Dickes Blut in den Adern der Panther
Von unserem Redaktionsmitglied Milan Sako
Tirza Quell pikst die Ohrläppchen der Eishockey-Profis an und muss schon gehörig drücken, bevor ein Tropfen zum Vorschein kommt. „Das Blut ist zu dick, die trinken zu wenig“, stöhnt die Medaktiv-Mitarbeiterin, die die Ausdauer der Sportler mittels Laktat-Test überprüft. Egal ob sich John Miner, Colin Beardsmore, Xavier Delisle oder Francois Fortier auf dem Fahrrad abstrampeln, Tirza Quell hat bei jedem die gleichen Schwierigkeiten, die mit der tropischen Hitze zusammenhängen. „Die Jungs verlieren pro Trainingseinheit rund zweieinhalb Liter Wasser. Aber auch wenn sie viel trinken, können sie den Flüssigkeitsverlust kaum ausgleichen, weil es eben so heiß ist“, erklärt Dr. Dietmar Sowa. Das Blut ist zu dick.
Der Mannschaftsarzt der Panther überwacht den Test, dem sich am Montag einige AEV-Kanadier unterziehen müssen, die in der vergangenen Woche in Augsburg eintrafen. Seit kurzem arbeiten die Panther in der medizinischen Betreuung mit einem neuen Partner zusammen und wechselten von Revital in Königsbrunn zu Medaktiv. Als hätten sie am Vormittag in der ersten Eis-Einheit des einwöchigen Trainingslagers in Augsburg nicht schon genug geschwitzt, laufen den Profis auch in dem Raum am Alten Postweg dicke Schweißperlen über die Haut. Mittels „Spiroergometrie“ werden die Leistungsfähigkeit und der aktuelle Stand im Bereich Ausdauer überprüft, wie Dr. Sowa erklärt. Die Kufenkünstler sitzen mit Maske auf dem Fahrrad und müssen mit steigender Belastung strampeln. Je schneller sich die Sportler nach der Anstrengung erholen, desto mehr haben sie im Sommer trainiert.
In den Liegestütz fallen
Bevor die Eishockeyspieler auf das Ergometer-Rad steigen, überprüft Physiotherapeut Tiberius Kiss die Koordination und Reaktion. Eine der Übungen: Aus dem Stand müssen die Männer in den Liegstütz fallen. Das klingt einfach, aber es kostet doch ein wenig Zeit, bis die Kanadier verstehen, was sie machen sollen. Aber schließlich sind alle Neuankömmlinge durchgecheckt. „Mit dem Leistungsstand bin ich zufrieden. Natürlich gibt es Ausschläge nach oben und unten, aber Rückstände können ja noch aufgeholt werden“, erklärt Sowa. Der Mannschaftsarzt wird zusammen mit Trainer Benoit Laporte die Test-Ergebnisse analysieren und entsprechend seinen Trainingsplan gestalten. Defizite können dann individuell an den Kraftmaschinen noch aufgearbeitet werden. Allerdings nicht in dieser Woche, denn jetzt schindet Laporte seine Truppe bereits zur Genüge. Zweimal täglich geht es bis Freitag auf das Eis.
Vor und nach jeder Einheit zeigt der mit dem Trainer befreundete Fitnesscoach Raffaele Tendi, wie sich die Panther-Profis richtig aufwärmen oder nach dem Training die Muskeln dehnen sollen. Auch während der Übungsstunde steht Tendi auf oder neben dem Eis und hilft dem Coach. Allerdings hat es der Italiener wesentlich angenehmer, da er mit kurzer Hose und T-Shirt umher springt, während die Panther mit ihrer dicken Montur bepackt bisweilen nach Luft japsend an die Bande lehnen.
„Ooooh, that’s brutal“, stöhnt fast ein jeder nach dem letzten Pfiff des Coaches. „Manchmal bekommt man einen Schwall heiße Luft ins Gesicht und meint, dass man von einem Föhn angeblasen wird“, schildert Magnus Eriksson die Bedingungen im offenen Curt-Frenzel-Stadion. Zumal Benoit Laporte seine Spieler gehörig umherscheucht und mit lauten Anweisungen schon beim Training unmissverständlich verdeutlicht, wer der „Boss“ ist. „Wenn wir so konzentriert weiter arbeiten wie an den ersten Tagen, könnte es eine gute Saison werden. Es ist mehr Tempo drin als im Vorjahr. Außerdem will der Trainer Resultate sehen. Es reicht nicht, wenn man im Training da ist und mitmacht“, erzählt Torhüter Magnus Eriksson. Der Schwede besitzt genügend Vergleichsmöglichkeiten, da er bereits seine dritte Saison bei dem DEL-Klub aus Augsburg in Angriff nimmt.
Wasserski am Baggersee
Noch aus seiner Zeit im AEV-Nachwuchs kennt Torsten Fendt die Bedingungen im offenen Eisstadion. Ihm dürfte es mittlerweile nichts ausmachen, doch der Verteidiger sagt: „An die Hitze gewöhnst du dich nie.“ Doch glücklicherweise kam zuletzt der Spaß nicht zu kurz. Auf Einladung von Panther-Fan Jürgen Koppold badeten die Spieler gemeinsam am Friedberger Baggersee, fuhren Wasserski und grillten Steaks. Erholung muss sein und schließlich kann das dicke Blut ausnahmsweise auch mit einem Bier verdünnt werden.