy, Janke) wurden nach langer beschwerlicher Suche verpflichtet, andere freigestellt (Cermak), ausgemustert (Maaßen) oder abgeschoben (Sekera). Was konstant blieb, waren die Niederlagen. Über Weihnachten hatte die Mannschaft noch einmal Gelegenheit, die wieder mehr gewordenen Zuschauer neu zu motivieren und in 4 Heimspielen den Angriff auf den Klassenerhalt einzuläuten. Was blieb, waren 4 weitere Niederlagen. Seit nunmehr über 2 Monaten hat im Sahnpark kein Fan mehr einen Sieg gesehen. Dazu brachte die immer ausgeprägtere Defensivtaktik von Sommer keinen Erfolg, sondern vergraulte eher noch mehr Zuschauer. Zuschauer, die der Verein eigentlich dringend braucht. Denn nun wird das Geld knapp. Eine prekäre Situation, die Existenz des Vereines steht auf dem Spiel. Öffentlich wurde dieser Fakt erstmals nach dem erneuten Offenbarungseid am vergangenen Wochenende gegen Freiburg. Aufgrund der Leistung der Mannschaft, die eher einer Arbeitsverweigerung gleicht, sinkt die Zuschauerzahl ins Bodenlose. Gerade einmal 2000 Unentwegte am Sonntag werden in den nächsten Wochen noch weniger folgen. Eine überaus verständliche Reaktion der Fans, die den Verein am Rande des Abgrundes bringt. Die Etatlücke steigt und steigt...
Diese fatalen Geldprobleme, dazu eine Mannschaft, völlig zerstritten und psychisch am Boden - ein Trainer, dessen Philosophie von Eishockey nicht umgesetzt wird, und der daher wie der einsame Rufer in der Wüste wirkt und ein Sportdirektor, der sich ebenso ratlos darstellt. Es fällt schwer, derzeit auch nur einen positiven Ansatz im Kultverein aus Westsachsen zu sehen. Zweifellos die schwerste Krise seit der Neugründung 1990. Als Strohhalm stellt sich nur das angekündigte harte Durchgreifen seitens des Vorstandes dar. Die Mannschaft soll an der Ehre, sprich am Geld, gepackt werden. Ist das vielleicht der Weg, um den Verein vor dem Abgrund zu bewahren? Zu Hoffen bleibt es, damit im Sahnpark nicht die Lichter ausgehen... (tp)
... das sich einige Parallelen zu den Panthern erkennen lassen !