Tränenreicher Abschied von Rosati
Mannheim, 6. April "Das war eine furchtbare Saison," sagte einer hinter den Kulissen und konnte zu dem Zeitpunkt nicht ahnen, dass die Adler noch einen furiosen Negativ-Schlusspunkt setzen würden. Adler-Torwart Mike Rosati, seit Jahren im Einsatz für den ehemaligen Deutschen Meister, der diese Saison im Halbfinale ausschied, wußte bis zwei Stunden vor seiner Verabschiedung nicht, dass er auf keinen Fall mehr einen Vertrag bekommt. Zwar hatte man ihm im November nach durchwachsenen Leistungen mitgeteilt, dass seine Tage bei den Adlern gezählt wären, aber mit steigender Leistung hatte die Führung ihm Optionen offengehalten. "Wir warten bis nach den Playoffs", hieß es. Nachdem Mike Rosati reife Leistungen gezeigt hatte, keimte die Hoffnung bei ihm und seinen Fans. Noch am Tag der Adler-Feier hatte Gesellschafter Daniel Hopp in einem Interview nicht gänzlich ausgeschlossen, dass der Goalie bleiben könnte. So war der Stand der Dinge für Mike Rosati, als er um 16.30 Uhr ins Eisstadion fuhr. Dort teilte ihm Adler-Sportmanager Marcus Kuhl im Kabinengang zwischen Tür und Angel mit, dass er keinen Vertrag mehr zu erwarten hätte. Ein Schock für den Torwart, aber auch für seine Mitspieler und die Fans. Als der Stadionsprecher verkündete, neben Nick Naumenko, Myrvold Anders und Wayne Hynes verabschiede man auch einen Mann, der seit Jahren für die Adler antrete, mussten die meisten erstmal überlegen, um wen es sich handeln könnte. Als ihnen klar war, dass es um Rosati ging, setzte ein gellendes Pfeifkonzert ein. Lautes Zeichen für die Vereinsspitze, dass die blau-weiß-roten Anhänger zwar sportliche Entscheidungen akzeptieren können, nicht aber die Art, wie sie vermittelt werden. Den Rest des Tages flossen nicht nur die Tränen, auch bei Kollegen von Rosati und bei Spielerfrauen, es wurde auch immer wieder über die Weise dieses Abschieds gesprochen. "Kein Stil" war noch die freundlichste Aussage. Für einen wie Rosati genau dieselbe Prozedur zu veranstalten wie bei Nick Naumenko und Anders Myrvold, die genau eine Saison in Mannheim angetreten waren, das verstand so recht keiner. Rosati selber hielt tapfer durch, schrieb Autogramme am laufenden Band, plauderte freundlich, wie man es von ihm gewöhnt ist, mit seinen Anhängern, obwohl ihm die Tränen nah saßen. Auch andere Spieler wie Steve Junker, Francois Groleau und Yves Racine bekannten, dass sie sich sehr zusammennehmen mussten, um nicht anzufangen zu weinen. Co-Trainer Rico Rossi, der selber erst am Abschiedstag vom Weggang Rosatis erfahren hatte und zu jenen gehört hatte, die ihn in Mannheim behalten wollten, bekannte, dass kein anderer Torwart in Sicht ist. Sollte Dimitri Pätzold einen Ruf der NHL erhalten und gehen, müssten die Adler zwei neue Goalies verpflichten. Ein weiterer Grund für ausgiebiges Kopfschütteln in Mannheim. Einen neuen, jungen Torwart mit großen Fähigkeiten hätten die Adler-Anhänger sicherlich akzeptiert, ein Vabanque-Spiel nach dieser Saison, die viele Wünsche offen gelassen hat, erzeugt Unbehagen. Es ist schon diesmal nicht gelungen den Wahlspruch Marcus Kuhls "Wir ersetzen Charakter durch Talent" auch nur annähernd zu erfüllen, nun lässt man nach Ron Pasco, Mike Stevens, Stephane Richer und Dave Tomlinson, die sowohl Charakter, Erfahrung und Talent in sich vereinigten, auch den Spieler gehen, der am längsten bei den Adlern war, enormes geleistet hat und der unglaublich an dem Verein und der Stadt hängt. Sein "Rosys Kids Corner" wird wenigstens bestehen bleiben. Rosati hat sich immer in vorbildlicher Weise für krebskranke Kinder eingesetzt. Adler-Marketing-Chef Dag Heydecker erläuterte, man habe vor, einen Verein zu gründen, in dem selbstverständlich Mike Rosati vertreten sein soll. Kein Trost für Pia-Marie, eine frühere Krebspatientin, die jetzt, mit 15 Jahren, geheilt ist, der Familie Rosati aber trotzdem eng verbunden blieb. Sie brach weinend zusammen, als sie vom Abschied erfuhr, stürmte alsdann das Eis und fiel Mike weinend in die Arme, bevor sie Marcus Kuhl zur Rede stellte. Fürwahr, ein trauriger Tag im Mannheimer Stadion. (avb)
Quelle: hockeyweb.de