TEAMREPORT

Die Blueshirts - verachtet oder geliebt
Die Geschichte der New York Rangers

von Robin Patzwaldt


Lester Patrick - eine Legende vom Broadway

An keinem anderen Team der NHL scheiden sich so sehr die Geister wie an den New York Rangers. Umstritten wegen Ihrer Finanz- und Personalpolitik und auch geliebt wegen der großen Tradition. Die Entwicklung der Franchise soll hier im Folgenden zusammenfassend dargestellt werden.

Die New York Rangers sind, zusammen mit den Toronto Maple Leafs, den Montreal Canadiens, den Chicago Blackhawks, den Boston Bruins und den Detroit Red Wings, eines der "Original Six"-Teams, dass heißt eines der Gründungsmitglieder der National Hockey League.
Die Franchisegeschichte begann im Jahr 1926, als die NHL den Betreibern des Madison Square Gardens, einer Organisation von New Yorker Geschäftsleuten, die sich selber gerne als 'Klub der 600 Millionäre' bezeichnete, eine eigene Franchise zusagte.

Unter der Führung dessen Präsidenten Tex Rickard und Conn Smythe entstand schon bald ein erfolgreiches Team. Smythe formte sein Team um eine starke Offensive. Frank Boucher, Bill Cook und sein Bruder Bun bildeten eine starke Sturmreihe. Der Volksmund betitelte das junge Team schnell als "Tex`s Rangers", worauf sich schließlich auch der offizielle Name der Franchise begründen sollte.
Nach internen Streitigkeiten verließ Smythe relativ rasch den Club. Sein Nachfolger sollte Lester Patrick werden, der die ambitionierte Mannschaft schnell zusammenwachsen ließ. Der Lohn war der erste Stanley-Cup Gewinn des Teams bereits nach der Saison 1928. Auch in den Folgejahren blieb die junge Franchise sehr erfolgreich. In sechs Jahren stand man immerhin vier Mal im Finale um den Cup. Ein weiterer Titelgewinn gelang den Mannen vom "Big Apple" im Jahre 1933.

In der folgenden Dekade spielte man weiterhin eine große Rolle in der Liga, musste aber bis 1940 warten, bevor ein weiterer Titelgewinn für die "Blueshirts" gesichert werden konnte.
Die ersten Jahre der Franchise gelten insgesamt allerdings als eine der erfolgreichsten Ären der Ligageschichte. Die Rangers konnten in den ersten 16 Spielzeiten 15 Mal die Endrunde erreichen, drei Titelgewinne bleiben aus dieser Zeitspanne in Erinnerung. Die Folgejahre gestalteten sich da schon schwieriger.
Denn der Traum vom Titel sollte die Rangers anschließend über 54 mehr oder weniger erfolglose Jahre nicht mehr ruhen lassen.
Es gelang zwar noch einige Male sogar die Finalspiele zu erreichen, der ganz große Triumph blieb ihnen aber verwehrt. Der vierte Titelgewinn wollte einfach nicht gelingen.


Eine starke Sturmformation der ersten Stunde
Bill Cook, Frank und Bun Boucher

Der Cup sollte sowohl 1949-50, als man in sieben Spielen gegen Detroit unterlag, als auch 1979, als man zwar den jungen Lokalrivalen aus Long Island im Halbfinale noch niederringen konnte, dann aber im Finale gegen Montreal unterlag, nicht gewonnen werden können. Die treuen Fans der Mannen vom Broadway fragten sich bereits, ob sie den Titelgewinn jemals wieder würden bejubeln dürfen.
Die Träume eines neuerlichen Stanley Cup Triumphs nahmen erst neuerlich Konturen an, als es gelang den Star des Boston College, Brian Leetch, zu draften. 1991 wurden die Ambitionen weiter vorangetrieben: Der Kapitän der Edmonton Oilers, Mark Messier, konnte verpflichtet werden. In ihren ersten beiden Spielzeiten führten diese Beiden die Rangers zu zwei President`s Trophäen. Auch die beiden Protagonisten konnten tolle persönliche Statistiken für sich verbuchen. Sie sicherten sich die Norris- und die Hart- Trophäe.
Da der Traum vom Titel aber auch nach enttäuschenden Playoffs in diesen Jahren allzu früh ausgeträumt war, ging die Verunsicherung der Fans weiter. Im Jahr 1993 verfehlte man anschließend sogar komplett die Endrunde der besten Teams der Liga.



