EHC Biel verpflichtet den kanadier kim collins
Montag 6 Dezember 2004
Emotional und ein Perfektionist
Auf der Suche nach einem neuen Trainer ist der EHC Biel am Wochenende fündig geworden zu sein: Der bald 43-jährige Kanadier Kim Collins (Ex-Sierre) soll Biel neuen Schwung verleihen.
Als es am Samstagabend in der Begegnung gegen Ajoie wieder einmal harzte im Bieler Spiel, da riefen die Stehplatzzuschauer im Chor den Namen von Paul Gagné. Doch der einstige Publikumsliebling, der zusammen mit Shawn Heaphy über einige Jahre die Szene in Biel massgeblich mitprägte und die Mannschaft nach Beendigung der Aktivkarriere während der Saison 1999/2000 trainierte, wird nicht Trainer des EHC Biel. Auch nicht Mike McParland, der Biel eine Absage erteilte, auch nicht Riccardo Fuhrer, der in Bolzano bleibt, auch nicht Richmond Gosselin, der auch mitgehandelt worden ist.
Das Rennen machte der 43-jährige Kim Collins. Der Kanadier sass schon am Samstag auf der Osttribüne, füllte sein Notizbuch eifrig und sagte in der zweiten Drittelspause dem «Bieler Tagblatt»: «Ja, ich bin da, und ich bin interessiert. Doch alles ist noch am Anfang. Daher kann ich jetzt nicht mehr sagen.» Auf die Frage, wie es denn um den EHC Biel stehe, sagte der frühere Assistent von Team Kanada: «Die Organisation gefällt mir nicht. Da gibt es viel Arbeit für den neuen Trainer.» Beim EHC Biel war man verständlicherweise zurückhaltend, da bis zu diesem Zeitpunkt keine näheren Kontakte stattgefunden haben. Gestern wurde weiterverhandelt, schliesslich wurden sich die beiden Parteien einig. Collins kehrte danach kurzfristig in seine Heimat nach Deutschland zurück. Heute wird er der Mannschaft und der Öffentlichkeit vorgestellt. Der erfahrene Kim Collins, der auch ein jährliches Nachwuchs-trainingslager in Deutschland betreut, gilt in der Szene als «Eishockeyverrückter», der sich 24 Stunden am Tag dem Sport widmet. «Er ist einer, der voll mitlebt, der Emotionen zeigt und ins Spiel bringt. Er ist stark im Detail und in der Vor- und Nachbereitung eines Spiels», sagt Collins Manager Roland Habisreutinger, der schon NHL-Spieler Ben Clymer zum EHC brachte. Vor wenigen Wochen wurde Kim Collins bei den Frankfurt Lions als Co-Trainer verpflichtet. Schon wenige Tage später wurde er als Headcoach bei den Kölner Haien ins Spiel gebracht, ohne dass es zu einem Abschluss gekommen wäre. In der Schweiz kennt man Collins, dessen Ehefrau und Tochter in Deutschland in Deggendorf leben, vom HC Sierre. 2002 kam er von Schwenningen und blieb bis zum Ende der Spielzeit 2004. Allen Bielern ist bekannt, dass er mit Sierre im NLB-Final im Frühjahr dem EHC Biel alles abverlangt hat. Am 19. Januar teilt Sierres Klubführung mit, dass der Vertrag nicht verlängert wird, was Collins und das Team zusätzlich motivierte. Ab diesem Zeitpunkt ging es nämlich steil bergaufwärts. Einer, der Collins in den Play-offwochen zur Seite stand, war Egon Locher. Der Siderser Nachwuchstrainer und Vater von EHC-Torhüter Martin Zerzubens Freundin Vanessa, hat Collins auf Anfrage der EHC-Verantwortlichen den Bielern empfohlen. Da der Kontakt Locher-Zerzuben eng verläuft, darf auch davon ausgegangen werden, dass die Empfehlung aufrichtig ist. Egon Locher zum BT: «Ein harter Trainer, der zu den Spielern auf Distanz bleibt und nicht so schnell Freundschaft schliesst.» Collins sei ein Verfechter des kompakten Defensivsystems. «Wir hatten mit ihm Erfolg, weil er ein gut organisiertes System hatte und mit Kontern auf Erfolg aus war.» Auch wenn Biel eher offensiv ausgerichtet ist, macht sich Locher keine Sorgen. «Biel ist defensiv enorm anfällig. Ich denke, dieser Trainer kommt für die Mannschaft im richtigen Moment.» Locher denkt an Martin Zerzuben, der überbeschäftigt ist, er denkt an die vielen Überzahlsituationen des Gegners. Die Denkweise geht aber noch weiter: Will Biel mit dem Aufstieg tatsächlich eines Tages liebäugeln, dann sind Spielkonzepte wie jenes von Collins gefragt. Trotzdem gab es in Sierre Probleme, die Locher aber nicht hochstilisieren will. «Am System änderten wir gar nichts. Collins wollte alleine coachen und als es nicht lief, haben wir ihn auf der emotionalen Ebene unterstützt.» In Biel wird der frühere AHL-Stürmer Kim Collins vorerst mit Alex Reinhard ein Duo bilden.