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Eishockey/DEL/KORR/
(Zusammenfassung 1415)
Nach Posse von Hannover: Nürnberg will Punkte - DEL muss entscheiden
Von Frank Thomas, dpa =
Berlin (dpa) - Nach dem Eklat von Hannover herrscht bei den
Eishockey-Teams der Scorpions und der Nürnberg Ice Tigers helle
Aufregung. Die Franken forderten am Montag in einem Schreiben an die
Deutsche Eishockey-Liga (DEL) die Punkte für die Partie ein, die tags
zuvor wegen völlig verschmutzten Eises in der Preussag-Arena abgesagt
werden musste. DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke bestätigte der dpa
das Vorliegen des Einspruchs und bat umgehend die Verantwortlichen
der Hannover Scorpions zu einer Stellungnahme.
«Wenn höhere Gewalt vorliegt, wird die Partie neu angesetzt.
Sollte aber ein eindeutiges Versagen des Gastgebers vorliegen, wird
die Partie mit 5:0 Toren und drei Punkten für Nürnberg gewertet», gab
sich Tripcke zunächst diplomatisch, fügte dann aber hinzu: «Im Moment
kann ich die höhere Gewalt nicht erkennen.» Der DEL-Chef erwartet auf
jeden Fall eine Entscheidung bis zum Mittwoch.
Das Match in der Preussag-Arena war am Sonntag 90 Minuten nach dem
eigentlichen Spielbeginn wegen schlechter Eis-Qualität abgesagt
worden. Am Freitag hatte man die Halle für das Handball-Länderspiel
Deutschland - Russland mit Holzbohlen ausgelegt, die erst am
Sonntagmorgen entfernt wurden. Diese Bohlen hatten das Eis so stark
verunreinigt, dass sich unter den Pfiffen von 4000 Fans die
Verantwortlichen vergebens bemühten, die Fläche bespielbar zu machen.
Hintergrund der Panne ist, dass der Eismeister der Preussag-Arena
derzeit in Hongkong in Urlaub weilt und sein Vertreter, der ansonsten
die Halle in Wedemark betreut, in die besonderen Modalitäten nicht
eingeweiht war. So hätte das Eis bereits am Samstag beräumt und dann
0,5 Zentimeter stärker als üblich abgetragen werden müssen.
«Unmöglich und nicht zu verstehen. Die Reise hat uns 5000 Euro
gekostet, nicht zu rechnen die Kosten für unsere rund 100 Fans, die
nach Hannover gereist waren», erklärte Nürnbergs Manager Otto Sykora.
«Wir finden den Einspruch angemessen, da es sich nach unserer Ansicht
um ein Versäumnis der Scorpions handelt. Zwischen Freitag und Sonntag
lag eine ausreichende Zeitspanne, um für eine ordnungsgemäße
Spieldurchführung zu sorgen», begründete Geschäftsführer Oliver
Schüler die Nürnberger Forderung.
Tatsächlich scheint die Absage offensichtlich ein hausgemachtes
Problem der Scorpions zu sein. «Es ist peinlich, dass der Aushilfs-
Eismeister nicht richtig eingewiesen wurde. Die Arena sollte die
Schuld nicht bei anderen suchen, sondern ihre Hausaufgaben machen»,
versuchte Hannovers Geschäftsführer Jochen Haselbacher aber den
«Schwarzen Peter» bei der Preussag-Arena zu suchen. Dagegen wehrt
sich Rafael Voigt, der Geschäftsführer der Arena, der den Standpunkt
vertritt, dass die von den Scorpions eingesetzte und offensichtlich
überforderte Crew eher hätte die Arbeit aufnehmen müssen.
Doch auch die Nürnberger haben ein internes Problem, denn nicht
Schiedsrichter Gerhard Müller hatte die Verantwortung für die
Spielabsage übernommen, sondern beiden Trainern das Urteil
überlassen. Sowohl Gunnar Leidborg (Hannover) als auch Greg Poss
(Nürnberg) hatten nach Absprache mit ihren Spielern wegen zu hoher
Verletzungsgefahr für eine Neuansetzung plädiert. Poss bestätigte
dies am Sonntag in der Pressekonferenz, während Sykora von der
Abmachung der Trainer angeblich nichts wissen will. «Wenn davon die
Rede gewesen wäre, dass wir die Punkte freiwillig abgeben sollen,
hätte ich der Spielabsage nie zugestimmt», erklärte Leidborg, nach
Bekanntwerden des Antrags der Ice Tigers.
dpa ft yybb lt
191416 Jan 04