Die Anhänger bekamen dann in der Saison 1993-94 anderes zu sehen. Die Mannschaft kam nur schwer in die Gänge, aber ein großartiger November katapultierte das Team in die führende Position.
Beflügelt durch diese Erfolge gelang der Mannschaft ein toller Lauf. Zum Schluss der Saison notierten die Statistiker Franchiserekorde für 52 Saisonsiege und 112 Punkte.

Zu Beginn der Playoffs gelang ein ungefährdeter Sieg über den Lokalrivalen, die Islanders. Auch die Teams aus Washington und New Jersey konnten die Rangers im Anschluss nicht stoppen. Unter der Führung von Kapitän Mark Messier konnte man, obwohl in der Serie zunächst noch in Rückstand, die Devils knapp in sieben Spielen ausschalten.

Obwohl der bereits mögliche Titelgewinn gegen die Vancouver Canucks in Spiel fünf vor eigener Kulisse noch nicht gesichert werden konnte, gelang das Unterfangen schlussendlich nach Spiel Sieben einer tollen Finalserie am 14. Juni 1994 in New York. Die lange Durststrecke der Fans war endlich beendet.....
Die Erleichterung die sich, nach Beendigung des "Fluchs", in der Stadt ausbreitete verdeutlichte auch ein Transparent eines Fans im Madison Square Garden, der nach dem Spiel entrollte: "Now i can die in peace!" (Jetzt kann ich in Frieden sterben!). Doch der große Triumph der die Stadt einte, sähte Zwiespalt in der Führungsriege der Rangers. Uneinig über die weitere Strategie und Vereinspolitik verliess Coach Keenan die Stadt im Sommer 1994 Richtung St.Louis um dort als Manager und Coach der Blues tätig zu werden.

In Ihrer langen Franchisegeschichte haben die Rangers zwei Spielernummern "retired":
Die Nummer "1" für Eddie Giacomin und die Nummer "7" von Rod Gilbert.


Eddie Giacomin

Eddie Giacomin war einer der größten Torhüter der Hockeygeschichte. Er verbrachte insgesamt elf Jahre mit den Rangers. Er hält noch immer zahlreiche Teamrekorde. Seit 1987 ist er Mitglied der "Hockey Hall of Fame" in Toronto.
Rod Gilbert verbrachte 16 Jahre am Broadway. Er hält noch immer die Rekorde für Punkte. Er war bei acht All Star Games der NHL dabei und ist seit 1982 auch ein "Hall-of-Famer".

Nach dem bisher letzten Titelgewinn 1994 verstanden es die neuen Verantwortlichen allerdings nicht mehr die Rangers-Erfolge zu wiederholen. Trotz riesiger Investitionen dümpelt das Team seit Jahren in den unteren Tabellenregionen. Die inzwischen teuerste Mannschaft der Liga verlangt ihren treuen und zahlreichen Fans eine Menge Geduld ab. Diese Vereinspolitik brachte den Rangers in den vergangenen Jahren viel Kritik ein. Die Blueshirts gelten vielerorts inzwischen als Paradebeispiel dafür, dass man Erfolg nicht kaufen kann.

Auch in der abgelaufenen Spielzeit versagte das Team einmal mehr. Der vor Saisonbeginn mit großen Hoffnungen verpflichtete neue Coach Bryan Trottier wurde zu Beginn des Jahres 2003 gefeuert, da das Team drohte die Playoffs erneut zu verpassen. GM Glen Sather übernahm nun notgedrungen selbst die Verantwortung an der Bande nachdem zuvor alle von ihm angeheuerten Übungsleiter an der Aufgabe in New York scheiterten. Er versprach den Fans bei Amtsantritt als Coach zwar den Erfolg seiner Mission, schlussendlich scheiterte aber auch er selbst an dem Unterfangen die Blueshirts in die Endrunde zu führen.

Bleibt für die Zukunft die spannende Frage, ob sich die millionenschweren Investitionen vielleicht doch irgendwann einmal auszahlen, oder ob erst ein Neuaufbau die Fans in Manhattan wieder jubeln lässt.
Die NHL-Fans in aller Welt werden es mit Interesse verfolgen, den kein anderes Team erhitzt so sehr die Gemüter wie die polarisierenden Millionäre vom Broadway.... (rp)

Quelle : www.eishockey.com


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