Ausgerechnet jetzt kommt der FC Bayern aus dem Tritt
von Armin Grasmuck
Mönchengladbach - - Roy Makaay machte keinen Hehl aus seinen Zweifeln. "Wenn wir in Lyon so spielen wie in Mönchengladbach, gibt es dort kein 0:0", sagte der Niederländer mit Blick auf das Champions-League-Spiel am Dienstag bei Olympique Lyon (20.45 Uhr/Sat.1 und Premiere).
Nach einer enttäuschenden Vorstellung war der Meister bei Borussia Mönchengladbach nicht über ein torloses Unentschieden hinaus gekommen. "Wir haben unser Ziel, hier drei Punkte zu holen, nicht erreicht", ärgerte sich Trainer Ottmar Hitzfeld, "gerade in der ersten Halbzeit haben wir eine schwache Leistung gezeigt."
Er wertete das 0:0 nicht nur als Rückschlag im Kampf um die Tabellenführung - als Fünfter liegen die Bayern schon vier Punkte hinter Leverkusen -, sondern auch als falsches Zeichen für die anstehenden Aufgaben. Mit dem Spiel in Lyon startet der FC Bayern in eine Serie höchst bedeutsamer Begegungen: Bis Mitte November müssen Michael Ballack und Co. in der Bundesliga unter anderem beim FC Schalke und gegen Borussia Dortmund antreten, außerdem stehen das DFB-Pokal-Spiel gegen den 1. FC Nürnberg und das Rückspiel gegen Lyon mit dem früheren Bayern-Stürmer Giovane Elber an.
Gemessen am Auftritt in Gladbach werden die Münchener große Mühe haben, ihre Titelambitionen in allen drei Wettbewerben aufrecht zu erhalten. Gegen die Borussia, qualitativ wesentlich schwächer besetzt als der Rekordmeister, konnten sie sich über 90 Minuten kein klares Übergewicht erspielen. Die defensive Ausrichtung mit den Abräumern Jens Jeremies und Martin Demichelis im Mittelfeld erwies sich als Fehlentscheidung, der Bayern-Angriff konnte sich kaum in Szene setzen. Hitzfeld: "Deswegen habe ich in der Halbzeit einen taktischen Wechsel vorgenommen, Danach haben wir besser kombiniert, uns fehlte aber bis zum Ende der entscheidende Pass in die Spitze."
Die Folge: Torjäger Makaay trat bis zu seiner Auswechslung in der 75. Minute nicht in Erscheinung, auch Claudio Pizarro blieb erfolglos. Es mangelte an Unterstützung aus dem Mittelfeld. Ballack, sonst für die Ideen verantwortlich, kam nicht über die Rolle des Mitläufers hinaus. Er schien einmal mehr gehandicapt durch die Knöchelverletzung, die ihn seit Wochen plagt.
Ein Zustand, den Uli Hoeneß für untragbar hält: "Michael Ballack kann nicht die ganze Woche auf der Massagebank verbringen und dann am Samstag 90 Minuten den Platz rauf und runter laufen. Das hat man heute deutlich gesehen." Auf die hohe körperliche Belastung auch der anderen Nationalspieler im Bayern-Kader führte der Manager den zerfahrenen Auftritt am Bökelberg zurück: "Unsere Spieler waren in den vergangenen 14 Tagen wieder auf der ganzen Welt unterwegs. In der Länderspiel-Pause haben wir unseren Rhythmus verloren."
Die Siege der Konkurrenz aus Leverkusen, Stuttgart und Dortmund nahm er mit ernster Miene zur Kenntnis: "Wir haben die Champions-League-Belastung, da ist es natürlich sehr schwer, den anderen so davon zu rennen wie in der vergangenen Saison. Das ist aber keine Vorentscheidung." Hoeneß ist auch davon überzeugt, "dass sich die Mannschaft in Lyon ganz anders präsentieren wird". Fraglich ist der Einsatz des angeschlagenen Demichelis.