NRZ vom 18.10.2003
Glanzidee mit Goldhand
EISHOCKEY / "Oh, wie ist das schön!" Die DEG feiert vor 5586 Zuschauern an der Brehmstraße einen Kantersieg über zahme Panther aus Augsburg. Auch dank einer starken zweiten Reihe.
Der Gedanke ist der Umweg des Gefühls auf dem Weg zur Tat. Ein schlauer Satz, von dem sich DEG-Trainer Michael Komma vor dem gestrigen Treffen mit den Augsburger Panthern leiten ließ. Als er nämlich, nach dem Ausfall des an der Leiste gezerrten Centers Tore Vikingstad, seine neue zweite Angriffsreihe kreierte. Der Weg jener Blockgeburt vom Trainerkopf übers Papier aufs Spielfeld entpuppte sich als Glanzidee. Wirbelwind Magnussen, Goldhändchen Brittig und Blocker Hart degradierten die Raubkatzen in der Abwehr zum Hühnerhaufen. Das glatte 7:1 (4:1, 1:0, 2:0) begeisterte nicht nur die 5586 Fans. Es war der höchste DEG-Sieg seit der Rückkehr in die DEL im Jahr 2000.
Und die Tanks, in denen für gewöhnlich das so wichtige Selbstvertrauen der Protagonisten schlummert, sind vor dem morgigen Rhein-Derby in Krefeld voller denn je. Nach exakt einem Viertel der DEL-Vorrunde bietet sich jedenfalls die günstige Gelegenheit, sich mit einem "Sechser" im Rennen um Play-off-Platz acht zurückzumelden. Das setzt einen Sieg in der Rheinlandhalle voraus.
Karg machte seinem Nachnamen alle Ehre
Das gestrige Duell der Reservetorsteher, Alexander Jung gegen Steffen Karg, dauerte nur fünf Spielminuten und 36 Sekunden. Der Ex-Schwenninger Karg machte seinem Nachnamen alle Ehre, bekam bei seinem zweiten Starteinsatz keinen Puck zu fassen. Zweimal lupfte Mathias Hart in Überzahl torwinkelhoch ein. Dann traf Pellegrims verdeckt aus der Distanz zum 3:0. AEV-Trainer Benoit Laporte holte den offenbar entnervten 24-Jährigen vom Eis, schickte seinen Stammkeeper Jonas Eriksson trotz Kopfschmerzen, eine Folge einer leichten Gehirnerschütterung, zwischen die Stangen.
Viel bekam der Schwede nicht zu tun. Torys Beinschuss zum 4:1 war gerade die fünfte gute Chance der Gastgeber im ersten Drittel. Eine klasse Vollstreckerquote!
Augsburg wusste lediglich nach Andersons Anschluss zwei, drei Minuten druckvoll zu überzeugen. Im Mitteldrittel rannten sich die Gäste aber ständig in der DEG-Deckung fest. Großchancen gab es kaum. Magnussens Abstauber zum 5:1 war der dritte Überzahltreffer im fünften Versuch. Und Christian Brittigs vierte von von fünf Torvorlagen. Der 37-jährige Landshuter untermauerte im DEG-Dress erstmals die Berechtigung seines langjährigen Spitznamen: die "goldene Hand".
Ovationen auf den Rängen forderte Kreutzers 6:1 und Magnussens 7:1 heraus: "Oh, wie ist das schön!" Müßig zu erwähnen, dass die Fuggerstädter jeweils wieder in Unterzahl auf dem Eis standen. Und ihrerseits sechs Powerplays kläglich versiebten. So chancenlos wie gestern der Tabellenvierte war in dieser Saison nur Hannover. Da aber traf die DEG bekanntlich nur einmal das Tor.
Kein Wunder, dass sich Trainer Komma nach dem Match aufgeräumt wie selten präsentierte: "Nach dem 3:0 ist alles für uns gelaufen", frohlockte der Tölzer. "Wir hatten auch ein bisschen mehr Glück als in den Spielen zuvor."
MICHAEL RYBERG