Ein Vordenker für die Abwehr

Panther verpflichten mit Shawn Anderson einen erfahrenen Offensivverteidiger

Von unserem Redaktionsmitglied Peter Deininger

Im Bemühen eine Mannschaft für die Zukunft auf die Beine zu stellen, bedienen sich die Augsburger Panther der Vergangenheit. Kürzlich haben sie den Vertragsabschluss mit Rick Girard (Frankfurt Lions) bekannt gegeben, der schon einmal ein Panther war, und gestern sagte ein weiterer alter Bekannter zu: Shawn Anderson von den Nürnberg Ice Tigers. „Er wird bei uns in der Abwehr gemeinsam mit Chris Armstrong einer der Schlüsselspieler sein“, ist Panther-Sportdirektor Lothar Sigl überzeugt.

Der 35-jährige Verteidiger Anderson bewies stets Offensivgeist, wenn es um Vereinswechsel in seiner Karriere ging. In den vergangenen 18 Jahren bestritt der Profi aus Montreal rund 1000 Eishockeyspiele in Kanada, Amerika, Deutschland und Österreich. Genau 274 Begegnungen war er sogar in der Nordamerikanischen Profiliga (NHL) im Einsatz. Buffalo Sabres, Quebec Nordiques, Washington Capitals, Philadelphia Flyers - der Mann mit der Vorliebe für Sushi kennt viele feine einschlägige Adressen in Übersee. In der ersten Runde der NHL-Talentbörse 1986 von den Buffalo Sabres gezogen, konnte der Offensivverteidiger die überaus hohen Erwartungen seiner Arbeitgeber nicht ganz erfüllen und verabschiedete sich deshalb nach Europa. Mit einer Ausnahme (Klagenfurt in Österreich) war er ausschließlich in Deutschland tätig - auch in Augsburg. In der Saison 1999/2000 präsentierte sich Anderson als erfolgreicher Panther. Drei Tore und elf Vorlagen in 34 Partien enthielt damals seine Statistik. Dennoch blieb es bei einem kurzen Gastspiel. Beim sommerlichen Pokerspiel um das Salär gab es keine Einigung. „Anderson war beleidigt, weil wir ihm kein besseres Angebot gemacht hatten“, erinnert sich Sigl, „und unterschrieb dann sogar für ein geringeres Gehalt in Iserlohn.“

Bei den Roosters lief der Offensivverteidiger zu großer Form auf. Mit 12 Tore und 33 Vorlagen war Anderson einer der produktivsten Abwehrspezialisten der gesamten Liga. Wer derart eindrucksvolles Zahlenwerk vorweisen kann, darf auf hoch dotierte Anschlussverträge hoffen. Nürnberg griff zu und verpflichtete „Andy“, so einer seiner Spitznamen, für zwei Jahre. Doch die Sache hatte ihren Haken. Im Defensivkonzept des kanadischen Tigers-Trainers Bob Murdoch konnte Anderson sein Können kaum entfalten, im Frühjahr stand sogar eine Vertragsauflösung zur Debatte. Aber Murdoch ging und bei seinem Nachfolger Mike Schmidt kam der Kanadier wieder besser zur Geltung. In 48 Begegnungen traf er neunmal. „Läuferisch ist er die personifizierte Eleganz auf Kufen“, beschrieb eine Fachzeitung den Stil des Verteidigers. „Anderson hat seine Stärken sicher nicht im eigenen Drittel, sondern dank seiner läuferischen Fähigkeiten im Spielaufbau“, weiß Panther-Sportdirektor Sigl, der seit dem Augsburg-Abschied des Verteidigers regelmäßig Kontakt zu dem Spieler hielt. In den vergangenen Wochen wurde besonders häufig telefoniert. Die Panther samt Trainer Benoit Laporte machten Anderson dessen mögliche Chef-Rolle im neuen AEV-Team schmackhaft. Viel Eiszeit, jede Menge Verantwortung - dem Kanadier gefiel offensichtlich, was er zu hören bekam. In der Nacht zum Freitag traf bei Lothar Sigl das Fax mit dem unterschriebenen Vertrag ein.

In der Abwehr sind die Panther damit nahezu komplett. Sigl: „Wir suchen nur noch einen Spieler.“ Im Angriff gibt es dagegen weiterhin drei offene Planstellen - für einen Mittelstürmer und zwei Flügelstürmer.