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Silvio Berlusconi
„Mussolini hat niemanden getötet“
Mit verharmlosenden Äußerungen über den faschistischen Diktator hat Italiens Ministerpräsident für neuen Wirbel gesorgt. Inzwischen bemüht sich Berlusconi um Schadensbegrenzung.
„Mussolini hat niemanden getötet, er hat die Menschen in Zwangsurlaub geschickt“, sagte Silvio Berlusconi in einem Interview britischer Journalisten, darunter der Chefredakteur des Magazins The Spectator.
Die Äußerungungen über Mussolini (1883-1945), der zusammen mit Adolf Hitler den Zweiten Weltkrieg geführt hatte, machte Berlusconi, nachdem er nach einem Vergleich zwischen Mussolini und dem gestürzten irakischen Diktator Saddam Hussein befragt worden war. Der italienische Faschismus sei „weitaus gutartiger“ als das Regime Saddam Husseins gewesen, sagte Berlusconi.
Berlusconi: Habe als „Patriot, als wahrer Italiener“ gehandelt
Inzwischen versucht Berlusconi seine Äußerungen über Mussolini zu relativieren. Er habe den faschistischen Herrscher nicht „neu bewerten“ wollen, sagte Berlusconi. Vielmehr habe er als „Patriot, als wahrer Italiener“ auf einen für ihn inakzeptablen Vergleich zwischen Mussolini und dem gestürzten irakischen Staatschef Saddam Hussein reagiert. Die Linke werfe ihm nun vor, dem Faschismus nachzutrauern. Das sei so absurd, dass er den Vorwurf nicht einmal dementieren wolle.
Dies sei faktisch eine „Rechtfertigung des Faschismus“, sagte Fabio Mussi, ein führender Abgeordneter der oppositionellen Linksdemokraten. Berlusconi führt seit Frühjahr 2001 eine Mitte-Rechts-Regierung, an der auch die ex-neofaschistische Nationalallianz beteiligt ist.
In einem bereits vor einer Woche veröffentlichten ersten Teil des Interviews hatte er die italienischen Richter als „geistesgestört“ beschimpft. Dafür wurde er ebenfalls heftig kritisiert.
(sueddeutsche.de/dpa/AP/AFP)