125 Jahre Augsburger EV - Der älteste eislauftreibende Verein Deutschlands feiert Geburtstag
Augsburg, 15. Juli
125 Jahre Augsburger EV
Der älteste eislauftreibende Verein Deutschlands feiert Geburtstag
Ein Vereinsgeschichte von Horst Eckert
„Die Eisheiligen“ nannte man die honorigen Kaufleute und Räte der Fuggerstadt
die 1878 den Augsburger Eislauf Verein gründeten. 1878 regierte Kaiser Wilhelm in Deutschland und Märchenkönig Ludwig II in Bayern. Augsburg hatte 60 000 Einwoh-ner (heute 300 000). Ein Arbeiter verdiente bei 10 Arbeitsstunden pro Tag 1.40 Mark ein Pfund Mehl kostete 38 Pfennige und ein Wintermantel 12 Mark.
In dieser Zeit baute man da wo heute das Curt Frenzel-Stadion steht, aus Eigen-mitteln der Gründerväter eine Eissportanlage mit zwei Bahnen und einem Holzhaus mit Restaurant und Musikpavillon. Die Mitglieder hatten eine Bahn, die andere Fläche war für das Volk, das fünf Pfennige Eintritt bezahlen mußte. Dieser Teil wurde im Volksmund „Fünferleis“ genannt.
Der Gewinn aus der Anlage wurde angelegt. Um die Jahrhundertwende hatte der AEV rund 12 000 Goldmark Vermögen. 1914 waren es 112 000 Mark, von denen die patriotischen Klubherrn 90 000 Goldmark dem Kaiser als Kriegsanleihe gaben.
Der Krieg (1914-18 ) ging verloren, das Geld und die Basis für eine geplante Kunsteisanlage waren weg.
Man startete mit drei Eishockeyvereinen
Mitte der 30er Jahre gab es in Augsburg drei Eishockeyklubs. Einmal den EC Augsburg, dann die Eishockeyabteilung des TSV 1847 Schwaben und den AEV.
Die Schwaben schafften es bis in die höchste Spielklasse in Bayern. Dann kam der 2. Weltkrieg. Man spielte mit einer Kriegs-Spielgemeinschaft Schwaben/AEV.
Nach dem Krieg (1939-45) waren alle Vereine in Bayern verboten. Einige „Nicht-Parteimitglieder gründeten des Hockey Club Augsburg (HCA) als AEV-Nach-folgeklub. Mit zahlreichen lettischen Nationalspielern (Konecki, Weide, Anson) schaffte man 1948 die Nummer eins im Süden zu werden. Da man kein Kunsteis hatte, wanderten die guten Spieler ab (Krefeld, Riessersee). Der HCA wurde nach unten durchgereicht. Höhepunkt war das 1:31 beim EV Füssen. Ihm folgte dann einige Jahre der AERV (R= für Rollschuhsport) und 1962 wurde der alte AEV wieder aufgeweckt.
1962 kam die große Wende
Der Verleger der Augsburger Allgemeinen Zeitung, Curt Frenzel, übernahm den Verein mit 15 000.-DM Verbindlichkeiten, nur 62 Mitgliedern und einer viertklassigen Eishockeymannschaft. Er entschuldete den Verein und nach sechs Jahren spielte der AEV in der Bundesliga I, hatte 3 000 Mitglieder und ein Vermögen von 200 000 .-DM. Nach dem Tod von Curt Frenzel 1970 ging es langsam aber stetig nach unten.
Schulden häuften sich an, die guten Spieler gingen weg, die Fans blieben aus.
Es folgte der Konkurs in den 80er Jahren und der AEV spielte mit dem Titel „i.K.“ (in Konkurs) Danach erholte sich der Verein langsam. Der heutige Sportdirektor Lothar Sigl und sein Freundeskreis holten zusammen mit Konkursverwalter Herwig Lödl den AEV in die Normalität zurück. Man haushaltete kaufmännisch und schaffte 1994 den Aufstieg in die Bundesliga und die Mitgliedschaft in der DEL. Seither gehören die Panther aus Augsburg der höchsten Spielklasse an und haben wieder einen großen Kreis von Fans. Der AEV hat noch eine Amateurmannschaft. Präsident des Vereins ist Panther-Geschäftsführer Karl-Heinz Fliegauf in Doppelfunktion.
Die großen Namen der AEV-Geschichte
Es gab in den 125 Jahren Vereinsgeschichte des AEV große Persönlichkeiten und Sportler, die man nicht vergessen sollte.
Prof. Carl v. Linde, der Erfinder der Kunsteisbahn (DRP 1250,1873). Diese erste Kunsteismaschine steht heute im MAN-Museum Augsburg.
Fred Nieder, Augsburgs erster Nationalspieler. Er spielte für AEV, HCA und Krefelder EV. 1945 war er Spieler, Trainer und Vorsitzender des HCA.
Alfa Anson, in den 50er Jahren einer der besten Torhüter Europas, lettischer Fußball- und Eishockeynationalspieler. Er ging dann über Bad Nauheim nach USA, wo er im Jahr 2000 verstarb.
Erich Konecki, lettischer Nationalspieler und einer der besten Puckjäger Europas in den 50er Jharen. ER ging von Augbsurg nach Krefeld wo er mit dem KEV und den Preußen 1951 und 1952 als Spielertrainer deutscher Meister wurde. Bei der WM 1955 trainierte er die deutsche B-Nationalmannschaft, die in der B-Gruppe spielt.
Curt Frenzel, Zeitungsverleger und Ehrenpräsident des AEV. Er holte den AEV aus dem Keller und führte ihn bis in die Bundesliga.
Martin „Bolly“ Beck, Nationalspieler und Vizeweltmeister aus Füssen führte den AEV zuerst als Spielertrainer und dann als Cheftrainer von der dreitren in die erste Spielklasse.
Xaver Unsinn, der erste Bundesligatrainer des AEV 1968-70. Er baute aus dem Auf-stiegsteam eine Klassemannschaft, die sich in der Bundesliga etablierte.
Paul Ambros, Nationalspieler aus Füssen kam zum drittklassigen AEV und führte das Team bis in diie Bundesliga. Heute ist er der einzige Ehrenspielführer des AEV.
Vladimir Dzurilla, mit der CSSR dreimal Weltmeister, hütete das AEV Tor 1978 und wurde zum großen Publikumsliebling.
Bekannte Nationalspieler im AEV-Trikot: (x = aus eigenem Nachwuchs): Fred Nieder (x), Paul Ambros, Ernst Köpf sen., Udo Kießling, Ernst Höfner (x), Holger Meitinger (x), Leonhard Waitl, Harry Lindner, Klaus Merk (x), Sepp Klaus (x), Rainer Blum (x), Miroslav Nentvich (x), Dusan Pasek, Jaroslav Pouzar,, Vladimir Dzurilla, Josef Capla, Dieter Medicus, Georg Kink, Reinhold Bauer, Harald Birk, Franz Funk, Robert Merkle, Albert Loibl, Klaus Mangold, Carl Brewer, Martin Hinterstocker,
Paul Sommer, Wolfgang Rosenberg, Rupert Meister, Andreas Kink, Duanne Moeser.
Bekannte AEV-Trainer: Henner Langhans, Martin Beck, Xaver Unsinn, Mike Daski, Hans Rampf, Josef Capla, Gerd Junghanns, Carl Brewer, Jouni Samuli, Marian Hurtik, Hein Zerres, Dave Sherlock, Gunnar Leidborg, Gary Prior, Chris Reynolds.
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