„Zu 85 Prozent“
Sie hatten spielfrei, die Hannover Scorpions, aber tatenlos war Marco Stichnoth deswegen noch lange nicht. Während die Konkurrenz in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) um Punkte kämpfte, arbeitete der Geschäftsführer des Schlusslichts an einem Transfer, der seiner Mannschaft in der Tabelle schleunigst nach oben verhelfen soll. Dan Boyle, ein Verteidiger aus der nordamerikanischen Profiliga NHL, soll noch am Wochenende nach Hannover kommen. Im Spiel am Sonntag bei den Hamburg Freezers (14.30 Uhr) wird er wie Trainer Gunnar Leidborg (Gehirnerschütterung), Fredrik Öberg (Innenbanddehnung) und Peter Abstreiter (private Gründe) aber noch nicht zur Verfügung stehen.
„Der Transfer ist zu 85 Prozent perfekt“, erklärte Stichnoth gestern nach zahlreichen Telefonaten mit dem Agenten von Boyle, der bereits am Dienstag im Heimspiel gegen die Nürnberg Ice Tigers sein Debüt im Scorpions-Dress geben soll. Allerdings hat die Sache einen Haken: Der 28-Jährige wird nur so lange in Hannover bleiben, wie die Aussperrung der NHL-Profis durch deren Klubbesitzer andauert. Sobald sich beide Seiten auf einen neuen Gehaltstarifvertrag geeinigt haben und die NHL-Saison beginnt, würde Boyle wieder im Flugzeug Richtung Übersee sitzen. Das kann schon nach dem nächsten Verhandlungstermin in einigen Wochen sein.
Dass die Scorpions das Risiko eingehen und lieber den Kanadier verpflichten möchten als den Amerikaner Deron Quint, der sich auch in der engeren Wahl befindet und bis zum Saisonende in der DEL bleiben würde, hat mit Boyles Klasse zu tun: Er ist der überragende Verteidiger des NHL-Meisters Tampa Bay Lightning und kam in der Vorsaison in 101 Spielen auf 49 Scorerpunkte.
„Quint ist ein solider Verteidiger, aber durch Boyle erhoffen wir uns den Schub, den wir jetzt dringend gebrauchen können“, sagte Stichnoth, dessen letzte Zweifel ausgerechnet ein Gegner zerstreute. Marco Sturm, der die NHL-Spielpause in Ingolstadt überbrückt, riet dem Scorpions-Geschäftsführer ausdrücklich zur Verpflichtung des offensivstarken Abwehrspielers.
Quelle: Hannoversche Allgemeine Zeitung